Auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs in Schwenningen soll ein Innovationsquartier entstehen. Foto: Pohl

Lange genug ist das Gelände des ehemaligen Schlachthofs in Schwenningen ungenutzt gewesen. Doch nun plant Hans-Walter Haller, Geschäftsführer von Haller Industriebau, die Zukunft auf dem Areal: Ein Innovationsquartier.

VS-Schwenningen - Das Gelände ist mit Bauzäunen gegen das unbefugte Betreten gesichert – auch zum Schutz möglicher ungewollter Besucher, denn die Überreste der einstigen Schlachthofgebäude sind alles andere als in einem guten Zustand. Doch der Verfall, der in den vergangenen Jahren vorangeschritten ist, soll nun ein Ende haben. Am Dienstagabend stellte Hans-Walter Haller im Technischen Ausschuss seine Pläne vor.

Das "HQI", das Haller Innovations-Quartier, soll sich sowohl auf das derzeitige Schlachthof-Areal als auch auf die bereits bestehenden Firmenhallen von Haller Industriebau an der Lichtensteinstraße erstrecken. "Alle Gebäude, die nicht erhaltenswert sind, sollen abgerissen werden", erklärt Hans-Walter Haller. Dazu gehören vor allem die Pferdeställe und die Pferdeschlachterei an der Burg- beziehungsweise Lupfenstraße. "Die wollen wir, wenn möglich, in alter Optik wieder aufbauen", erläutert Haller. Im Gegenteil dazu sollen das Kühlhaus, der Wasserturm und die Villa erhalten werden. In Letztere soll die Verwaltung von Haller, die derzeit am Steinkirchring ihren Sitz hat, in Zukunft untergebracht werden.

Campus, Internat und Co-Working-Space

Zusätzlich zu der bisherigen gewerblichen Nutzung durch die Firma Haller an der Lichtensteinstraße ist folgende Nutzung neu geplant: "Wir wollen die betriebliche Ausbildung verbessern, indem wir den HBC – den Haller Bildungs-Campus – schaffen", präsentiert Hans-Walter Haller. Dabei handele es sich im Wesentlichen um einen überbetrieblichen Ausbildungsbereich für alle Haller-Azubis, "die im Prinzip erst nach dem gemeinsamen Erlernen von Grundfertigkeiten in die einzelne Werke verteilt werden", erläutert Haller.

Außerdem ist ein Internat geplant, das den Auszubildenden auch Wohnmöglichkeiten sowie eine Gastronomie bieten soll. "Wir haben Azubis, die teilweise bis zu 80 Kilometer zwischen Wohnort und Schwenningen zurücklegen müssen, das sind zum Teil bis zu vier Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln", beschreibt Haller die unkomfortable Situation.

Darüber hinaus soll auf dem Gelände auch ein Co-Working- und Maker-Space entstehen. "Da könnte etwas entstehen, was für das Quartier einen Riesennutzen hat", glaubt Haller. Neben dem klassischen Co-Working-Space begeben sich die Nutzer beim Maker-Space auf die praktische Ebene. "Hier wird durch maschinelle Dinge ergänzt, die der Campus dann bereits mitbringt", so Haller.

Wasserstoff-Reallabor könnte installiert werden

In Kooperation mit dem Verein H2-Region könnte auf dem Areal ein Wasserstoff-Reallabor installiert werden, wo beispielsweise Wasserstoffanwendungen getestet werden können.

Neben der gewerblichen Nutzung will Haller auch einen kreativen Freiraum belassen, der beispielsweise kulturell, wie jüngst mit dem Medienkunstfestival 2020, genutzt werden kann. "Es wird eine große Herausforderung, all diese unterschiedlichen Nutzungen umzusetzen – sowohl planungsrechtlich als baurechtlich", kommentierte Bürgermeister Detlev Bührer.

Die Tatsache, dass die Planungen schon so weit fortgeschritten und das Konzept, das von Architekt Uwe Schlenker umgesetzt werden soll, schon so konkret ist, begründet Hans-Walter Haller so: "Es ist ein Stück weit ein Dilemma, dass wir erst jetzt Ihnen unser Vorhaben präsentieren, allerdings brauchten wir die konkrete Planung, um abzuklären, ob das Projekt tragfähig ist."

Den in der Videokonferenz zugeschalteten Mitgliedern des Technischen Ausschusses war das gleichgültig, denn diese waren vom Präsentierten begeistert. Das brachte Stadtrat Andreas Flöß (Freie Wähler) so zum Ausdruck: "Was Sie planen, ist herausragend – städtebaulich, aber auch inhaltlich. Sie bekommen von uns die maximale Unterstützung dafür."

Viel Lob für innovatives Unternehmen Haller

Auch Helga Baur (Grüne) geht es nicht anders: "Ein solch innovatives Unternehmen findet man öfter in der Schwenninger Geschichte, daran fühle ich mich durch Ihre Vorstellung erinnert. Wir sind genauso begeistert." Gudrun Furtwängler (CDU) freute sich vor allem auch darüber, dass "ein Schandfleck in Schwenningen" verschwinden wird. SPD-Stadtrat Bernd Lohmiller zeigte sich ebenfalls beeindruckt und sicherte ebenfalls die Unterstützung seiner Fraktion für das Projekt zu, "damit etwas Erfolgreiches für die Stadt und die Region entsteht".

Laut Hans-Walter Haller findet am 12. Mai ein Treffen mit der Stadt und Bürgermeister Detlev Bührer statt, die Abrissbagger erwartet Haller bereits "vermutlich Anfang oder Mitte Juni".