Bad Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer im Einsatz als Schiedsrichter bei einem Heimspiel der Handballfrauen des TSV Neuhengstett. Foto: Kraushaar

Handball: Dietmar Fischer, Verwaltungschef von Bad Liebenzell, ist in seiner Freizeit als Schiedsrichter aktiv.

An den Wochenenden ist Dietmar Fischer oft in den Sporthallen in der Region unterwegs. Aber nicht in seiner Funktion als Bürgermeister von Bad Liebenzell. In seiner Freizeit tauscht der Schultes so oft es geht Hemd und Anzug gegen sein Schiedsrichtertrikot.

Fischer leitet dann als Handballreferee Begegnungen in den unteren Spielklassen. Auch wenn sein Terminplan noch so voll ist, nimmt er sich die Zeit. "Ich möchte dem Sport etwas zurückgeben", sagt er. Denn er sei mit dem Handball groß geworden und er sei für ihn ein Ausgleich zum Job. "Ein Handball-Spiel ist auch einfacher zu leiten als so manche Gemeinderatssitzung", sagt er lachend.

Von klein auf gab es für Fischer zwei Sportarten: Skifahren und Handball. Zum Handball kam er als Elfjähriger. "Zuerst stand ich im Tor", erzählt er. Dann folgte schnell der Wechsel auf Rechtsaußen, für ihn als Rechtshänder eine undankbare Position. Der Grund ist ihm aber klar: "Technisch war ich nie besonders gut", erklärt er. Seine große Stärke sei jedoch immer die Schnelligkeit gewesen. Inzwischen spielt er immer noch aktiv in der dritten Mannschaft und der Seniorenmannschaft Ü48 der SG Hirsau/Calw/Bad Liebenzell, deren zweiter Vorsitzender er auch ist.

Bevor er jedoch im Jahr 2013 Bürgermeister im Nagoldtal wurde, war Fischer bei seinem Heimatverein TV Eppelheim aktiv. Als Abteilungsleiter war er über Jahre hinweg am Aufbau einer starken Handballsparte beteiligt. So kam er vor sieben Jahren auch zum Pfeifen: Fischer wollte einige Jugendliche aus seiner Abteilung davon überzeugen, die Schiri-Ausbildung zu machen. Denn seit Jahren herrscht im Handball akuter Schiedsrichtermangel. An der Ausbildung nahm er kurz entschlossen deshalb auch selbst teil. "Dabei bin und war ich als einer der größten Schiedsrichterkritiker bei uns in der Gegend bekannt. Ich betitel mich selbst auch als furchtbaren Zuschauer. Die Ausbilder wollten es gar nicht glauben, als ich plötzlich im Zimmer saß", sagt er lachend. Seither pfeift er Spiele in den unteren Spielklassen. "Ich bin oft bei Spielen der Damen und zweiten Mannschaften im Einsatz", sagt Fischer. Diese finden meist am frühen Samstagnachmittag statt. So könne er davor oder danach auch noch Termine wahrnehmen. "Das mache ich dem Handballsport zuliebe".

Solange es nicht genug Referees gebe, mache er auch weiter. "Es kann einfach nicht sein, dass Spiele ausfallen, weil kein Schiedsrichter zur Verfügung steht", ist er überzeugt und wünscht sich in der Ausbildung des Schiedsrichternachwuchses neue Impulse vom Verband. Da müsse dringend etwas getan werden. "Schiedsrichter zu sein, liegt aber nicht jedem. Umso wichtiger ist, dass die, die Lust drauf haben, auch optimal gefördert und angeleitet werden". Und genau darin sieht Fischer ein großes Problem: Zu oft und zu schnell seien die Jung-Schiedsrichter mit ihren Spielen überfordert. Die Ansetzungen seien oft nicht ideal. "Man muss die Unerfahrenen ja nicht unbedingt direkt am Anfang in schwierigen Derbys einsetzen", sagt Fischer, sondern solle sie in unkomplizierteren Partien Erfahrung sammeln lassen. Denn es sei schwer, die vielen Situationen einer Partie unter Zeitdruck korrekt zu bewerten und immer die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dies erfordere viel Fingerspitzengefühl. "Die Spieler – auch in den unteren Klassen – sind mit allen Wassern gewaschen". Deren Schlitzohrigkeit führe einen oft auf die falsche Fährte. Um damit klar zu kommen, müsse jeder seinen eigenen Weg finden.

Er selbst spreche viel mit den Spielern und erkläre seine Entscheidungen. Seine jahrelange Erfahrung als Spieler helfe ihm dabei in vielen Situationen. Generell gelte: Nicht nur das Pfeifen selbst sei entscheidend, sondern auch das Auftreten auf dem Platz. Man müsse sich für eine falsche Entscheidung auch mal entschuldigen – nicht immer einfach für Nachwuchsreferees. Zudem müsse man auch immer mit der Kritik von Spielern, Zuschauern und Trainern zurechtkommen. Wenn diese in der Hitze des Spiels vielleicht auch mal zu direkt ausfällt, muss man auch mal weghören können. "Clever agieren ist wichtig", meint Fischer.

Emotionen gehören für ihn einfach zum Spiel dazu, die er nicht unterbinden will. Trotzdem sei der Umgang mit den Schiedsrichtern normalerweise sehr gut und respektvoll. "Und deshalb macht es mir einfach Spaß", sagt Fischer.