Freude beim TSV Neuhengstett: In der zurückliegenden Spielrunde hat das Team von Trainerin Frauke Huzenlaub (rechts) quasi im Endspurt den Klassenverbleib in der Bezirksliga geschafft. Jetzt ist dort der Platz der Neuhengstetterinnen leer. Foto: Kraushaar

Handball hat Tradition beim TSV Neuhengstett. Doch jetzt hat der Verein mangels Spielerinnen das Team vom Spielbetrieb der Bezirksliga zurückgezogen.

Ob und wann es in dem Traditionsverein wieder Handball geben wird, das steht aus heutiger Sicht in den Sternen.

"Wir wollten weitermachen. Wir haben alles versucht"

"Klar ist das bitter. Wir haben alles versucht, wir wollten weitermachen, aber es geht einfach nicht mehr", sagt Adelheid Oppelt. Niemand kann wohl mehr nachvollziehen, wie hart der Entschluss war, den Weg ins sportliche Nichts zu gehen, als die Abteilungsleiterin. Seit 1980 kümmert sie sich um die Geschicke ihrer Handballerinnen – das sind mehr als 40 Jahre, in denen sie viele Spielerinnen, Trainer und Trainerinnen hat kommen und gehen sehen.

Adelheid Oppelt: Die Situation kommt nicht plötzlich

Das sportliche Aus hat sie kommen sehen, zumindest irgendwie befürchtet. "Die Situation kommt ja nicht plötzlich. Das ist ein schleichender Prozess mit vielen Gründen, die alle nachvollziehbar sind und die zusammen gesehen dazu geführt haben, dass wir nicht mehr weitermachen können."

Da spielt die Corona mit eine Rolle, aber an der Pandemie möchte Adelheid Oppelt die Situation nicht festmachen. Dazu kommt, dass sich das Freizeitverhalten immer mehr verändert, ein Problem, dass sich besonders im Mannschaftssport immer deutlicher bemerkbar macht und keinesfalls spezifisch nur für den Handball oder gar für den TSV Neuhengstett ist.

Spielerinnen sind verletzt, machen Babypause oder ziehen weg

"Wir hatten Verletzungsprobleme, dazu kommen Spielerinnen, die schwanger sind oder Babypause machen oder wegziehen, das ist alles ganz normal, aber es ist halt schwierig eine Handballmannschaft aufrechtzuerhalten", sagt Adelheid Oppelt. Wir haben im Frühjahr eine Mannschaft gemeldet und waren noch guter Hoffnung, dass es wieder klappt, aber es klappt halt nicht." Ein weiteres Problem ist der Nachwuchs, genauer gesagt, der fehlende Nachwuchs. "Von unten kommt nichts. Wir haben auch keine A-Jugend."

Klassenerhalt in der Bezirksliga geschafft

Dabei hatte der TSV Neuhengstett in der vergangenen Spielrunde praktisch auf der Zielgeraden noch das sportliche Ziel erreicht und sich für ein weiteres Jahr den Verbleib in der Bezirksliga Achalm-Nagold gesichert. Zuvor hatte auch mal die Corona-Pandemie dafür gesorgt, dass in der Bezirksliga der Abstieg ausgesetzt war.

"Wir haben lange in der Bezirksliga gespielt. Einmal waren wir sogar Zweiter und nahe dran, in die Landesliga aufzusteigen. Wir sind damals klar gescheitert. Wahrscheinlich war es auch besser so, denn die Landesliga wäre wohl eine Nummer zu groß für uns gewesen", blickt Adelheid Oppelt zurück.

Spielerinnen können sofort für anderen Verein aktiv werden

Offen ist die Frage, was die Spielerinnen jetzt planen. Noch ist zumindest nicht bekannt, wer wohin gehen wird. Klar war allerdings schon im Frühjahr, dass sich Lena Gollor dem Landesliga-Aufsteiger SG Hirsau/Calw/Bad Liebenzell anschließen wird.

Da der TSV Neuhengstett seit der Sommerpause kein Pflichtspiel mehr bestritten hat, könnten die Spielerinnen, die jetzt bei ihrem bisherigen Verein keine Spielmöglichkeit mehr haben, sofort wechseln und bei einem neuen Verein auch sofort spielen.

Der TSV Neuhengstett ist der zweite Verein aus dem Kreis Calw, der in der neuen Saison nicht mehr dabei ist. Der TSV Altensteig, in der zurückliegenden Saison noch in der Bezirksliga aktiv, hat ebenfalls keine Mannschaft zusammenbekommen.