Kindergarten in der Zehntscheuer Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Betreuung: Waldkindergarten als Option für Entlastung / Stadtverwaltung muss auf Personalbedarf reagieren

Der Kindergartenbereich in Haiterbach befindet sich im Umbruch: Einem Platzmangel könnte mit einem Waldkindergarten begegnet werden. Die Betreuungsangebote werden neu strukturiert. Und es wird zusätzliches Personal benötigt.

Haiterbach. Melanie Ortwein, die vor kurzem die Gesamtleitung der Haiterbacher Kindergärten übernommen hatte, stellte dem Gemeinderat am Mittwochabend die Bedarfsplanung vor. Daraus ergebe sich, dass man im Kindergartenjahr 2020/21 Schwierigkeiten bekomme: "Die Plätze reichen nicht." Für das laufende Jahr gebe es hingegen keine Engpässe. Aber der Betreuungsbedarf verteile sich nicht gleichmäßig innerhalb der Stadt.

Derzeit stehen in Haiterbach 230 Plätze in zehn Gruppen, die auf fünf Kindergärten verteilt sind, zur Verfügung. In Haiterbach sind das die Zehntscheuer mit drei Gruppen und 60 Plätzen, die Brunnenstraße mit zwei Gruppen und 50 Plätzen sowie der evangelische Kindergarten mit zwei Gruppen und 50 Plätzen. Der eingruppige Kindergarten Beihingen hat 25 Plätze, der zweigruppige in Oberschwandorf 45 Plätze.

Entlastung könne ein Waldkindergarten bringen. Für einen solchen gebe es in Haiterbach eine private Initiative, informierte Bürgermeister Andreas Hölzlberger.

Johann Pagitz (FWH) vermisste in der Unterlage eine Personalaufstellung. Er kritisierte, dass die Verwaltung keinen Verein für den Waldkindergarten wolle. "Das sagen wir nicht, wir sind im Gespräch mit der Initiative", entgegnete Hölzlberger.

Rita Frey (FWH) begrüßte die Initiative der Eltern. Es sei wünschenswert, so etwas öfter zu sehen.

Das Gremium stimmte für eine weitere Bedarfsplanung und auf Vorschlag von Pagitz auf eine Erörterung in Sachen Waldkindergarten, die den Gremien vorgelegt werden soll.

Im folgenden Tagesordnungspunkt ging es dann um die Betreuungsformen und den Personalbedarf in den Kindergärten. Umfragen mit überwiegend geringer Beteiligung unter den Eltern, vor allem aber der Blick auf die tatsächliche Inanspruchnahme ergaben dabei, dass die Regelbetreuung nicht mehr die Regel, sondern ein Auslaufmodell ist. Deshalb wird diese eingestellt.

In der Zehntscheuer wird es statt der Regelbetreuung künftig ein weitere Betreuungsmodul mit verlängerter Öffnungszeit geben. Keine Veränderung ist in der Brunnenstraße erforderlich.

Aus der Regelbetreuung in Beihingen wird eine mit verlängerter Öffnungszeiten. In Oberschwandorf wird wie in der Zehntscheuer aus einem Modul Regelbetreuung eins mit verlängerten Zeiten.

Aus Regelbetreuung und verlängerten Öffnungszeiten im evangelischen Kindergarten will man auf Angebote mit verlängerten Öffnungszeiten und eine Vormittagsgruppe wechseln.

Patrick Walz, Bruno Bessey, Markus Häußler (alle UBL) sowie Uwe Rapp (FWH) versuchten der Reihe nach eine Antwort auf die Frage zu bekommen, was mit jenen wird, die auf die Regelzeit angewiesen sind. Schließlich erklärte Hölzlberger, dass ein Wechsel in die Ganztagesgruppe denkbar sei, man müsse aber individuell mit den Eltern reden.

Bessey hätte sich gewünscht, vor einer Umstellung mehr in die Tiefe zu gehen und diese im Verwaltungsausschuss vorzuberaten.

Michaele Ortwein zeigte dem Gremium auch den Personalbedarf auf. Es gebe ein Defizit, das einerseits grundsätzlicher Natur, anderseits durch die gesetzlich garantierten Freistellungen für Leitungsfunktionen bedingt sei. Unterm Strich summiert sich das auf 3,28 fehlende Stellen über alle Einrichtungen hinweg.

"Drei Stellen werde ich nicht zustimmen", positionierte sich Mathias Kaupp (UBL). Worauf die Verwaltung aber darlegte, dass dies die vorgegebene Mindestbesetzung sei. "Ich will die Verantwortung nicht tragen", sagte Hölzlberger. Eine Folge könne nämlich die angeordnete Schließung einer Gruppe sein. Es gehe um die Betriebserlaubnis, sagte Ortwein.

Auch der Denkansatz mehrere Räte, dass es durch eine Verlagerung von Kindern in einen möglichen Waldkindergarten Personaleinsparungen geben könnte, erwies sich schnell als Trugschluss. Das Personal sei an die Gruppen, nicht an Kinder geknüpft. Auf Nachfrage von Pagitz erklärte Ortwein, dass ein Waldkindergarten 20 Kinder und zwei Vollzeitstellen bedeute.

Dass man Gruppen schließen wird, hält Hölzlberger für unwahrscheinlich: "Die Zeichen stehen auf Wachstum."

Yvonne Beck (UBL) wollte den Blick auf das gerichtet wissen, um was es gehe – die Kinder. Zumal sich viel Erziehung in die Kindergärten verlagert habe. "Kinder sind die Zukunft", stimmte Rita Frey zu.

Günter Boos (FWH) erkundigte sich nach dem Anteil an Flüchtlingskindern, die ja mit einem erhöhten Betreuungsbedarf einhergehen würden. Eine solche Zahl hatte die Verwaltung nicht greifbar.