MGH: Haiterbacher Kinder zu Gast beim Kreativ-Kurs auf der Nagolder Wolfsberg / Knallbunte Funktionsbücher gestaltet
"Hier wollen wir nie wieder weg!" - Das Votum der Kinder und Betreuer des Haiterbacher Mehrgenerationenhauses ist eindeutig, ihr Kreativ-Workshop in den Agentur- und Verlagsräumen von Hajo Schörle auf dem Nagolder Wolfsberg übertrifft an diesem Tag alle Erwartungen.
Nagold/Haiterbach. Die Aufgabenstellung: eine (blütenweiße) DIN A4-große Buchkladde in ein möglichst buntes "Funktionsbuch" zu verwandeln. Funktionsbuch – das kann alles mögliche sein: ein Freundschaftsbuch, ein Reisebuch, ein Kochbuch, ein Malbuch. "Ein Wilde-Kerle-im-Nebel-Buch", sagt Fabian. Oder ein offizielles Aufgabenbuch, so wie es sich Betreuerin Tabea vorgenommen hat. Gerade malt sie – wie auch Kollegin Stefanie und natürlich die gut ein Dutzend Kinder aus Haiterbach im Alter zwischen sieben und 13 Jahren – das Titelbild ihres künftigen Aufgabenbuchs, mit dem knallbunten Logo des Mehrgenerationenhauses im Zentrum.
Sprudeln über vor kreativen Ideen
Hausherr und Kreativ-Lehrer Hajo Schörle hat dafür einen schier unerschöpflichen Vorrat an (Acryl-)Farben und Papier bereitgestellt, dazu Pinsel. Und edle Tinten – denn nachher wird es auch noch ein wenig um "Schriftenmalen" gehen, wie es Kaligraph Schörle in Perfektion vorführt. Die Kinder – und auch die Betreuerinnen – sind tief beeindruckt. Und sprudeln sofort über vor eigenen kreativen Ideen. Mal großflächig – wie bei Leon, der nach kurzer Zeit schon vier Hintergründe für sein Funktionsbuch-Titelbild zusammen hat. Was aber auch kein Wunder ist: Leon arbeitet weit ausladend mit der Farbrolle – wobei er mit dem Umstand kämpft, dass jede bunte Farbe, die er wählt, mit all den anderen bunten Farben irgendwie nach einer Weile immer "braun" wird. Hajo hilft – und zeigt, wie man in dem "Nutella"-Hintergrund mit der Farbrolle wieder grüne oder rote Farbakzente zaubert. Leon ist mächtig stolz. Und sehr zufrieden mit sich.
Apropos Nutella: Kreativ Arbeiten macht hungrig. Und mächtig durstig. Ein Glück, dass Hajo Schörle (e-)Brunch-erprobt ist – und mit Laugenbrezn, frischen Früchten und lecker Apfelsaft müde Malermeister wieder zu neuen Höhen führen kann. Genau da kommt der Satz von dem spontan gebildeten, glücklich mampfenden Stuhlkreis der Haiterbacher Gäste auf dem Wolfberg: "Hier wollen wir nie wieder weg!" – Weil es gerade so schön ist, so gemütlich, so inspirierend. Und – auch das hat ’nen Wert – "...die Kinder so wohlerzogen sind!" Tabea und Stefanie staunen ein wenig über ihre Schützlinge, die heute wirklich einfach nur "super artig" sind. Schütteln ungläubig die Köpfe. Eine Freude für jeden Betreuer. "In solchen Momenten ist unsere Arbeit unendlich schön."
Und als hätten die Kids das heimlich geraunte Lob doch gehört – setzten sich ein paar der Mädels an den großen Konzertflügel in Hajo Schörles Veranstaltungssaal. Und spielen spontan vor, was sie daheim im Klavierunterricht so gelernt haben. Unerwartete Hausmusik. Die anderen Kinder stehen drumherum, lauschen, genießen. Bewundern. Ganz von allein, einfach weil sich’s gerade so ergeben hab. Und Gastgeber Hajo Schörle – vor solchen Events und Terminen eigentlich, wie er gesteht, immer ein wenig aufgeregt – lässt es geschehen. Vertraut den Kindern. Einzige Bedingung: "Saubere Hände", wenn es ans große Piano geht. Ein guter Rat – denn manche der Kinder sind bereits farblich kreativ gestaltet bis an die Ellenbogen.
Ein bisschen "Glitzerkram" fehlt
Aber dann geht es weiter mit dem Malen, Zeichnen. Jetzt Schreiben. Nachdem die Hintergründe der Titelseiten für die Funktionsbücher fertig sind, kommt nun das "zentrale Gestaltungselement" an der Reihe. Stefanie hat das bereits als Hintergrund fertiggestellt – ein großes Herz. "Für das Malbuch für meine Tochter." In deren Lieblingsfarben – ’gemalt’ mit einem Spachtel. "Das hat mir Jana gezeigt, wie es geht." Jana sitzt neben Stefanie, hat eine Palette mit Herbstfarben – Janas Farben. "Meine Muse für heute", sagt Stefanie. Und bekommt sich gar nicht mehr ein, welche tollen Effekte sich mit so ’nem Spachtel alles erzeugen lassen. Jana nimmt das alles sehr gelassen zur Kenntnis, als hätte sie das schon immer so gewusst.
Wobei sich jetzt doch ein bisschen Kritik an Meister Hajo formiert: So ein bisschen "Glitzerkram" für die Mädels fehlt irgendwie – denn die sind heute bei weitem in der Überzahl. Warum? "Da gibt es keine Systematik", überlegen die Betreuerinnen Stefanie und Tabea. "Es gibt auch Workshops des Mehrgenerationenhauses, da sind die Jungs in Überzahl." Nistkästen hätten sie schon gebaut, Insektenhotels. Tischkicker aus Pappe ("Auch ein Wahnsinns-Renner!"). Als nächstes wird gebacken – Weihnachtsbäckerei am 7. Dezember in der Haiterbacher Burgschule, dann für Kinder ab drei Jahren. Ob’s dann wieder so schön wird wie bei Hajo? "Vielleicht. Wenn wir den Teig dann als Farbe nehmen..." Lachen alle. Und stürzen sich satt und zufrieden in den nächsten Kreativ-Rausch.