Luisa Scherer (am Ball) erzielt im Finale des Länderpokals die Führung für Württemberg gegen Westfalen. Foto: Nickisch

Handball: Nachwuchsspielerin Luisa Scherer ist auf dem Sprung nach oben. Erster deutscher Meistertitel schon im Sack.

Deutsche Meisterin ist sie bereits, jetzt hofft Luisa Scherer auf den Sprung in die Handball-Bundesliga. Am kommenden Wochenende geht die junge Stammheimerin den nächsten Schritt in diese Richtung.

Fingerfertig war Luisa Scherer schon immer. Nicht nur auf dem Handballfeld, sondern auch auf weißen und schwarzen Tasten. Denn noch älter als die Begeisterung für den Sport ist die Liebe der jungen Stammheimerin zum Klavier. Es hilft ihr, sich nach einem anstrengenden Training oder einem nervenaufreibenden Spiel zu entspannen.

Und trotzdem: Mehr noch als das Klavier bestimmt der Handball den Tagesablauf von Luisa Scherer. "Ich habe schon immer gerne Sport gemacht", unterstreicht die 16-Jährige, die im Alter von fünf Jahren mit einer Grundausbildung in der Kindersportschule des TSV Calw unter Clemens Alex begann. Dort kam die Stammheimerin mit verschiedenen Sportarten in Berührung, blieb aber beim Handball hängen. Genau wie ihr Bruder Lukas, der bei der SG Hirsau/Calw/Bad Liebenzell spielt.

Anders als ihr Bruder trat Luisa Scherer im Alter von zehn Jahren dem TSV Neuhengstett bei – und begab sich direkt auf die Überholspur. Nach nur einem Jahr schlug sie der Verein bereits für die Bezirksauswahl vor. Die Stammheimerin boxte sich durch sämtliche Sichtungen und schaffte den Sprung unter die besten 16 von 100 Anwärterinnen.

Das Ende der Fahnenstange war für Luisa Scherer damit noch nicht erreicht, wohl aber beim TSV Neuhengstett. Nach der D-Jugend wechselte sie somit zur SG H2Ku Herrenberg und wurde parallel in die Fördergruppe des Handballverbands Württemberg (HVW) in Nellingen aufgenommen. Dadurch kam auch der Kontakt zum TV Nellingen zustande, dessen Frauen-Mannschaft seit 2016 in der Bundesliga spielt. In Nellingen ist die 16-Jährige sowohl in der B- als auch in der A-Jugend Stammspielerin.

Das frisst Zeit: Zu den Doppeleinsätzen am Wochenende kommt viermal die Woche Training in Nellingen – sowohl beim Verein als auch beim HVW. In der S-Bahn ist Luisa Scherer damit Stammgast. "Klar, das ist schon ein bisschen anstrengend, aber man gewöhnt sich daran und es macht ja auch Spaß", sagt die flinke Rechtsaußen-Spielerin, die ihren Stil selbst als "frech" bezeichnet: "Ich mache gerne eins gegen eins, verteidige aggressiv und bin der Typ für überraschende Aktionen." So wie die französische Nationalspielerin Manon Houette, die neben Uwe Gensheimer, Lasse Svan und Nora Mork zu den Vorbildern von Luisa Scherer zählt. Houette hatte bei der WM 2017 ihren Französinnen mit eben solchen Griffen in die Trickkiste den Titel beschert. Aktionen, an denen sich die Stammheimerin orientiert.

Nur wenige Wochen, nachdem Houette Weltmeisterin wurde, sicherte sich auch Luisa Scherer den ersten Titel ihrer noch jungen Karriere – und was für einen: Beim Länderpokal in Göppingen besiegte sie mit der württembergischen Auswahl im Finale das Ensemble aus Westfalen und wurde deutsche Meisterin. "Das war ganz schön knackig", blickt die 16-Jährige auf das Turnier zurück, bei dem sie auch Jugendnationalspielerinnen gegenüber stand. Interessant: Ihr Mitschüler Valentin Mosdzien aus Holzbronn nahm für die männliche württembergische Auwahl am Länderpokal teil. Er besucht ebenfalls das Maria-von-Linden-Gymnasium in Stammheim.

Dort wird Luisa Scherer im kommenden Schuljahr ihr Abitur machen. Zwar hofft sie auf den Durchbruch im Handball, alles auf diese Karte wird die 16-Jährige aber nicht setzen. "Ich will auf jeden Fall studieren", unterstreicht Luisa Scherer. Sportlich lautet ihr Ziel "mittelfristig dritte bis erste Liga". Leben könne man davon nicht, weiß die Stammheimerin, aber sich als Studentin vielleicht ein kleines Zubrot mit dem Handball verdienen.

Schon am kommenden Wochenende wird sie diesem Ziel wieder ein Stückchen näher kommen. Dann ist beim TV Nellingen der erste Einsatz in der zweiten Frauen-Mannschaft vorgesehen. Zudem soll sie die Saisonvorbereitung beim Bundesliga-Team mitmachen, um Schritt für Schritt an das höhere Niveau herangeführt zu werden. Auch im Nachwuchsbereich läuft bislang alles nach Plan: Mit der Nellinger B-Jugend hat sich Luisa Scherer vorzeitig für die Endrunde um die deutsche Meisterschaft qualifiziert und wird dort dann im Achtelfinale auf den hessischen Meister treffen. Und mit der A-Jugend beginnt im April die Qualifikation für die Bundesliga.

Da kann man schon fast ein Auge auf die Nationalmannschaft werfen, zumal die Stammheimerin neuerdings auch im DHB-Stützpunkt mittrainiert und dort im erweiterten Kader vermerkt ist. An der Stelle hält die 16-Jährige den Ball jedoch flach. Darüber mache sich die begeisterte Klavierspielerin noch keine Gedanken.

Ihrem musikalischen Hobby will Luisa Scherer derweil so oder so weiter treu bleiben. Für sie steht fest: "Es ist schön, wenn der Sport nicht das ganze Leben bestimmt."