Martin Strobel geht davon aus, dass die Partie des HBW Balingen-Weilstetten am 7. März gegen Minden sein letzter Auftritt in einem Pflichspiel gewesen ist. Foto: Weller

Handball: Martin Strobels große Karriere klingt beim HBW wohl im Stillen aus: "Wenn es jetzt so ist, dann ist es halt so"

Im Februar hatte Martin Strobel sein Karriereende im Sommer angekündigt. Der Handball-Nationalspieler bleibt bei dieser Entscheidung. Das bedeutet, dass man ihn möglicherweise nie mehr in einem Pflichtspiel sehen wird.

Der Rottweiler Martin Strobel in Diensten des Handball-Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten war noch nie ein Mensch der lauten Töne. Eigentlich sei er ihm manchmal "sogar ein bisschen zu ruhig" gewesen, sagte der ehemalige Handball-Bundestrainer Heiner Brand zuletzt über den Spielmacher.

Möglicherweise muss nun sogar Strobels lange Karriere in diesem Sommer im Stillen zu Ende gehen. Der 33-Jährige bleibt jedenfalls bei seiner Entscheidung, auch wenn die derzeit unterbrochene Bundesliga-Saison tatsächlich noch abgebrochen würde.

"Der eine oder andere ist schon auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich jetzt vielleicht doch noch mal ein Jahr dranhänge", sagte der Europameister von 2016. "Aber für mich selbst war das nie ein Thema. Entscheidungen sind Entscheidungen, und diese habe ich so getroffen." Der Rückraum-Profi sagt das ohne Wehmut oder Verbitterung: "Wenn es jetzt so ist, dann ist es halt so."

Die Handball-Bundesliga hofft, die Saison spätestens am 16. Mai fortsetzen zu können, um sie bis Ende Juni abzuschließen. Martin Strobel dagegen glaubt, dass er nicht mehr in einem Bundesliga-Spiel im Trikot seines Vereins auflaufen wird. "Ich gehe aktuell davon aus, dass das Spiel gegen Minden mein letztes war", sagt er. Am 7. März hatte sich der HBW in heimischer Halle 26:26 von den Ostwestfalen getrennt, es könnte tatsächlich der letzte Auftritt von Strobel in einem Pflichtspiel gewesen sein.

Der Traum vom krönenden Karriere-Schlusspunkt bei Olympia hat sich ohnehin erledigt, da die Spiele in Tokio bereits ins nächste Jahr verlegt wurden. Als Strobel im Februar sein Karriereende ankündigte, gab der das Mega-Event in Japan zwar nie als klares Ziel aus. Wegen seiner schweren Knieverletzung und monatelanger Pause nach der Heim-WM im vergangenen Jahr blieb der Routinier vorsichtig, was Zukunftsprognosen anging. Aber er hatte Olympia im Hinterkopf. Auch mit dem neuen Bundestrainer Alfred Gislason hatte Strobel schon über eine mögliche Rückkehr ins Nationalteam gesprochen.

Aber das ist alles Wochen her, und Wochen kommen einem in diesen Tagen mitunter wie Jahre vor. Strobel rechnet damit, dass die Saison bald abgebrochen wird. "Sollte es eine Lösung geben, die für alle akzeptabel ist, dann sollte die Überlegung, die Saison zu beenden, im Vordergrund stehen", sagt er. "Ich halte einen Abbruch der Saison für höchstwahrscheinlich." Die Balinger könnten derzeit nicht mal in ihrer Halle trainieren, da sie zu einer Art Corona-Ambulanz umfunktioniert wurde.

So deutet sich der stille Abschied eines Spielertypus an, wie es ihn seit Längerem im deutschen Handball kaum noch gibt. Strobel sei eine "Spielmaus", hat Ex-Bundestrainer Christian Prokop einmal gesagt. Also ein klassischer Spielmacher, an denen es der DHB-Auswahl seit ein paar Jahren mangelt. Das ändert aber dennoch nichts an Martin Strobels Entscheidung, die ihm ganz so leicht aber nicht gefallen ist: "Wehmut ist natürlich dabei, das wäre ja auch schlimm, wenn es nicht so wäre, wenn man nach so langer Zeit einen Cut macht."