Wolfgang Knöpfle genießt bei seinem Lauf auf Menorca die Natur. Foto: Knöpfle

185 Kilometer in 32 Stunden – was für viele unmöglich erscheint, hat der Beffendorfer Wolfgang Knöpfle geschafft. Der 59-Jährige hat einen Ultramarathon auf der Insel Menorca bezwungen.

Das Ziel rückt immer näher, die Strapazen haben bald ein Ende. Bei Wolfgang Knöpfle kommt allmählich Euphorie auf. Der Zieleinlauf ist für ihn der reinste Gänsehautmoment.

 

Marathon verliert seinen Reiz

Der 59-Jährige hat kürzlich den „Cami de Cavalls“ auf der Balearen-Insel Menorca bezwungen. Er legte die 185 Kilometer lange Strecke in 32 Stunden und 22 Minuten zurück. Gerade Rechtzeitig zum Abendessen mit seiner Frau, wie Knöpfle lachend erzählt. Es ist bei Weitem nicht der erste Ultramarathon, den der Beffendorfer hinter sich hat. An über 80 Läufen mit einer Distanz von mindestens 100 Kilometern habe er bisher teilgenommen.

Mit „Joggen hinterm Haus“ hat alles angefangen, erzählt er. Fünf Kilometer, zehn Kilometer – die Distanzen wurden immer größer. Seinen ersten Marathon lief er im Jahr 2001. Doch irgendwann verloren die 42 Kilometer ihren Reiz. Knöpfle suchte sich die nächste Herausforderung: den Ultramarathon: Sein bisher längster Lauf ging über 240 Kilometer.

Das Unmögliche erreichen

Beim Ultramarathon auf Menorca landete Knöpfle auf dem 57. Platz und war damit bester deutscher Teilnehmer. Insgesamt waren etwa 200 Läufer gestartet, 115 kamen ans Ziel. Knöpfle gehörte zu den älteren Jahrgängen und ließ viele jüngere Athleten hinter sich. Doch dem Beffendorfer geht es nicht um Platzierungen. „Meine Gegner sind nicht die anderen Läufer, sondern die Strecke. Ich will das Unvorstellbare, das Unmögliche erreichen – das ist es, was den Reiz ausmacht.“

Ein halbes Jahr vor einem Lauf beginnt Knöpfle mit der Vorbereitung. Vier bis fünf Mal in der Woche trifft man ihn auf seinen Joggingrunden in Beffendorf an. Am Wochenende legt er bei seinem Trainingslauf etwa 80 Kilometer zurück. Meist zieht es ihn in Richtung Schiltach und Schenkenzell – in den Schwarzwald. Denn jeder Lauf ist für den 59-Jährigen auch ein Naturerlebnis.

Atemberaubende Natur

Die atemberaubende Natur konnte Knöpfle auch auf Menorca genießen – auch wenn sie ihm einiges abverlangte: Steile Passagen verlangten viel Kraft ab und wegen der teils unwegsamen Strecke, die über Sand und scharfkantige Steine führte, geriet der Ultramarathon zum Balanceakt. Die kühle Meeresbrise war da Balsam für den geschundenen Körper.

„Ab etwa 100 Kilometern tut es richtig weh“, sagt Knöpfle. Zu dieser Zeit geht auch die Sonne unter, die Nacht bricht herein. Die Läufer gelangen in ein mentales tief, Zweifel kommen auf. „Schaff ich das? Muss ich mir das wirklich antun? Nachts ist besonders Willensstärke gefragt“, sagt Knöfple.

Wandern und Joggen

In der Dunkelheit wird das Tempo langsamer. Während tagsüber gejoggt und auf anspruchsvollen Passagen gewandert wird, ist nachts fast nur noch Wandern angesagt. Insgesamt wird die Strecke etwa zur Hälfte laufend zurückgelegt. Die restliche Zeit wird gewandert. Die Läufer legen auch kurze Verschnaufpausen ein. Essen und Trinken gibt es an Versorgungsstationen.

„Unbeschreibliches Gefühl“

Am frühen Morgen, wenn sich die Sonne bereits wieder am Horizont zeigt, ist das Tief überwunden. „Je näher man ans Ziel kommt, desto mehr verschwinden die Zweifel“, so Knöpfle. Etwa zehn Kilometer vor der Ziellinie trifft er auf seine Frau. „Danach war ich erst recht motiviert. Den Rest der Strecke bin ich dann einfach runtermarschiert.“

Kurze Zeit später war es vorbei: „Beim Zieleinlauf wird man dann von der Euphorie überwältigt, die Haare stellen sich auf – ein unbeschreibliches Gefühl“, sagt Knöpfle. Der 59-Jährige gönnt seinem Körper nun eine Pause. Längere Läufe seien erstmal nicht geplant. „Außer vielleicht ein 100-Kilometer-Lauf. 100 Kilometer gehen immer“, sagt Knöpfle und lacht.