Obwohl der HGV-Vorsitzende und Fotografenmeister Folke Weber(rechts) auf diesem Bild lacht: Der Verkaufsoffene Sonntag Haigerloch verlief eher mäßig, der Flohmarkt in der Spitalgasse fand wegen des Wetter gar nicht statt. Foto: Thomas Kost/ Kost

Dass ein Verkaufsoffener Sonntag zum Politikum wird, hat man ihn Haigerloch auch noch nicht erlebt. Straßensperrungen, die die Zufahrt zu den Geschäften erschwerten, stellten die Händler vor ganz neue Herausforderungen. Und dann war da noch das Wetter...

Welche Auswirkungen auf den Verkaufsoffenen Sonntag haben die Sperrung der Zufahrt nach Stetten von der B 463 her und andererseits die Sperrung der Hechinger Straße beim Schlössle als Zufahrt in die Haigerlocher Unterstadt tatsächlich?

Das war die spannende Frage, nachdem im Vorfeld in der Geschäftswelt die Wellen hochgeschlagen waren; Umsatzverluste aufgrund der erschwerten Anfahrtsbedingungen wurden befürchtet (wir haben berichtet). Und dann war gab es da auch noch eine wenig verheißungsvolle Wetterprognose für Sonntag mit immer wiederkehrenden Regenschauern.

Tatsächlich hatte der erste von drei Verkaufsoffenen Sonntagen des Handels- und Gewerbeverein Haigerloch (HGV) in diesem Jahr zwei verschiedene Gesichter.

Unzufriedenheit in der Kernstadt

In der Haigerlocher Unterstadt lief es deutlich schlechter als in der Stettener Salinenstraße: von Flohmarkt-Atomsphäre in der Spitalgasse keine Spur. Laut dem HGV-Vorsitzenden Folke Weber waren morgens zwar zehn Händler aufgekreuzt, sie bauten aber wegen anhaltenden Regens gar nicht erst ihre Stände auf. Lediglich ein Standbetreiber trotzte unter einem Pavillon-Zelt der Nässe bis zur Mittagszeit. Eine Klasse der Eyachtalschule, die für Bewirtung sorgen wollte, war gar nicht erst erschienen, hatte dies aber für den Fall, dass schlechtes Wetter herrscht auch angekündigt

„Ich bin sehr unzufrieden“, räumte Foto-Geschäft-Inhaber Folke Weber unumwunden ein. Der Besuch seines Geschäftes war eher verhalten. Zu ihm sei unter anderem ein Kunde gekommen, der sich beklagte, dass die Unterstadt wegen der Einbahnstraßenregelung auf der Oberstadtstraße und der gleichzeitigen Sperrung der Hechinger Straße nur umständlich mit dem Auto zu erreichen sei.

In Stetten läuft der Tag besser

Dagegen lief es in Stetten nicht so schlecht, wie Thomas Schaal und Ivo Lavetti es noch Mitte vergangener Woche befürchtet hatten. Sowohl in Schaals Stoff-Outlet Zollernalb herrschte ein relativ munteres Kommen und Gehen als auch in Lavettis Abfall- und Wiederverwertungsladen.

Das lag vermutlich daran, dass sich beide auf die Hinterbeine gestellt und versuchten hatten, die missliche Situation mit Eigeninitiative zu lösen. Schaal versandte nicht nur 5000 Mailings an seine Kundschaft, sondern war auch voll des Lobes für Tobias Kindermann vom Straßenverkehrsamt des Zolleralbkreises.

Die Behörde habe auf ihre Klagen hin spontan reagiert, so Schaal. Die leicht misszuverstehende Umleitungsbeschilderung bei der Haigerlocher Krebshalde (dort geht’s hoch Richtung Römerturm) wurde nämlich so ergänzt, dass Leute, die nach Stetten wollten, den Weg dorthin auch tatsächlich fanden.

Lavetti erklärt per Video die Umleitungsstrecke

Eine pfiffige Idee hatte Ivo Lavetti. Er drehte ein Video und stellte es auf YouTube und anderen sozialen Medien ein. In dem elfminütigen Beitrag zeigte er, wie man vom Lidl-Parkplatz aus über einen Fuß- und Radweg an der Eyach entlang in drei Minuten zum Glasbau-Zentrum, seinem Abfallladen und dem Stoff-Outlet gelangt.

Noch besser: Lavetti setzte sich ans Steuer seines Wagens, fuhr die Umleitungsstrecke von Stetten über Haigerloch wieder nach Stetten komplett ab, um zu zeigen, wie man mit dem Auto in die Salinenstraße gelangt.

Möglicherweise hat von dieser Kreativität auch das Glasbauzentrum profitiert. Es feierte seinen 25. Geburtstag mit einer Hausmesse in seiner Stettener Zweigstelle. Chef Hartmut Palmer war mit der Resonanz der Kundschaft durchaus zufrieden und berichtete von vielen Beratungsgesprächen, die er und sein Team führten.

Redebedarf

Nichtsdestotrotz: unabhängig voneinander waren sich Folke Weber, Thomas Schaal und Ivo Lavetti darin einig, dass es nach diesem Verkaufsoffenen Sonntag unter besonderen Vorzeichen Gesprächsbedarf gibt.