Trainieren: ja, spielen: nein – der HBW Balingen-Weilstetten II steckt in einer kuriosen Corona-Situation.Foto: Kara Foto: Schwarzwälder Bote

Handball: Spieler beim Drittligisten HBW II dürfen trainieren, aber die wichtige Wettkampfpraxis fehlt

Der Deutsche Handball- Bund hat den Spielbetrieb in der 3. Liga Süd bis Ende des Jahres ausgesetzt, die Fortsetzung der Saison ist erst für das zweite Januar-Wochenende geplant. Damit hat auch der HBW Balingen-Weilstetten II eine lange Spielpause.

(jh). Dietmar Foth, Vorsitzender des HBW Balingen-Weilstetten e.V. bedauert die Entscheidung des DHB. "Wir hätten gerne weitergespielt. Die Spielpraxis ist für unsere jungen Spieler enorm wichtig. Mit unserem Hygienekonzept sind sowohl Spiele als auch Training nach meiner Einschätzung ohne Gesundheitsgefährdung möglich", sagt Foth. Doch auch finanziell stellt die Pause eine große Herausforderung für den Klub dar. "Wir benötigen Spiele, um wirtschaftlich überleben zu können, um unsere Sponsoren zu halten, um den Handball-Leistungssport am Leben zu halten. In Baden-Württemberg ist es nach der Corona-Verordnung so, dass die 3. Liga als Spitzensport eingestuft, Training und Spiele zulässig sind. Ich habe jedoch Verständnis für die Entscheidung des DHB. Denn aktuell ist es Drittliga-Mannschaften in Rheinland-Pfalz, Hamburg und Bayern untersagt, zu trainieren und im eigenen Bundesland spielen", sagt Foth. Das mache den länderübergreifenden Wettbewerb unmöglich. Die Überlegung, die Spieler zu testen, um die Corona-Gefahr weiter zu reduzieren, benötige Zeit, vor allem aber müsse die Finanzierung einer solchen Maßnahme geklärt werden.

Auch Trainer André Doster bedauert den Liga-Stopp nach dem fünften Spieltag. Dennoch haben er und seine Spieler in der aktuellen Situation großes Verständnis dafür. "Wir hoffen, dass die Runde wie vorgesehen, wie neuen Jahr die Runde fortgeführt werden kann. Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass mit strengen Hygienekonzepten ein Trainings- und Spielbetrieb umsetzbar ist. Für meine junge Mannschaft ist die Spielpraxis für ihre Entwicklung absolut wichtig. Aber selbst wenn es im Januar 2021 weiter geht, kann die Runde nicht im vollen Umfang ausgespielt werden. Es werden viele Spiele wegfallen. Ich kann nur hoffen, dass dies nicht zu große Auswirkungen auf die Entwicklung der Spieler nimmt. Schließlich wollen wir unsere A-Jugendlichen an das Niveau der 3. Liga heranführen und weiterhin Spieler für das Bundesliga-Team ausbilden", so Doster.

Immerhin: Das Perspektivteam trainiert derzeit unter strenger Einhaltung des genehmigten Hygienekonzepts. "Ich bin sehr dankbar, dass uns das Land Baden-Württemberg und die Stadt Balingen mit realistischem Blick auf die Notwendigkeiten des Spitzensports gestatten. Wir haben eine Reihe von Spielern, die quasi im Ausbildungsverhältnis zum Profisportler stehen. All unsere Spieler haben Verträge, die den Verein verpflichten, ihnen Training und sportliche Entwicklungschancen zu bieten. Für eine Reihe von Spielern sind die Entgelte wichtige Beiträge zum Lebensunterhalt. Wir wollen sie nicht wieder in Kurzarbeit schicken. Eine längere Trainingsunterbrechung würde auch erhebliche gesundheitliche Gefahren heraufbeschwören oder einen sehr langsamen Wiedereinstieg gebieten", so Foth.

Coach Doster freut sich, dass zumindest der Trainingsbetrieb weiterläuft. "Das ist sehr wichtig. Da bin ich gegenüber dem Land, der Kommune, der Vereinsführung des HBW und dem DHB sehr dankbar. Wir haben nach dem letzten Lockdown über Wochen hinweg die Spieler behutsam an den Ball und die Wettkampfsituation herangeführt, haben viel in Verletzungsprävention und Athletik investiert. Wir müssen nun weiter den gewohnten Trainingsumfang betreiben, um den Anforderungen im Leistungssport gerecht zu werden." Den Rhythmus nicht zu verlieren werde eine wichtige Aufgabe in den nächsten Wochen sein, um bei einem Restart gerüstet zu sein. "Wir nutzen die Zeit, um an Defiziten zu arbeiten und die athletischen Umfänge zu erhöhen, um einen Ausgleich für den wegfallenden Wettkampf zu schaffen. Für mich sind aber auch die sozialen Kontakte wichtig, die für ein Team und das Klubleben wertvoll sind. Das können wir mit dem Training, wenn auch eingeschränkt, aufrechterhalten. Aber meine Jungs sind Handballer und brauchen den Wettkampf, damit sie wissen, weshalb sie trainieren – das will jeder Sportler", so Doster.