Die Fruchtsäule ist das Symbol des Cannstatter Volksfests in Stuttgart, hier ist der traditionelle Treffpunkt und von hier beginnen die meisten Besucher, den Wasen zu entdecken. Hier sind ... Foto: 7aktuell.de

Die eine Party ist vorbei, die andere geht in die zweite Woche. Einheitsfeier und Volksfest in Stuttgart haben sich nicht geschadet, im Gegenteil: Zur Halbzeit verzeichnet die Veranstalterin auf dem Wasen zehn Prozent mehr Besucher als 2012. Und die Polizei hat alle Hände voll zu tun.

Stuttgart - Es ist ein Tag ganz nach dem Geschmack der Wirte und Schausteller. Bereits um 12 Uhr sitzen nicht nur etliche Zecher in den Zelten, Besucher jagen auch schon Geister, ziehen Lose und schießen Schraubenzieher. Brückentag und schulfrei, der Kalender hat es heuer gut gemeint mit den Beschickern, und weil Petrus auch noch seine Hand über den Wasen hält, frohlocken alle. Obwohl es sonst nicht seine Art ist, greift auch Andreas Kroll, Chef der Veranstalterin in.Stuttgart, zu Superlativen. „Das ist ein sehr, sehr gutes Volksfest bisher“, sagt Kroll, „sogar das Top-Volksfest der vergangenen zehn Jahre.“ Das ist mal ein Wort, geht es doch in dieser Dekade stetig aufwärts.

Zehn Prozent mehr Besucher als im Vorjahr habe man bisher verzeichnet. Genauer will man dies nicht beziffern. Doch da man im Vorjahr von zwei Millionen Besuchern zur Halbzeit sprach, dürften es nach Adam Riese nun 200 000 Gäste mehr gewesen sein. Damit ist man auf Kurs Richtung vier Millionen Besuchern zum Wasenende am 13. Oktober.

Damit nicht genug: Von einem „fantastischen“ Feiertag sprach Kroll. Obwohl Hunderttausende in der Innenstadt den Tag der Deutschen Einheit feierten, blieben genug Besucher für den Wasen übrig. 250 000 Menschen waren da. Während im Vorjahr 40 Reisebusse am 3. Oktober das Volksfest ansteuerten, waren es dieses Jahr 140. Darunter viele aus Holland und Belgien. Wenn’s Alkohol gibt, lassen sie sich fahren und den Wohnwagen zu Hause. „Das ist eine Folge unserer Werbung bei der Tourismusmesse in Berlin“, sagt Marcus Christen, Abteilungsleiter bei in.Stuttgart. Die Zahl der Besucher aus dem Ausland steige, besonders die Italiener mögen das Volksfest. Sie kommen übrigens besonders gerne mit dem Wohnmobil. Soviel zum Klischee.

Wirte lassen des Nachts niemand in Dirndl und Lederhosen rein

Doch der Andrang hat auch eine Kehrseite. „Hotelzimmer sind kaum zu bekommen“, sagt Kroll, „und wenn, sind sie mindestens doppelt so teuer.“ Es ist ein schaler Trost, aber immerhin ein Grund zur Freude für die FDP: Die Marktwirtschaft funktioniert. Das Prinzip von Nachfrage und Angebot trifft auch in.Stuttgart. Nächstes Jahr ist wieder das Landwirtschaftliche Hauptfest, die Agrarmesse findet alle vier Jahre statt und ist das größte Bauerntreffen des Landes. „Wir müssen dafür Hotelzimmer blocken“, sagt Kroll, „aber bis Ende Oktober buchen.“ Ohne zu wissen, ob all die Aussteller und geladenen Gäste tatsächlich eines brauchen. Doch wer zu lange wartet, bekommt kein Zimmer mehr.

Und natürlich ist bei einem Fest bei dem das meiste Geld mit dem Verkauf von Alkohol verdient wird, niemals alles eitel Sonnenschein. Viele Gastronomen in der Innenstadt lassen des Nachts niemand in Dirndl und Lederhosen mehr in ihre Läden, sie haben keine Lust, den Kehraus des Volksfests abzubekommen. „Wir wissen um das Problem und sprechen an den Haltestellen gezielt Jüngere an, die Alkohol mitführen und klären auf“, sagt die Polizei. Was nicht immer etwas nützt. Dass aber mehr völlig Betrunkene zu verzeichnen waren, kann die Polizei nicht bestätigen. Hingegen verzeichnet sie mehr einfache Körperverletzungen und trotz aller Mahnungen an die Besucher mehr Diebstähle als im Vorjahr. Genaue Zahlen will man erst zum Ende des Festes nennen.

Es kommt ja auch noch einiges hinzu: Etwa an diesem Samstag. Da ist nicht nur Volksfest, der VfB Stuttgart spielt und abends tritt Cro in der Schleyerhalle auf. Andrang ist man gewohnt, aber das stellt die Beteiligten auf dem Wasen vor ein neues Problem: Man erwartet ein Verkehrschaos, weil zahlreiche Eltern ihre Kinder zum Konzert fahren.