Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen kann die enttäuschende Saison über die European League nicht retten und spielt künftig nicht mehr international. In der neuen Runde besteht daher in der Liga und im DHB-Pokal Lieferpflicht für alle Beteiligten, meint unser Autor Jürgen Frey.
Von den Treuesten der Treuen wurde die Mannschaft nach dem erfolgreichen Spiel um Platz drei gefeiert, als hätte sie den Titel in der European League gewonnen. Die 350 nach Flensburg mitgereisten Fans von Frisch Auf Göppingen honorierten den eindrucksvoll bestandenen Charaktertest. Doch dieses eigentlich bedeutungslose 33:29 gegen das französische Spitzenteam Montpellier HB ändert nichts daran: Für den Vorjahres-Fünften geht nach dem letzten Spieltag am 11. Juni eine sehr enttäuschende Saison zu Ende.
Knallharte Analyse
Dass diese knallhart analysiert werden muss, steht außer Frage. Daran hätte nicht einmal ein Sieg beim Final Four etwas geändert. Der siebte Europapokaltitel der Vereinsgeschichte und die damit verbundene erneute Teilnahme am internationalen Geschäft hätte die Runde zwar gerettet – aber mit Sicherheit auch vieles übertüncht. Denn das frühe Aus im DHB-Pokal und der aktuelle 14. Tabellenplatz entsprechen in keinster Weise den Ansprüchen des Traditionsclubs. Für die mit dem Rekordetat von 6,5 Millionen Euro zusammengestellte teuerste Mannschaft war als Saisonziel eine Platzierung unter den ersten Sechs ausgegeben worden.
Doch auf dem Papier gute Individualisten machen eben noch lange keine erfolgreiche Mannschaft. Zumal der Abgang von Jacob Bagersted, dem Prototypen eines Führungsspielers, eine Lücke hinterließ, die keiner füllen konnte. Die im Final-Four-Halbfinale kaum zu überbietende Abschlussschwäche zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Saison. Ebenso mangelte es an der Fähigkeit, an einem schlechten Tag auch einmal gegen einen schwächeren Gegner ein Spiel knapp zu gewinnen – was eben auch Qualität bedeutet.
Steigerung unabdingbar
Dies alles in den Griff zu bekommen, ist die knifflige Aufgabe von Trainer Markus Baur. Zumal ihm Abwehrstratege Blaz Blagotinsek wegbricht und hinter den Alternativen Vid Poteko und Sebastian Heymann verletzungsbedingt Fragezeichen stehen. Der Weltmeister von 2007 hatte nach dem Rauswurf von Hartmut Mayerhoffer (7:21 Punkte) in Anbetracht von 14:18 Punkten unter seiner Regie auch keine Wunderdinge vollbringen können. Es besteht also Lieferpflicht: Für die Spieler, die Sportliche Leitung – und natürlich für den Trainer.