Bittenfelds Trainer Schweikardt will den Sieg. Foto: Pressefoto Baumann

Beim Handball-Zweitligisten TV Bittenfeld herrscht der Ausnahmezustand: Frisch Auf Göppingen kommt am Mittwoch zum Achtelfinale im DHB-Pokal in die Stuttgarter Scharrena. Die Vorfreude auf die Partie gegen den Traditionsclub aus der Bundesliga ist riesig, die Halle ist seit Wochen ausverkauft.

Stuttgart - Beim Handball-Zweitligisten TV Bittenfeld herrscht der Ausnahmezustand: Frisch Auf Göppingen kommt an diesem Mittwoch (20 Uhr) zum Achtelfinale im DHB-Pokal in die Stuttgarter Scharrena. Die Vorfreude auf die Partie gegen den Traditionsclub aus der Bundesliga ist riesig, die Halle ist seit Wochen ausverkauft. „Wir sind krasser Außenseiter, aber wir wollen Frisch Auf ärgern und dieses Spiel genießen. Es ist ein absoluter Höhepunkt für uns“, sagt Jürgen Schweikardt, Trainer und Geschäftsführer beim TVB. Vor allem für die Fans ist das Duell ein besonderes – der Achtelfinal-Knaller ist das erste Pflichtspiel zwischen beiden Vereinen seit mehr als 50 Jahren.

Das bisher letzte Duell gab es 1962 in der Württemberg-Oberliga, der damals höchsten Spielklasse: Bittenfeld ärgerte den Favoriten und lag zur Pause mit 8:5 vorne – am Ende aber verlor der Aufsteiger vor über 3000 Zuschauern in der Esslinger Schelztorhalle mit 10:14. „Es war eines dieser Spiele, das in Erinnerung bleibt. Wir waren damals mit dem amtierenden deutschen Meister auf Augenhöhe. Nur zum Schluss ging uns leider die Luft aus“, erinnert sich TVB-Ehrenpräsident Horst Jung.

Seither gab es nur noch Testspiele zwischen beiden Vereinen. Und „einen guten Draht zwischen den Verantwortlichen“, wie Günter Schweikardt, sportlicher Leiter beim TVB, sagt. Kein Wunder, Schweikardt selbst spielte vier Jahre für den Traditionsverein unter dem Hohenstaufen und wurde 1972 sogar deutscher Meister. Sein Sohn Michael war von 2003 bis 2010 für die Grün-Weißen am Ball, und darüber hinaus wurden immer wieder Talente – zuletzt Kai Häfner und Simon Baumgarten – mit einem Doppelspielrecht für beide Clubs ausgestattet. Für Günter Schweikardt ist klar: „Das ist ein ganz besonderes Spiel für beide Seiten.“

Sportlich in die Spur zurückgefunden

Dementsprechend groß war auch das Interesse an den 2049 Tickets. „Wir hätten mindestens doppelt so viele Karten verkaufen können“, sagt TVB-Geschäftsführer Jürgen Schweikardt. Ein Umzug von der Scharrena in die größere Porsche-Arena (Fassungsvermögen: 6211 Plätze) war jedoch keine Option, weil dort zeitgleich die Eis-Show Holiday on Ice stattfindet. Und die Idee, zusätzliche Stehplätze anzubieten, scheiterte an Sicherheitsbestimmungen der Stadt.

Immerhin haben die Bittenfelder zuletzt sportlich in die Spur zurückgefunden: Nach nur einem Sieg aus sieben Spielen gewannen sie zuletzt gegen das Spitzenteam HC Erlangen mit 24:19. Der Auftritt verdeutlichte, welches Potenzial die Mannschaft besitzt. Auch Jürgen Schweikardt ist überzeugt: „Wir können in dieser zweiten Liga jeden Gegner schlagen.“ Bitter ist nur: Die Unberechenbaren aus dem Rems-Murr-Kreis rufen ihr Können zu selten ab. Derzeit stehen sie deshalb nur auf Platz zehn.

Ihr Blick geht aber nach oben. „Wir werden unser Saisonziel – einen Platz im oberen Tabellendrittel – wegen ein paar Negativerlebnissen sicher nicht ändern“, sagt Jürgen Schweikardt, „wir müssen an uns glauben.“ Dann folgen womöglich noch mehrere Spiele, die in Erinnerung bleiben. Vielleicht ja schon das an diesem Mittwoch gegen die in der Liga zuletzt gebeutelten Göppinger.