Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert übbereichte eine Spende in Höhe von 500 Euro an die Ärztin Anke Brügmann vom Verein »Pwojè men kontre«. Foto: Kern

Der Wolfacher Verein "Pwojè men kontre" leistet seit zwanzig Jahren humanitäre Hilfe in Haiti. Dabei ist die anerkannte Hilfsorganisation auf ehrenamtliche Mitwirkung und Spenden angewiesen.

Wolfach - Bei einem Pressegespräch schilderte die Ärztin Anke Brügmann die aktuelle Situation im Karibikstaat und die der Station in Beaumont. "Die städtische Spende in Höhe von 500 Euro, die anlässlich des Neujahrsempfangs überreicht wurde, ist eher als symbolischer Betrag zu sehen", sagte Wolfachs Bürgermeister Thomas Geppert. Eine sehr einfach gekochte Mahlzeit koste etwa einen Euro, was bei 460 Schülern und 72 Waisenhauskindern nicht einmal einen Tag abdecke.

Spendenbereitschaft ist zurück gegangen

In der Öffentlichkeit, in der aktuell große Unsicherheit mit Blick auf den Ukraine-Krieg und Inflation herrscht, sinkt laut Brügmann die Wahrnehmung langfristiger Projekte sowohl in den Medien als auch im Bewusstsein der Allgemeinheit.

"Die Spendenlage ist schlecht bei gleichbleibendem Bedarf, die Station am Laufen zu halten", so Brügmann. So sehr große und kleine Geldspenden willkommen seien, helfen vor allem regelmäßige Zuwendungen, damit den örtlichen laufenden Verpflichtungen nachgekommen werden kann.

Neben der Versorgung der Kinder und Jugendlichen werden auch Projekte vor Ort in den Bereichen Medizin, Bildung und Landwirtschaft initiiert und gefördert. Zudem fallen Personalkosten an. Die Station ist mit 67 Angestellten größter Arbeitgeber der Region. "Auf dem Landweg sind wir derzeit gar nicht zu erreichen, denn Gewalt ist allgegenwärtig durch die Aktionen von verschiedenen Banden, aber auch durch fehlende Polizei für die Kriminalitätsbekämpfung", schildert die Ärztin anarchistische Zustände.

Exemplarisch für die schlimme Lage, berichtete Brügmann von zwei Mädchen, die im Waisenhaus aufgenommen worden seien, weil ihre Eltern ermordet wurden. Ein großes Problem sei auch, dass sie aufgrund der gefährlichen Straßen keine Patienten in Krankenhäuser verlegen könnten.

Die Versorgungslage sei infolge der Unruhen schlecht und Haiti habe ebenfalls mit hoher Inflation zu kämpfen. Die Kantine hatte Probleme mit dem teuren und schwer zu bekommenden Feuerholz, denn es gab auch kein Gas mehr für die Propangas Tankstelle. Diese ist ein Umweltprojekt, um von der Holzkohle wegzukommen und die autarke Energieversorgung der Station zu sichern.

Neben der dringend benötigten monetären Hilfe wäre Brügmann froh, engagierte Helfer rekrutieren zu können. "Wir brauchen Unterstützung aus so gut wie allen Branchen", so die Ärztin. Die Aufgaben reichen von Lehrern für die Schule über die Administration bis hin zur Landwirtschaft. Sie wäre glücklich über mehr Mitarbeiter sowohl in Haiti wie auch in Deutschland. Der Verein sei zwar bundesweit tätig, doch in Wolfach verortet, wo laut Brügmann bisher großer Rückhalt erfahren wurde. Bei der Hauptversammlung am 25. März wird unter anderem über die Voraussetzungen eines ehrenamtlichen Engagements informiert.

Spendenkonto

Um die Arbeit des Vereins "Pwojè men kontre" zu unterstützen, können Spenden auf das Spendenkonto bei der Sparkasse Wolfach unter der Iban DE07664527760010148072 und der Bic SOLADES1WOF übermittelt werden. Sachspenden wie medizinisches Material und Baustoffe sind ebenfalls eine Hilfe. Weitere Informationen über den Verein gibt es im Internet unter www.menkontre.com.