Der TVB Stuttgart muss derzeit auf fünf verletzte Stammkräfte verzichten, davon sind vier wichtige Abwehrspieler. Reagiert der Club auf dem Transfermarkt auf die Misere?
Jürgen Schweikardt redet gar nicht lange drum herum. „Es ist“, sagt der Geschäftsführer des TVB Stuttgart, „sehr frustrierend.“ Schweikardt meint nicht zwingend die jüngsten Niederlagen des Handball-Bundesligisten – sondern einen Hauptgrund, warum diese überhaupt zustande gekommen sind: das mittlerweile schier unglaubliche Verletzungspech.
Zuletzt musste der neue Trainer Misha Kaufmann auf Jonas Truchanovičius (Kreuzbandriss), Lenny Rubin (Fußgelenkverletzung) und Samuel Röthlisberger (Daumen-OP) verzichten. Weil kurzfristig auch noch Antonio Seradilla ausfiel, herrschte zudem akute Personalnot vor allem in der Defensive. Nun hat es die nächste Stammkraft erwischt.
Am Mittwoch gab der TVB bekannt, dass ab sofort auch Max Häfner mehrere Wochen lang ausfallen wird. Der 29-Jährige aus dem Rückraum der Stuttgarter hat sich die linke Mittelhand gebrochen und muss vorerst pausieren. Häfner hatte erst kürzlich seinen Vertrag beim TVB um zwei weitere Jahre verlängert.
Bei der Fülle an Ausfällen stellt sich die Frage, ob es nicht doch sinnvoll wäre, externen Ersatz zu verpflichten. Bislang hatte sich der TVB gegen diese Option entschieden – und die Verletzung von Max Häfner hat nicht viel an der Sichtweise verändert. „Wir halten immer die Augen offen“, sagt Jürgen Schweikardt zwar, erklärt dann aber auch, warum die Wahrscheinlichkeit einer Nachverpflichtung gegen null tendiert.
Einerseits würden abgesehen von Jonas Truchanovičius die derzeit verletzten Spieler auf Sicht wieder zurückkehren – danach würde ein potenzieller Neuer nur noch auf der Bank sitzen. Oder er wäre so gut, dass er auch dann auf dem Feld stehen kann. „Aber da ist der Markt derzeit eher schwierig“, sagt Schweikardt. Der Geschäftsführer des TVB betont: „Zudem würden wir unseren jungen Spielern Spielzeit wegnehmen.“
Zuletzt sammelte Linus Schmid viele Spielminuten, am vergangenen Sonntag in Lemgo spielte Max Heydecke (beide 18) in der Abwehr nahezu durch. „Er hat das super gemacht“, sagt Schweikardt – der dennoch gerne bald wieder auf seine gestandenen Defensivspezialisten setzen würde.
„Obwohl vier unserer fünf etablierten Spieler aus dem Innenblock ausgefallen sind, haben wir gegen die MT Melsungen und beim TBV Lemgo nur mit zwei Toren Unterschied verloren“, sagt Schweikardt, „man kann sich ausmalen, dass wir in diesen beiden Spielen unter anderen Voraussetzungen was mitgenommen hätten.“ Dann, so der Geschäftsführer, „wären wir voll im Plan“. So aber rangiert der TVB mit lediglich vier Pluspunkten auf Rang 15.
Am Sonntag steht zu Hause das Duell mit den Füchsen Berlin an – eventuell wieder mit Antonio Seradilla und Torhüter Daniel Rebmann, der unter einer Gehirnerschütterung litt. Es folgt die Partie bei den Rhein-Neckar Löwen, dann ist erst einmal Länderspielpause. Danach (13. November in Eisenach) könnten dann auch Lenny Rubin und Samuel Röthlisberger wieder zur Verfügung stehen.