Machen künftig gemeinsame Sache beim HBW Balingen-Weilstetten: Präsident Arne Stumpp, Trainer Runar Sigtryggsson und Geschäftsführer Wolfgang Strobel. Foto: Kara Foto: Schwarzwälder-Bote

Handball: HBW Balingen-Weilstetten verpflichtet 44-jährigen Islander als neuen Cheftrainer

Von Ulrich Mußler

Das Rätselraten hat ein Ende. Runar Sigtryggsson wird neuer Trainer beim Handball-Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten. Der Isländer hat bei den Schwaben einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnet und tritt die Nachfolge von Frank-Bergmann an.

Erst im Frühjahr hatte Sigtryggsson seinen Vertrag beim Zweitligisten EHV Aue um zwei Jahre verlängert, doch sein Ex-Klub kam der Bitte des Isländers nach, in die 1. Liga wechseln zu dürfen. "Wir mussten mit Aue eine Lösung finden", sagte HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel gestern, als der HBW seinen neuen Coach vorstellte. "Er hat dort vier Jahre lang einen super Job gemacht und immer viel aus der Mannschaft herausgeholt. Das passt einfach zu uns, weil auch wir mit bescheidenen Mitteln das Maximum herausholen müssen", so Strobel weiter.

Was Strobel am neuen Mann begeistert? "Er hat unsere Mannschaft sehr gut analysiert, als er sie beim Spiel in Leipzig gesehen hat. Er hat sich auf unsere Gespräche vorbereitet und die Spieler sehr gut eingeordnet – auch, was das Charakterliche angeht. Mir gefällt seine Philosophie – ruhig, sachlich, analytisch –, seine Einstellung, Gegebenheiten anzunehmen, die vielleicht nicht optimal sind, und sein Führungsstil. Dass die Spieler Spaß und Freude bei der Arbeit haben"

Sigtryggsson selbst reizt an der Aufgabe beim HBW Balingen-Weilstetten, dass er nun einen Erstligisten coachen kann. "Ich habe als Spieler einiges gewonnen, aber auch einiges verloren. Auch als Trainer will man so weit wie möglich kommen. Ich will sehen, ob ich es in der 1. Liga schaffen kann. Es geht darum, dass ich meine Leistung bringe. Der HBW hat eine gute Struktur. Momentan findet ein Umbruch statt, und wir werden um den Klassenerhalt kämpfen müssen – aber einfach kann jeder", sagte der 44-Jährige und lachte.

Natürlich hat der 118-fache Isländische Nationalspieler seine taktischen Vorstellungen, will diese jedoch auch von den Fähigkeiten seiner neuen Spieler abhängig machen. "Ich liebe die Abwehr, die am besten funktioniert. Aber es kommt auf die Spieler an, ob wir nun 6:0, 5:1 oder 3:2:1 verteidigen. Sie müssen sich wohl fühlen, um Leistung zu bringen und die Bereitschaft zu haben, sich voll zu verausgaben. Sich wohl fühlen hat also nichts mit der Komfort-Zone zu tun. Als Underdog ist es immer wichtig, dass wir mit Leidenschaft spielen. Dann bekommen wir auch die Unterstützung der Zuschauer. Der Funke muss immer von uns kommen", sagte Sigtryggsson, der sich nun gemeinsam mit Geschäftsführer Strobel auf die Suche nach einer Verstärkung für den Rückraum macht. "Wir hoffen, dass es bis zum Vorbereitungsauftakt am 11. Juli klappt", so Strobel.

Als Co-Trainer wird Ecki Nothdurft voraussichtlich auch Sigtryggsson zur Seite stehen

Pikant: Sein erstes Pflichtspiel bestreitet Sigtryggsson ausgerechnet in der Erzgebirgehalle in Aue im Erstrundenturnier des DHB-Pokals. Dort könnte es im Finale zum Duell mit dem EHV kommen. Und für den laufen sein Bruder Arni Thor Sigtryggsson und sein Sohn Sigtryggur Dadi Runarsson auf. Der Kommentar des neuen HBW-Trainers: "Es hätte eigentlich nur besser kommen können."

Runar Sigtryggson wurde am 7. April 1972 in Akureyri geboren. Der neue HBW-Trainer ist verheiratet und hat vier Kinder. Als Spieler war er unter anderem zwei Jahre in der 2. Bundesliga für Frisch Auf Göppingen am Ball, ehe er 2000 nach Island zurückkehrte und mit Haukar Hafnarfjördur die Meisterschaft feierte. Zwei Jahre später zog es den 44-Jährigen in die spanische Liga Asobal zu Ciudad Real, wurde mit dem Team 2003 spanischer Pokalsieger und gewann den Europapokal der Pokalsieger. Nach einer Saison beim Bundesligisten SG Wallau/Massenheim, schloss er sich dem ThSV Eisenach an. Als der Zweitligist Coach Zlatko Feric entließ, übernahm er den Posten des Spielertrainers. Sigtryggsson bestritt 118 Länderspiele für Island, erzielte dabei 105 Tore und nahm 2004 an den Olympischen Spielen in Athen teil. Seine ersten Meriten als Trainer erwarb er sich bei Akureyri Handball Club. Vor der Saison 2012/13 heuerte er als Coach beim EHV Aue an.