Die Lockheed C-130 Hercules wird von vier Turboprop-Triebwerken angetrieben. Foto: Bernklau

Gruppe aus Landkreis schaut sich Übung der US-Streitkräfte am aktuellen Absetzgelände bei Renningen-Malmsheim an.

Renningen-Malmsheim/Calw/Haiterbach - Das mögliche Absetzgelände des Kommandos Spezialkräfte (KSK) erhitzt die Gemüter im südlichen Landkreis – in Nagold und ganz besonders in Haiterbach. Doch was heißt eigentlich Absetzgelände? Was passiert dort wirklich? Um das herauszufinden, trafen sich nun einige Nagolder und Haiterbacher auf dem Flugplatz Renningen-Malmsheim – und hörten ganz genau hin.

Es ist ein kalter Januarmittag. Es ist ruhig auf dem Flugplatz des Flugsportvereins Leonberg am Rande von Renningen-Malmsheim. Der Platz ist leer – bis auf ein paar Spaziergänger mit Hund. Fast schon idyllisch. Wenn da nicht die Zufahrtsstraße zum benachbarten Entwicklungszentrum der Firma Bosch wäre. Dort wird gebaut, und immer wieder donnern Lastwagen am Fliegerheim vorbei Richtung Baustelle.

Gut 20 Menschen haben sich an diesem Tag vor dem bewirtschafteten, aber in diesem Monat noch geschlossenen Fliegerheim getroffen. Doch es sind keine Flieger, die sich da zusammengefunden haben. Es sind Menschen, die sich ein Bild über einen der Aufreger in der Region machen wollen: das geplante neue Absetzgelände des Kommandos Spezialkräfte. Aus beiden potenziellen Standortkommunen sind sie in den Kreis Böblingen gekommen. Aus Nagold etwa die Freien-Wähler-Gemeinderäte Eberhard Haizmann und Siegrid Plaschke und ihre Kollegin Brigitte Loyal (Grüne).

Aus Haiterbach hat es etliche Bürger, darunter auch den ehemaligen Gemeinderat Friedrich Schuler, und ihren Bürgermeister Andreas Hölzlberger auf den Flugplatz gezogen. Von der Haiterbacher Bürgerinitiative, die mit Vehemenz gegen das Vorhaben kämpft, ist augenscheinlich niemand vor Ort.

Komplettiert wird die kleine Schar von einigen Vertretern des Staatsministeriums in Stuttgart sowie drei Soldaten vom KSK und einer Vertreterin der Luftlandetruppen der US Army.

Soldaten beantworten geduldig Fragen

Dass sich die bunte Truppe in Malmsheim versammelt hat, das hat einen ganz bestimmten Grund. Denn an diesem Tag passiert dort das, was möglicherweise eines Tages auf und über dem Flugplatz zwischen Nagold und Haiterbach passieren soll: Die US Army wird Fallschirmspringer über dem Platz absetzen, die dann auf der großen Rasenfläche des Flugplatzes landen.

Doch zunächst heißt es warten. Man kommt ins Gespräch. Zu Beginn die Gäste aus dem Nordschwarzwald untereinander, dann auch mit den anwesenden Soldaten. Denn es gibt viele Fragen zum KSK, zum aktuellen Absetzgelände in Malmsheim und natürlich auch zum geplanten Gelände zwischen Nagold und Haiterbach. Wer gedacht hatte, die Soldaten würden sich wegducken, sich in Allgemeinplätze flüchten oder sich auf die Geheimhaltung berufen, der sieht sich gründlich getäuscht. Geduldig hören sich die in warme Tarnkleidung gehüllten Soldaten die Fragen und Befürchtungen der Besucher an – und beantworten sie.

Dass die Amerikaner ihre Soldaten heute aus einer Höhe von 400 Metern absetzen, "tiefer dürfen wir auch überhaupt nicht runter", ergänzt einer der Armeeangehörigen. Und dass man für eine solche Übung deshalb einen so großen Platz braucht, weil die Kämpfer an diesem Tag die automatische Variante des Absetzens üben, was soviel heißt, dass sie wie auf eine Perlenkette aufgezogen hintereinander aus dem Transporter springen und sich der Fallschirm automatisch öffnet. Und da sich auch der Transporter in dieser Zeit bewegt, werden die Springer auf eine weite Fläche verteilt. Deshalb brauche man ein großes Areal zum Landen – am besten ohne Bäume. "Denn im Baum zu landen, ist alles andere als angenehm. Glauben sie mir. Ich bin schon mal in einem Baum gelandet", erzählt einer der KSK-Angehörigen und verzieht schon angesichts der Erinnerung daran das Gesicht.

