Talente wie Spielmacher Elias Huber sind derzeit in zweifacher Hinsicht ausgebremstFotos: Kara Foto: Schwarzwälder Bote

Handball: Scheidender HBW-II-Coach klarer Befürworter eines Drittliga-Re-Starts

Satte 17 Jahre steht André Doster im Dienste der JSG Balingen-Weilstetten – als Trainer und früher auch als hauptamtlicher Jugend-Koordinator – sowie dem Handball-Drittligisten HBW Balingen-Weilstetten II. Zahlreiche Spieler, die er unter seinen Fittichen hatten schafften den Sprung in die drei Top-Ligen Deutschlands. Am Ende dieser Saison aber zieht der 37-Jährige einen Schluss-Strich. Natürlich hätte er sich eine andere Abschieds-Spielzeit gewünscht als eine zu Corona-Zeiten. Denn bisher hat er mit seinem Team zwar ausgiebig trainiert, aber gerade einmal fünf Punktspiele absolviert.

"Ich hätte gerne noch einmal die ganzen Heimspiele und Auswärtsfahrten genossen – das ganze natürlich vor Zuschauern. Außerdem fehlt mir und den Spielern genau das, worum es geht: Siege und Niederlagen, Diskussionen nach den Spielen. So, wie es im Moment läuft und so, wie bisher gelaufen ist, ist das nichts Halbes und nichts Ganzes. Alles ohne Druck – das ist nicht das, was meinen Job ausmacht." Die aktuelle Saison aber ist nicht der grundsätzlich ausschlaggebende Punkt, weshalb der Albstädter eine Pause oder ein Sabbatjahr auf der Trainerbank einlegt. "Es waren viele kleine Punkte, die zusammengekommen sind, außerdem werde ich Vater und will mich auf meine Familie konzentrieren", so Doster. Ganz vom Handball lassen wird er dennoch nicht. "Ich will mich weiterbilden, mal schauen, wie es bei anderen Vereinen aussieht. 17 Jahre beim HBW sind schon eine verdammt lange Zeit, ich brauche aber auch mal neuen Input."

Obschon nach dieser Saison für Doster beim HBW und JSG Schluss ist: Nachlassen gilt nicht. Obwohl der Spielbetrieb in der 3. Liga nach fünf Spieltagen eingestellt wurde, trainierte er mit seinem Team bis zum 18. Dezember und bittet seine Jungs ab dem 11. Januar zu den nächsten Übungseinheiten. Dabei steht noch in den Sternen, wann und ob es überhaupt weitergeht. Zunächst sollte der Re-Start am 9. Januar erfolgen, der Termin wurde anschließend auf den 31. Januar verschoben – einen neuen Fixpunkt gibt es noch nicht. Nach der Konferenz der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am heutigen Dienstag, in der darüber entschieden werden soll, ob der Corona-Lockdown verlängert wird – und darauf deutet alles hin –, steigt in der kommenden Woche eine Videokonferenz der Drittliga-Klubs und er verantwortlichen Organe. "Ich glaube nicht, dass es vor Mitte Februar in der 3. Liga weitergeht, und trotzdem halte ich es für möglich, wenn die Voraussetzungen für alle Klubs erfüllt sind, so Doster.

Er will sich nicht mit einem Saison-Abbruch abfinden, wie ihn etwa einige andere Klubs aus Kreisen der Südwest-Staffel der 3. Liga, bei denen die Nachwuchsarbeit entweder eine untergeordnete oder gar keine Rolle spielt, befürworten. "Wir haben in der Zwangspause sehr gut gearbeitet, ob nun in athletischer oder individueller Hinsicht. Dabei hat uns der Verein wirklich eine Super-Plattform geboten. Wir wissen es auch zu schätzen, dass wir gegenüber anderen Menschen, die Sport treiben, in einer privilegierten Lage sind. Aber wir brauchen den Wettkampf, um unsere vielen talentierten Spieler nach vorne zu bringen. Sie brauchen ihre Spielminuten bei den Aktiven auf hohem Niveau, sie brauchen den Vergleich mit anderen, sie brauche die Erlebnisse und sie brauchen das Feedback nach ihren Einsätzen. Besonders schwer ist das für unsere A-Jugendlichen, die jetzt in zweifacher Hinsicht ausgebremst sind."

Das große Problem ist weiterhin, dass die Drittligisten – deutschlandweit wird in vier Staffeln gespielt – in den verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Voraussetzungen haben. Doster setzt sich für einen Re-Start ein. "Die Rahmenbedingungen müssen aber passen, jeder muss trainieren dürfen, jeder muss das Hygiene-Konzept umsetzen. Wir stehen auf Abruf bereit. Ich kann nur hoffen, dass es weiter geht. Aber mein Optimismus schwindet, wenn ich die Aussagen manch anderer Vereine höre", sagt Doster.

Dass er irgendwann wieder eine Mannschaft trainieren wird, ist für den Albstädter klar: Ich werde zurückkommen. Schließlich habe ich in all den Jahren sehr viel in den Handball investiert.