Das Haiterbacher Schulhaus wird für die Zeit der Schließung mit virtuellen Klassenzimmern ersetzt. Foto: Archiv

Während der Schließung testen Kollegium, Schüler und Eltern die Möglichkeiten digitalen Unterrichts aus.

Haiterbach - Trotz der vorübergehenden Schulschließung infolge der Corona-Pandemie geht der Unterricht weiter. Diese neue, bisher unbekannte Situation stellt für das Kollegium der Haiterbacher Burgschule einerseits eine Herausforderung, zum anderen aber auch eine Chance dar.

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So zeigt es sich momentan sehr deutlich, dass die Digitalisierung der Schule ein wichtiger Schritt in die Zukunft ist. "Momentan ist die IT-Infrastruktur an der Burgschule Haiterbach noch nicht ausgereift genug, um ideale Voraussetzungen zu bieten. Dennoch wurde auch hier ein Weg gefunden, den Schülern entsprechende Unterrichtsmaterialien zukommen zu lassen: auf der schuleigenen Homepage gibt es einen passwortgeschützten Downloadbereich, in den regelmäßig Arbeitspläne und Materialien eingestellt werden", berichtet Schulleiterin Sybille Rothe.

Die jüngeren Schüler sind auf Hilfe angewiesen

Für die Grundschüler werden dazu Lernpakete zur Bearbeitung geschnürt, für die Sekundarstufenschüler gibt es Material- und Lernangebote in nahezu allen Schulfächern. "Im Bereich der Grundschule sind die Lehrkräfte dabei allerdings auf die Unterstützung der Eltern angewiesen", betont Rothe. Das "Bewegen im Internet" und den Download der Materialien könnten die jüngeren Schüler noch nicht alleine bewältigen. Wichtig sei zudem, dass die Bearbeitung der Schulaufgaben kein freiwilliges Beschäftigungsangebot ist, sondern verpflichtender, fortführender Unterricht.

Die Erfahrungen der vergangenen Wochen machten dem Kollegium der Burgschule darüber hinaus deutlich, dass ein reines Bearbeiten von Arbeitsblättern über einen längeren Zeitraum nicht praktikabel und zielführend sei. Viele Eltern besäßen keinen Drucker, die bearbeiteten Aufgaben müssten anschließend eingescannt oder abfotografiert werden und der Lehrkraft zur Kontrolle zugemailt werden. Außerdem fehlt der Austausch zwischen Lehrern und Schüler und innerhalb der Klasse. Neuer Lernstoff könne so nur bedingt von den Schülern selbst erarbeitet werden.

In der Cloud finden sich virtuelle Klassenzimmer

In Anbetracht der neuen Medienausstattung im Rahmen des Digitalpakts, die geplant ab September dieses Jahres an der Burgschule zum Einsatz kommen soll, beschäftigt sich das Kollegium jetzt früher und intensiver mit neuen digitalen Möglichkeiten. Dafür biete die Schulhausschließung nun eine zeitliche Chance. So seien beispielsweise die ersten Erklärvideos entstanden (teilweise auch auf Youtube auffindbar), und es wurden cloudbasierte "virtuelle Klassenzimmer" angelegt, die den Datenaustausch erleichtern. Für die Sekundarstufenschüler sei das Betreten dieses virtuellen Klassenzimmers auch per Smartphone-App möglich und entspreche damit dem üblichen Kommunikationsmittel der Jugendlichen. Außerdem könne so die Nutzung des oftmals einzigen Computers im Haushalt entzerrt werden.

Im virtuellen Klassenzimmer sei zudem ein Austausch innerhalb der Klasse möglich. So können zum Beispiel Rechenwege von Schülern datenschutzkonform gemeinsam analysiert und eventuelle Fehler gefunden werden – ganz wie im Unterricht: Lernen miteinander und voneinander. Ebenso würden weiterführende Links oder Online-Übungen einbezogen.

Das Erstellen individueller Lernapps ist ein schulinternes Fortbildungsthema, das ursprünglich vor den Osterferien behandelt werden sollte. Allerdings musste diese Fortbildung aufgrund der Schulschließung nun verschoben werden, beweist aber umso mehr deren Notwendigkeit und Wichtigkeit.

Ein weiterer Vorteil des virtuellen Klassenzimmers sei, dass die Lehrkräfte ihre Lernpakete, Arbeitsmaterialien, Erklärvideos und dergleichen selbstständig online stellen können. Eine gute IT-Ausstattung an der Schule sowie entsprechende Endgeräte in Lehrerhand seien dafür unentbehrlich. Der Materialupload über die Homepage war bis jetzt nur über den Umweg Webmaster – an der Burgschule Haiterbach ist das die Schulleiterin – möglich und für eine Einzelperson sehr zeitintensiv und aufwendig.

Bei allen Umständen, Einschränkungen und Belastungen durch die Corona-Pandemie bringe diese die Burgschule insbesondere digital einen großen Schritt weiter! "Die Lehrkräfte befinden sich selbst in einem Lernprozess, und die neue Unterrichtssituation ist für alle Beteiligten eine große Herausforderung", sagt Rothe abschließend.