Für Beihingen wurde dem Gemeinderat ein Quartierskonzept zur Energieversorgung vorgestellt. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder Bote

Quartierskonzept: Die meisten Häuser in dem Stadtteil sind sanierungsbedürftig

Haiterbach. Alle wollen Energie sparen – schon um Kosten zu senken, aber auch der Umwelt zuliebe. Der Haiterbacher Gemeinderat befasste sich gut zwei Stunden lang mit den Ergebnissen aus dem Quartierskonzept zur Nahwärmeversorgung in Beihingen.

Der Stadtteil Beihingen hatte sich für dieses bereits im März 2019 in Auftrag gegebene Quartierskonzept besonders angeboten, weil hier nicht nur zwei Seniorenheime ansässig sind, sondern mit dem "Wohnen an der Waldach" ein neues Wohngebiet aus dem Boden gestampft werden soll.

Mit einem energetischen Quartierskonzept werden der Gebäudebestand und die Energieverbrauchszahlen in einem definierten Bereich dokumentiert. Aus dieser Datenbasis sollen dann Potenziale sichtbar werden, aus den sich erfolgsversprechende Maßnahmen für Gebäudesanierungen und Nahwärmenetze ableiten lassen. Die für dieses Konzept beauftragte Firma Endura Kommunal aus Freiburg berät Städte und Gemeinden dabei, Energie effizient zu nutzen.

Beim energetischen Quartierskonzept zur Nahwärmeversorgung in Beihingen handelt es sich um ein von der Kreditanstalt für Wiederaufbau gefördertes Programm zur Untersuchung der energetischen Situation in Beihingen – mit dem Ziel, passende Lösungen für eine effizientere Energienutzung zu entwickeln. "Wir haben hier viel untersucht und verfügen über viele Informationen", machte Endura-Geschäftsführer Rolf Pfeifer deutlich, dass man die Ergebnisse gerne schon der Bevölkerung vorgestellt hätte, was aber coronabedingt nicht möglich war.

Wie Endura-Projektleiter Michael Birk den Räten in der Beihinger Halle erläuterte, hatte er für 115 Gebäude von den insgesamt 253 Gebäuden in Beihingen Rückmeldungen erhalten, was 45,5 Prozent des Gebäudebestands entspreche und eine sehr gute Quote sei. Nachdem 90 Prozent der Gebäude dem Wohnen gewidmet sind, sprach Michael Birk von einer "sehr homogenen Gebäudestruktur" mit Ein- und Zweifamilienhäusern – die zu fast 90 Prozent von den Eigentümern bewohnt werden.

Mit Blick auf den energetischen Gebäudezustand wies er darauf hin, dass 60 Prozent ohne Dämmung errichtet wurden – und damit älter als 1977 sind, als die erste Wärmeschutzverordnung in Kraft trat. 58 Prozent der Gebäude verfügen zudem über Heizungen, die älter als 20 Jahre sind und die Mehrzahl heizt mit Öl. Damit sei der Gebäudebestand energetisch betrachtet sanierungsbedürftig.

Den Beihinger Wärmebedarf bezifferte er mit 8008 Megawattstunden pro Jahr, während sich die jährlichen Beihinger CO2-Emissionen auf 2791 Tonnen belaufen. Der Strombedarf im Haiterbacher Stadtteil liegt bei 1494 Megawattstunden im Jahr. "Sehr gute bis gute" Potenziale sieht man bei Endura Kommunal beispielsweise in Sachen Photovoltaik – mit der zumindest rechnerisch ein Gesamtstromertrag von 2241 Kilowattstunden erzielt werden könnten.

Mit Blick auf das Neubaugebiet an der Waldach geht die Empfehlung der Fachleute in Richtung Wärmepumpen mit Spiralkollektoren, während mit Pultdächern in Südausrichtung die größte Ausnutzung des Photovoltaik-Potenzials möglich wäre. Denkbar wäre auch eine Photovoltaik-Verpflichtung für die Dachflächen.

"Diese Eindrücke müssen wir erst mal sacken lassen und wir werden diese Präsentation für die Bevölkerung online stellen", erklärte Bürgermeister Andreas Hölzlberger. Die Vorstellung des Quartierskonzepts habe gezeigt, dass die Potenziale da sind – und im Gemeinderat müsste zu gegebener Zeit die Frage beantwortet werden, "was wir in Beihingen wollen".

Für Rita Frey (Freien Wähler) stellte sich die Frage, ob in Sachen Energie in Beihingen auch die Gründung einer Genossenschaft denkbar wäre. Wie der Endura-Geschäftsführer erwiderte, wäre das sogar die ideale Betreiberform, weil es bürgerschaftlich getragen wäre. Allerdings erfordere eine Erzeuger-Genossenschaft "richtig aktive Leute, um so ein Projekt zu stemmen". Zweitbeste Lösung wäre es, wenn die Kommune als Betreiber auftritt, so Rolf Pfeifer. Klar sei, dass man sich überlegen müsse, "wem die Energieversorgung künftig gehören solle".