Jürgen Kaupp, Sprecher der Bürgerinitiative, will andere Kommunen anschreiben und die KSK-Truppe anbieten. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

KSK-Absetzgelände: Forderung nach einem Abzug der Eliteeinheit aus Calw steht jetzt als "Gag" auf der Agitationsliste

Die Bürgerinitiative "Kein Fluglärm über Haiterbach und für einen Bürgerentscheid" hat in einem entscheidenden Punkt ihre Strategie geändert: Den Abzug der Calwer Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte zu fordern, um damit das geplante Absetzgelände auf dem Dürrenhardter Hof zu verhindern, ist für sie kein Tabuthema mehr.

Haiterbach. Man stuft diese Gedankenspiele wörtlich als "Gag" auf der Agitationsliste ein. Bislang hörte man von Gegnern des geplanten Übungsgeländes den Standardsatz: "Wir sind nicht gegen die Bundeswehr und nicht gegen das KSK". In einem offenen Brief an die Bürgerschaft sah sich die Protestbewegung sogar dem Wohl der Elitesoldaten verpflichtet: "Mit der Ablehnung in Haiterbach hätten die Soldaten eine reelle Chance auf ein besseres Gelände, das ihren Anforderungen wirklich entspricht. (…) Das sollten auch die Verantwortlichen bedenken und für ihre Truppen nur das Beste einfordern."

Bei der jüngsten Versammlung der Bürgerinitiative nun die Kehrtwende in dieser Haltung: Teilnehmer forderten dazu auf, mit diesem Tabu zu brechen. Der Sprecher der Bürgerinitiative, Jürgen Kaupp, nahm den Hinweis aus der Versammlung, dass in Mecklenburg-Vorpommern eine geeignete Kaserne samt "fix und fertiger Landebahn" leer stünde, dankbar auf: "Die brauchen das Geld dort oben". Er will die Kommune nun anschreiben. Tenor: "Wir hätten da eine KSK-Truppe, die umziehen möchte". Auch der bayerische Luftwaffenstandort Penzing, der geschlossen werden soll, käme als möglicher Standort in Betracht. Mäßigenden Stimmen, nicht gegen das KSK zu operieren, entgegnete Kaupp: "Wir machen das, wenn es auch nur aus Gag ist".

Bis zum Bürgerentscheid am 24. September will die Protestbewegung vor allem noch die unentschlossenen Haiterbacher überzeugen: "Es herrscht große Angst bei den Bürgern", sagte Kaupp, "das können und müssen wir ausnutzen". Der Sprecher ist ohnedies davon überzeugt: "Die Befürworter (des Übungsgeländes) sind eh in der Minderheit und haben keine Argumente mehr". Eine bereits angelaufene Plakataktion und ein Faltblatt, das im Sommer herausgegeben wird, sollen "mehr Emotionen" wecken: "Patriotisch und heimatverbunden" – das seien die Attribute, mit denen man werben müsse.

Neben dem Lärmschutz will man auch den Umweltschutzaspekt stärker in den Vordergrund rücken. Dafür gelte es, Fakten zu sammeln: "Wenn wir einen Juchtenkäfer finden, kann sich der Bund nicht darüber hinwegsetzen", sagte Kaupp, an den kleinen Käfer erinnernd, der das Mega-Projekt Stuttgart 21 über Jahre behinderte. Weil man mit dem BUND in dieser Angelegenheit nicht kooperieren könne und wolle, habe man bereits Kontakt mit dem Nabu aufgenommen, sagte Kaupp. Ein eigens dafür gegründeter Arbeitskreis soll diese Thematik beackern.

Geringe Resonanz: "Warum sind wir so wenig Leute?"

Unterstützung in dieser Sache erhoffte man sich in einer Sympathisantengruppe aus dem benachbarten Gündringen. Deren Sprecher Manfred Großmann betonte in der Versammlung, auch mit Blick auf den Nagolder BUND-Vorsitzenden: "Das sind nicht mehr meine Freunde."

Ohnedies vermissten Teilnehmer, enttäuscht von der Resonanz von rund 50 Zuhörern ("Warum sind wir so wenig Leute?"), eine stärkere Unterstützung aus Nagold und Horb.

BI-Sprecherin Birgit Kaupp wehrte ab: "Ich werde nicht nach Nagold gehen". Der Widerstand müsse dort schon von selbst kommen.