Die St. Georgener Spieler ließen sich nach der Partie von ihren Fans feiern. Foto: Sigwart

Handball-Testspiel: Balinger zollen dem Gastgeber viel Respekt. Sechsligist gegen Zweitligist. 

Ein "dreifaches Schawing" rief der St. Georgener Kapitän Jan Holzmann am Samstagabend aus. Als Dank an die Zuschauer ließen die Spieler die Hüften kreisen. Im Testspiel gegen den Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten hatte sich das Team tapfer geschlagen, unterlag "nur" mit 18:36 (8:20).

300 Zuschauer standen, klatschten und jubelten am Samstagabend in der St. Georgener Roßberghalle, in der beinahe tropische Temperaturen herrschten. Und unten auf dem Feld? Da standen die Spieler eines Zweitligisten gemeinsam mit den Akteuren eines Sechstligisten und dankten den Fans eine gute Minute lang mit Applaus für die gute Stimmung. Ein Bild, das man nicht allzu häufig sieht – und eines, das vor allem die St. Georgener stolz gemacht hat.

Es war kein Spiel, in dem es um das Ergebnis ging – das stand bereits vor dem Anpfiff fest. Und die Zuschauer waren auch nicht gekommen, um einen Sieg der Bergstädter zu sehen. Es war vielmehr ein Riesenerlebnis, das sie auf den Roßberg geführt hatte. Wenn ein Sechstligist wie der TV St. Georgen auf einen Zweitligisten trifft – in diesem Fall auf den HBW Balingen-Weilstetten – ist das ein Highlight.

Und was der Landesligist gezeigt hat, war aller Ehren wert. "Sie haben uns zwei, drei Mal wirklich alt aussehen lassen", sagte Tim Nothdurft, der Linksaußen des HBW Balingen-Weilstetten, nach der Partie. "Dies hat natürlich auch die Zuschauer angetrieben. Es hat wirklich Spaß gemacht und war für uns eine super Gelegenheit, unsere Neuzugänge auf dem Feld besser kennenzulernen."

Darum war es HBW-Coach Jens Bürkle auch in erster Linie gegangen. Er wollte einen ersten Eindruck von seinen Neuen bekommen, mit denen er am Mittwoch das Training aufgenommen hatte. Marcel Niemeyer und Benjamin Meschke am Kreis sowie Diogo Oliveira und Romas Kirveliavicius im Rückraum standen über weite Strecken der Partie für den HBW auf dem Feld – und waren den Gastgebern allein an Größe und Gewicht mehr als deutlich überlegen. "Man hat gemerkt, dass die Jungs nicht wussten, wie hart sie zupacken dürfen", sagte Jens Bürkle. "Dies hat ein paar Minuten gedauert".

Auch für die Spieler des TV St. Georgen war es speziell. "Wir sind ja eigentlich auch nicht so schlecht gebaut, aber das war ein riesiger Unterschied", sagteStephan Lermer, der TVS-Spieler, mit einem Lachen. "Wir haben einen größeren Mehrwert aus der Partie gezogen, als wir uns es zuvor erhofft hatten."

Sein Team habe sich – wie vor jedem Spiel – Dinge vorgenommen. "Wir wollten gut in der Abwehr stehen und zeigen, dass wir auch Handball spielen können", so Lermer. "Dies haben die Jungs auch umgesetzt. Ich habe ihnen schon zur Halbzeit ein großes Kompliment gemacht, weil sie die Partie zumidenst in der ersten Viertelstunde einigermaßen offen gestalten konnten", lobte TVS-Coach Jürgen Herr. Und damit hatte schließlich niemand rechnen können. Die Begeisterung jedenfalls war in der gesamten Halle zu spüren. Auch nach Abpfiff, als nicht nur die HBW-Spieler, sondern auch die Bergstädter für die Kinder Autogramme schrieben. TV St. Georgen: Erdrich, Kaltenbach, Schwer; T. Aßfalg, Laabs, N. Holzmann (2), J. Holzmann, Grießhaber (2/1), Linhard 81), Herrmann (2/1), Müller, P. Aßfalg, Lermer (3), Bürk (6), Waller (1).

TVS-Geflüster

SCHLAG AUF SCHLAG

Kaum Verschnaufpause

Gerade einmal fünf Wochen lang ging die Sommerpause der HBW-Spieler. "Der Spielplan lässt es nicht mehr anders zu", sagt Coach Jens Bürkle. Deshalb ist die Vorbereitung des Zweitligisten dicht bepackt: Am kommenden Wochenende testen die Balinger beim Esslinger Marktplatzturnier unter anderem gegen die Füchse Berlin. Am folgenden Wochenende steht in Altensteig der Sparkassen-Cup an. Den Pflichtspielauftakt bestreitet der HBW schon am 18. August (Pokal).

 Urlaubszeit

Die Bergstädter starten Mitte September in ihre neue Saison. Ein Testspiel-Marathon folgt nach der Partie gegen den HBW. "Wir trainieren jetzt erst einmal normal weiter", berichtet der St. Georgener Spieler Stephan Lermer. "Im August werden einige nochl im Urlaub sein, deshalb folgen die nächsten Testspiele erst gegen Ende August."

 Wiederholungstäter

Der HBW hatte in den vergangenen Jahren immer wieder beim TV St. Georgen bezüglich eines Testspiels angefragt. "Bisher hatte es seit 2013 immer Termin-Kollisionen gegeben", berichtet Abteilungsleiter Matthias Flaig. "Wir sind froh, dass es dieses Mal geklappt hat, und dass der HBW dazu bereit war, gegen unsere Erste zu spielen."

 Luft nach oben

Was die Zuschauer anbelangt, hätte der TVS noch etwas Kapazitäten gehabt. "Es ist Ferienzeit und es ist warm", betonte Matthias Flaig. "Deshalb dürfen wir zufrieden sein."

Stimmen

Komplimente von allen Seiten

Jürgen Herr, Trainer TV St. Georgen:

"Ich denke, die Mannschaft hat einen schönen und gelungenen Auftritt hingelegt. Die HBW-Spieler sind allein körperlich klar überlegen. Dafür haben meine Jungs aber ein paar richtig schöne Tore gemacht und sicherlich Selbstvertrauen getankt."

Jens Bürkle, Trainer HBW:

"Wir hatten etwas müde Beine von dem zweistündigen Training am Vormittag und der harten Trainingswoche. Die Jungs haben in dieser Konstellation zum ersten Mal miteinander gespielt – da hat einiges schon gut geklappt. An anderen Punkten wissen wir, wo wir ansetzen müssen. Ein Kompliment an den TV St. Georgen. Sie haben das für einen Sechstligisten wirklich gut gemacht."

Wolfgang Strobel, Geschäftsführer HBW:

"Das war ein gutes Einlaufen für uns. Wir wussten, wie gut 2013 alles organisiert war in St. Georgen, deshalb sind wir gerne wiedergekommen."

Matthias Flaig, Abteilungsleiter Handball TV St. Georgen:

"Es lief alles so unproblematisch. Wir würden uns freuen, wenn ein solches Spiel wieder einmal zustande käme."