Infinex: Neue Produkte des Haiterbacher Unternehmens müssen immer auch recycelbar sein
Firmenbesuch mit zweitem Nutzen: Der wiedergewählte FDP-Landtagsabgeordneter Timm Kern und Peter Raisch, Beisitzer im FDP-Kreisvorstand, brachten eine Palette voller Wahlplakate zum Kunststoff-Spezialisten Infinex in Haiterbach.
Haiterbach. "Unsere Wahlplakate landen weder auf der Deponie noch im Meer. Sie werden auch nicht über den halben Globus befördert, sondern unmittelbar hier in der Region wiederverwertet." Mit diesen Worten machte der Landtagsabgeordnete Timm Kern (FDP) gemeinsam mit dem Beisitzer im Kreisvorstand der FDP Freudenstadt, Peter Raisch auf, eine voll beladene Palette, mit circa 1000 bunt bedruckten Kunststoff-Hohlkammerplatten ihrer neuen Bestimmung zuzuführen, nämlich der Wiederverwendung der Plakate in Form von unterschiedlichsten Materialträgern aus dem Hause der "Infinex Group" in Haiterbach. Diese werden dort erneut dem Eigenbedarf oder aber der industriellen Verwendung weltweit zugeführt – und zwar mehrfach im sogenannten "Recycle Loop".
Bereits auf dem Parkplatz begrüßte der Geschäftsführer Martin Hartl samt Gabelstapler die Gäste und nahm die Ware gerne entgegen. Und das nicht ohne Grund: "Ich biete heute kein neues Produkt mehr an, wenn ich es nicht recyceln kann", erklärte Hartl.
Dazu benötige er idealerweise solche Rohstoffe, die weder an aufwendige Genehmigungsprozesse im Rahmen des Abfallaufbereitungsgesetzes, noch an hohe Kosten externer Produzenten für neue Rohstoffe geknüpft seien.
Bei den Wahlplakaten sei der Recycling-Prozess allerdings nicht ganz trivial, erläuterte Hartl. Denn die Druckfarbe der Wahlplakate könne schnell zu Gaseinschlüssen im wiederaufbereiteten Granulat führen und das mindere die Qualität des wiedergewonnenen Rohstoffs und die nachgelagerten Verwertungsmöglichkeiten.
Doch hat das Unternehmen auch dafür geeignete Lösungen. Vom Schreddern der überaus bunten FDP-Plakate bis hin zum produktionsreifen, schwarzen Granulat sind heute mehrere Arbeitsschritte maschinell vereint, um die vielfältigen Aufbewahrungssysteme zu produzieren, die mit ständig neuen Ideen und Eigenschaften den unterschiedlichen Kunden angeboten werden können.
So berichtete Hartl von zahlreichen Innovationen, wie beispielsweise der elektrischen Leitfähigkeit des Kunststoffs, die speziell für Lagerung und Transport von Elektrobauteilen wichtig sei, von intelligenten Verschlusssystemen, die die Arbeitsprozesse der Industrie erleichtern und von stoßfesten Armierungsgeweben aus dem gleichen Rohstoff, die die Belastungsfähigkeit erheblich erhöhen würden.
Bei der Arbeit an der Kunststoff-Mühle wollte Kern wissen, wie nach dem pandemie-geplagten Jahr die Situation des Unternehmens sowie dessen Zukunftsaussichten in den Bereichen internationale Wettbewerbsfähigkeit und Fachkräftegewinnung zu beurteilen seien. Trotz eines "Umsatzrückgangs von 20 Prozent" im vergangenen Jahr sieht Martin Hartl der Zukunft seines Unternehmens sehr optimistisch entgegen. So habe man einerseits das Corona-Jahr intensiv für Restrukturierung und Prozessoptimierung genutzt. Darüber hinaus habe Infinex in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer sowie Steinbeis Institut im Rahmen spannender Forschungsprojekte die eigene Innovationskraft gefördert. Gegenüber der asiatischen Konkurrenz sieht Hartl klare Wettbewerbsvorteile bei der Produktqualität, dem Know-how und der eigenen Unternehmensstrategie. "Drei Dinge sind nötig", so der Geschäftsführer, "um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben: Innovation, kosteneffiziente Rohstoffgewinnung und ein klares Bekenntnis für ausgezeichneten Kunden-Service". Bei der Fachkräftegewinnung zeichne sich hingegen ein differenziertes Bild ab. In Gera, wo die Infinex Group jüngst einen Standort zur Rohstoffgewinnung eröffnet hat, sei das weniger ein Problem als im hiesigen Süden, berichtete Martin Hartl.