Als Rechtshänderin auf rechts außen? Das ist kein leichter Job. Alisa Kübler erledigt ihn für den VfL Nagold mit Bravour. Foto: Hofmann

Drei Teams haben in der Verbandsliga Staffel 3 noch keine Punkte geholt. Der VfL Nagold gehört seit Samstag nicht mehr dazu.

„Da ist das Ding“, posteten die VfL-Frauen direkt nach dem Spiel ein Siegerfoto auf ihrem Instagram-Kanal – als ob sie gerade einen Pokal gewonnen hätten. Nüchtern betrachtet war „das Ding“ ein ganz normaler Sieg im Ligabetrieb. Der war für die Nagolder Handballerinnen aber besonders wichtig.

 

Im Spiel gegen die SG Gutach/Wolfach galt es für den VfL, nach drei Niederlagen endlich den ersten Sieg einzufahren. Dabei vermuteten schon viele im Vorfeld, dass sich hier zwei Teams auf Augenhöhe begegnen würden. Zumindest machten es die Mannschaften spannend, bis wenige Minuten vor dem Spielende.

Das Ergebnis sieht mit 25:19 dann doch recht deutlich aus. Und auf das ganze Spiel gesehen, war der VfL auch das überlegene Team. Ein Problem aber zog sich fast durch die ganze Spielzeit: Es gelang den Nagolderinnen einfach nicht, früher entscheidend davonzuziehen.

Der Start glückt

„Wir sind gar nicht so schlecht ins Spiel gekommen“, sagt VfL-Trainer Markus Renz in der Analyse. Angesichts der Nervosität seines Teams, die von Anfang an zu spüren war, ist das keine Selbstverständlichkeit. Nach drei Niederlagen stand der VfL schon früh zu Saisonbeginn mit dem Rücken zur Wand. Da einen kühlen Kopf zu bewahren, war nicht einfach – und gelang auch nicht immer.

Die erste Hälfte läuft gut

Der VfL dominierte dennoch die gesamte erste Hälfte. Nach acht Minuten lag Nagold mit 6:2 vorne – mit einem Lauf hätte hier das Spiel bereits vorentschieden werden können. „Doch die SG kam leider Step um Step wieder heran“, so Renz. „Und dann war das halt doch eher ein Krimi …“ Immerhin: Für die rund 200 Zuschauer in der Bächlenhalle war das besonders spanende Krimikost zum Samstagabend.

Mit 11:8 ging es in die Pause. Und das Zwischenergebnis spiegelte an sich schon die gesamten Stärken und Schwächen des VfL wider: Die Abwehrarbeit war stark. Die Gegnerinnen taten sich schwer, gegen den VfL-Block und die wieder stark haltende Keeperin Julia Völpel dahinter Treffer zu erzielen. Weniger erfolgreich verliefen über das gesamte Spiel die Angriffsbemühungen des VfL. Wobei Renz da schon auch einschränken muss: „Die SG hat auch echt keine schlechte Abwehr gespielt.“

Gute Arbeit am Kreis

Die Nagolderinnen aber erspielten sich Lösungen. Nur wenige Tore erzielten sie über den Kreis oder aus dem Rückraum, mit Durchbrüchen – die beiden Außenspielerinnen Aline Rau (10) und Alisa Kübler (4) sorgten für mehr als die Hälfte der Nagolder Treffer. Renz ist hier aber schon auch wichtig zu betonen, dass das auch die Folge guter Arbeit am Kreis und im Rückraum ist, die mit Sperren und zügigem Durchstoßen des Balls immer wieder den Außen Freiräume verschafften.

Gutach/Wolfach gleicht aus

Zurück zum Krimi: Der entwickelte sich in der zweiten Hälfte fast zu einem Schocker. Die SG Gutach/Wolfach erwischte den besseren Start, und so war nach 37 Minuten der Vorsprung des VfL dahin – es stand 13:13. Nun folgte ein Kopf-an-Kopf-Rennen, auch die Gäste aus dem Schwarzwald lagen einmal in Führung.

Die entscheidenden Minuten

Fünf Minuten vor dem Ende war noch immer kein Sieger absehbar. 19:19 zeigte die Anzeigetafel in der Halle. Nun spielte Nagold mit routinierter Klasse – allein Aline Rau traf noch weitere viermal für den VfL Nagold, die SG konnte dagegen kein Tor mehr erzielen.

25:19 stand es zum Schluss, und die Nagolderinnen ließen sich von den begeisterten Fans in der Halle für Saisonsieg Nummer eins feiern. „Das war ein wichtiger Sieg für uns“, macht Markus Renz deutlich. „Das sind heute zwei Punkte, und mir ist eigentlich scheißegal, wie wir die eingefahren haben.“ Für die Moral des Teams war der Sieg wichtig. „Für das Selbstvertrauen“, so der Nagolder Trainer. „Und jetzt können wir wieder richtig angreifen.“

Folgt der nächste Streich?

Zum Beispiel gleich nächsten Samstag gegen die SG Tübingen – eine Mannschaft, die bis jetzt noch nicht so richtig in Schwung kommen will und alle Partien verloren hat. Das Ziel ist klar: „Jetzt eine gute Trainingswoche, und dann hoffentlich die nächsten zwei Punkte holen.“ Die Fans in der Bächlenhalle hätten gegen einen weiteren Handballkrimi sicher nichts einzuwenden. Solange es ein Happy End für ihren VfL gibt.

VfL Nagold – SG Gutach/Wolfach 25:19 (11:8)

VfL Nagold: Julia Völpel im Tor, Aline Rau (10), Sofia Thomaidou (5), Alisa Kübler (4), Sarah Kunz (2), Alena Wolf (2), Luisa Harr (1), Aileen Hofmann (1), Sarai Brösamle, Luisa Eipper, Annemie Gauß, Janina Hehr, Nina Kiefer, Janina Koch, Madeleine Majer und Lena Roller.