Angesichts der steigenden Defizits sieht die Gemeinde Schönwald keine Chance, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Zumal eine Sanierung für mindestens fünf Millionen Euro ins Haus stehen würde. Kritik kam bei einer Bürgerversammlung auf.
Hat das Hallenbad der Tourismusgemeinde Schönwald eine Zukunft? Dieser Frage stellte sich die Verwaltung bei einer Bürgerversammlung, an der etwa 250 Menschen aus dem Dorf und der Umgebung teilnahmen.
Die Besucherzahlen Zunächst betrachtete Kämmerer Harald Häfner die Situation aus finanzieller Sicht. Alle touristischen Einrichtungen seien gebündelt im Eigenbetrieb Tourismus, darunter falle auch das Bad. Dieser Eigenbetrieb koste die Gemeinde Jahr für Jahr rund 700 000 Euro – er ist hoch defizitär. Ein großer Teil dieses Defizits falle auf das Hallenbad, so Hafner. Zunächst betrachtete er die Besucherzahlen – diese sind seit Jahren deutlich rückläufig. Das Allzeithoch lag 1990 mit knapp 26 000 zahlenden Besuchern, das schlechteste Jahr (außerhalb Corona) war 2019 mit erstmals weniger als 10 000 Badegästen. Lagen die Einnahmen von 2011 bis 2017 noch bei über 20 000 Euro, sank diese Summe 2019 auf rund 12 760 Euro.
Der Zuschuss der Einwohner Dem gegenüber standen allein Energiekosten von zuletzt 89 366 Euro – trotz einer energetischen Optimierung im Jahr 2017. „Wäre das Bad 2022 durchgehend beheizt worden, lägen die Kosten sogar über 100 000 Euro“, verdeutlichte der Finanzmann der Gemeinde. Zu diesen Zahlen kämen, so man denn jemanden finde, die Personalkosten und die – altersbedingt exorbitant steigenden – Wartungs- und Reparaturkosten.
Jeder Bürger, vom Kleinkind bis zum Senior, musste für den Betrieb des Bades im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre 58,20 Euro bezahlen – zumindest theoretisch trotz deutlich steigender Einwohnerzahl. Aktuell liege das Defizit durch einen Weiterbetrieb bei deutlich mehr als 60 Euro je Einwohner – und ein zartes Anklopfen bei Nachbargemeinden wegen eines interkommunal betriebenen Bades erbrachte nichts.
Drohendes Defizit 2019 hätte ein Eintrittspreis von 18,10 Euro für Erwachsene und 16,60 Euro je Kind die Kosten gedeckt – heute müsste ein Erwachsener zur Kostendeckung weit über 20 Euro berappen. Nach derzeitiger Entwicklung werde das Defizit bei einem Weiterbetrieb schon demnächst die 200 000 Euro-Marke knacken – ohne Sanierung (die nach derzeitigem Stand mindestens fünf Millionen Euro betragen würde) und ohne zwangsweise kommende Großreparaturen. „Fazit: Der Weiterbetrieb des Hallenbads ist für die Gemeinde aus finanzieller Sicht eigentlich nicht mehr leistbar“, endete der Vortrag Häfners, zumal die Finanzaufsicht das hohe Defizit seit Jahren anprangere.
Sicht des Bürgermeisters Bürgermeister Christian Wörpel beschrieb zunächst die allgemeine Lage – pro Jahr würden in Deutschland derzeit – mit steigender Tendenz – 80 Bäder geschlossen, zumeist Hallenbäder. Corona und die Energiekrise würden diesen Trend verschärfen.
Auch im Gemeinderat werde seit Jahren darum gerungen, das Bad offen zu halten und womöglich Mittel zur Sanierung zu erhalten – doch selbst bei einer Förderung von 50 Prozent seien das noch Millionen, die man finanzieren müsste. Der Optimismus sei daher der Ernüchterung gewichen. Nach vorliegenden Fakten sei eine Weiterführung des Bades aus vielerlei Gründen nicht möglich. So seien weder ein Neubau noch eine grundlegende Sanierung finanziell darstellbar.
Trend zu Spaßbädern Maximal möglich sei eine Art „Streckbetrieb“, aber auch das nur bis etwa 2025. Darüber habe man nachgedacht – es sei aber nur dann möglich, wenn keine größeren Schäden aufträten. Dazu komme der personelle Engpass. Daher sei ein Weiterbetrieb auch nur für kurze Zeit schwierig – da sollte man die Mittel besser anderweitig verwenden. „Schönwald bleibt auch ohne Hallenbad attraktiv“, war sich Wörpel sicher. Ein großes Problem sei, dass sich das Schwimmverhalten geändert habe hin zu großen Spaßbetrieben – für das dann gerne auch mal viel Geld in die Hand genommen werde.
Sicht der Schulen Die Diskussionsbeiträge waren teils sehr emotional, so fragten sich Sabine Emde, die ehemalige Schulleiterin der Dom Clemente Schule Schonach, Silvia Schöne, die Leiterin der Richard-Dorer-Schule Schönwald und Susanne Krüger, Sportlehrerin am Schwarzwald-Gymnasium Triberg, wo um alles in der Welt ihre Schüler noch schwimmen lernen könnten – was auch Karim Kienzler als Vorsitzendem der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Kopfzerbrechen bereitet.
Sicht der Bürger Monika Schwer aus Schonach brachte die älteren Menschen ins Spiel – für die sei das Hallenbad oft der einzige Treffpunkt gewesen. Der Schönwälder Nikolaus Dold wollte wissen, welche Nachnutzung des Gebäudes möglich wäre – und was als Nächstes geschlossen werde. Bürgerin Christine Zimmermann fand die Darstellung des Bürgermeisters sehr negativ, ihr fehle ein Funken Optimismus. Etwas gänzlich anders brachte Lukas Duffner aus Schönwald ins Spiel – seiner Meinung nach hätte die Gemeinde schon vor Jahren in Windkraft investieren müssen, dann stünde sie wesentlich besser da. Enttäuscht von der Haltung der Nachbarkommunen zeigten sich neben Christof Kammerer gleich mehrere Bürger. Roswitha Hettich überlegte, welche andere Nutzung möglich wäre – diese würde aber doch auch Geld kosten.
Spendenaufrufe, der Blick ins Kurhaus Viktoria und dessen Nutzung waren weitere Themen, die zur Sprache kamen. Zu Wort meldete sich auch Patrick Schreib, Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH (HTG) – er sei sicher, dass Schönwald mehr zu bieten habe als das Hallenbad, selbst wenn jeder Baustein, der wegfalle, weh tue.
Das weitere Vorgehen In der kommenden Woche steht das Thema Hallenbad auch auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung. „Wir werden die Thematik allerdings vorläufig nur ratsintern weiter besprechen – ich glaube nicht, dass es dort zu einem Beschluss kommen wird“, betonte der Bürgermeister im Gespräch am Ende der Versammlung.