"Üben Sie denn auch nachts?", kommt eine Frage aus den Reihen der Wartenden. Und die Antwort kommt prompt. Freilich probe man Sprünge bei Dunkelheit, dann allerdings in den frühen Abendstunden, zu Jahreszeiten, wenn es dann dunkel sei.

Und dann sind da ja noch die Zahlen. Wie oft wird denn auf einem solchen Gelände geübt? Offizielle Zahlen gibt es und die gehen von insgesamt 120 möglichen Übungstagen von KSK und US Army aus. Da habe man allerdings den Extremfall herangezogen, berichtet einer der Soldaten. Oft fielen Übungen oder Übungstage aus, etwa wegen problematischem Wetter, technischen Problemen oder weil man an einem Tag so viele Sprünge erfolgreich absolvieren konnte, dass die restlichen Übungstage wegfallen.

Und die Männer von der Bundeswehr gehen sogar noch mehr ins Detail, sprechen davon, wie viel Zeit eines Tages auf die eigentliche Übung entfällt – also ohne Vorbereitung der Soldaten und Maschine, Abtransport und ähnliches. Und da komme man an einem normalen Tag auf zwei Stunden am Vormittag und zwei Stunden am Nachmittag.

Die Militärvertreter haben auch kein Problem damit zu erzählen, dass es auf einem Absetzgelände auch gelegentlich Lastenabwürfe gebe. Normalerweise einmal im Vierteljahr. Vier pro Jahr. "Aber es kann auch vorkommen, dass ein oder zwei davon ausfallen, wegen schlechtem Wetter oder technischen Problemen."

Die Bundeswehr arbeite bei diesen Übungen ausschließlich mit den Transall-Maschinen, die die Soldaten in den höchsten Tönen loben. Mit Hubschraubern seien die Deutschen gar nicht mehr unterwegs. Wenn Hubschrauber bei solchen Übungen zum Einsatz kämen, dann von Seiten der Amerikaner – doch auch das sei sehr selten. Und in diesem Zusammenhang tritt ein Sprecher des KSK Gerüchten entgegnen, auf dem Platz würden einmal große Flugzeuge landen. "Die Amerikaner fliegen mit ihrer Hercules und wir mit unserer Transall. Und beide machen Überflüge und landen auf dem Absetzgelände nicht."

"Da sind ja die Lastwagen lauter"

Derweil ist einige Zeit vergangen, immer wieder gehen die Blicke zum Himmel, wann denn die Übung tatsächlich beginnt, wann die Fallschirmspringer abgesetzt werden. Und dann ist es soweit, eine dunkle Silhouette taucht am Himmel im Westen auf. Scheinbar gemächlich nähert sich die viermotorige Hercules in 400 Meter Höhe dem Gelände. Ein sanftes Brummen erfüllt die Luft, übertönt nur unwesentlich die Gespräche unter den Beobachtern am Boden – und zieht über den Flugplatz hinweg, ohne Fallschirmspringer abzusetzen. Keine 20 Sekunden hat der Überflug gedauert. Und die aufmerksam lauschenden Besucher hören, dass sie nicht besonders viel hören. "Da sind ja die Lastwagen auf der Straße lauter", heißt es da.

Die imposante Maschine fliegt eine weite Kurve. Gut zehn Minuten später kommt sie wieder. Diesmal sind es drei Fallschirmspringer, die sanft zu Boden auf den Platz gleiten, auf dem immer noch Spaziergänger unterwegs sind. Von einer militärischen Bewachung des Geländes ist nichts zu sehen.

Noch zwei Mal setzt die Hercules drei Springer ab. Dann folgen noch zwei Überflüge. Doch da sind die meisten Besucher schon wieder auf dem Heimweg. Denn den Eindruck, den sie gewinnen wollten, haben sie gewonnen. Und das war kein besonders lauter.