Weiterhin sind zahlreiche Geschäfte sowie Restaurants und Hotels in VS geschlossen. Foto: Mario Hoesel – stock.adobe.com

Der Schwenninger Unternehmer Patrik Seemann wendet sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Jürgen Roth, Landrat Sven Hinterseh sowie Landes- und Bundespolitiker und fordert die umgehende Öffnung von Einzelhandel und Gastronomie – basierend auf einer eigens unternommenen Umfrage.

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Villingen-Schwenningen - Patrik Seemann ist Geschäftsführer der Seemann Unternehmensgruppe in Schwenningen und schreibt in seinem Brief an den OB: "Als langjähriges Familienunternehmen sind wir in der Industrie, aber auch im Online- und Einzelhandel tätig. Die aktuelle Situation ist für mich als Unternehmer, der sich tagtäglich für seine Mitarbeiter, deren Familien und die Unternehmung an sich verantwortlich zeichnet, schlicht unerträglich. Aus diesem Grund habe ich mir erlaubt, eine Umfrage unter den, von dem staatlichen Lockdown in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie betroffenen Unternehmern in Villingen-Schwenningen durchzuführen." Das Ergebnis dieser Umfrage zeige einerseits deutlich, wie dringend die Notwendigkeit der Öffnung sei, andererseits wie verantwortungsvoll die Unternehmer mit der pandemischen Gefahr umgingen.

Seemann schildert die Auswertung der Befragung so: "Die Tatsache, dass 42 Prozent der befragten Unternehmer ihre aktuelle Situation als tendenziell existenzgefährdet bewerten und elf Prozent sogar angeben, dass sie die finanzielle Belastung des Betriebs gar nicht mehr oder höchstens noch wenige Wochen durchhalten können, zeigt wie ernst die Lage ist."

Existenzielle Ängste

Neben den Unternehmern selbst seien auch Arbeitsplätze in großer Gefahr, 33 Prozent der Befragten gaben demnach an, dass sie infolge der staatlichen Einschränkungen bereits Personal abbauen mussten. "Es ist dringend angezeigt, die Sorgen und Nöte der Einzelhändler und Gastronomen endlich ernst zu nehmen, denn die Belastungsgrenze ist längt überschritten", appelliert Seemann. 77 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass sie als Unternehmer in Hinblick auf den Lockdown emotional tendenziell sehr belastet sind. 15 Prozent gaben sogar an, persönlich "nicht mehr zu können".

Deshalb ruft Seemann auf: "Diese Gruppe besteht zum großen Teil aus Kleinunternehmern, die sich teilweise über Generationen hinweg durch unermüdliche und ehrliche Arbeit eine Existenz aufgebaut haben und vielen Mitarbeitern Arbeit geben. Diese Menschen dürfen jetzt nicht durch realitätsfremde Politik im Stich gelassen werden. Ich sehe Sie als Oberbürgermeister, als Landrat und als politische Vertreterinnen und Vertreter auf Landes- und Bundeseben in der Pflicht, Ihrer Verantwortung auch gegenüber den Einzelhändlern und Gastronomen in diesen schwierigen Zeiten gerecht zu werden."

"Kein Pandemietreiber"

Laut Seemanns Umfrage würden die Betroffenen jedoch nicht nur klagen und fordern, sondern seien auch bereit, weitere Maßnahmen, die eine Öffnung ermöglichen, zu unterstützen. "Alle befragten Unternehmen haben in weitreichende und wirksame Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen investiert. 68 Prozent der Befragten würden auch weitere Investitionen in die Hygiene und Sicherheit tätigen, wenn dadurch ein uneingeschränkter Geschäftsbetrieb in Aussicht gestellt würde", schreibt Seemann. Sogar 96 Prozent der Befragten halten den Besuch ihres Unternehmens bereits aufgrund der bestehenden Hygienemaßnahmen für sicher. "Diese Selbsteinschätzung der Unternehmerinnen und Unternehmer, sowie die bereits bestehenden Maßnahmen lassen es vermuten, dass der Einzelhandel kein Pandemietreiber ist", bilanziert Seemann.

Die Online-Umfrage haben laut Patrik Seemann 88 Besucher aufgerufen, 64 davon hätten an der Umfrage teilgenommen, 48 davon haben alle 27 Fragen beantwortet. Lediglich 16 Teilnehmer seien zwischendrin ausgestiegen. Die ausführliche Auswertung liegt den Adressaten vor.