Auch die Feuerwehr proftierte von den Haigerlocher Crashtagen. Sie durfte ein in Brand gesetztes Auto löschen. Aber in erster LInie war die von Matthias Deppert organisierte Veranstaltung dazu gedacht, Profis aus der Kfz-Versicherungsbranche in der Praxis zu zeigen, wie typische Schäden an Fahrzeugen aussehen. Fotos: Lenski Foto: Schwarzwälder Bote

Crashtage: 130 Leute aus der Kfz-Versicherungsbranche bekommen in Stetten praxisnahe Einblicke über typische Fahrzeugschäden

Fast wie ein Drehort für eine Polizei-Fernsehserie wirkte der Verkehrsübungsplatz beim Sportheim in Stetten am vergangenen Mittwoch und Donnerstag. Hauptakteure waren 35 Autos.

Haigerloch-Stetten. Doch auch wenn an beiden Tagen richtig Action geboten wurde, so täuschte dieser erste Eindruck doch. Es ging nämlich nicht um einen Filmdreh, sondern um eine Fortbildung für Mitarbeiter aus der Kfz-Versicherungsbranche.

Matthias Deppert aus Stetten – seit 18 Jahren als Kfz-Sachverständiger bei der W&W-Versicherungs-AG tätig – hatte die blecherne Materialschlacht bereits zum dritten Mal in Stetten organisiert. 130 Fachleute aus ganz Deutschland nahmen an diesem Projekt teil, angefangen vom Sachbearbeiter und Kfz-Sachverständigen über Schadensdienstleister und Beamte der Verkehrspolizei Ludwigsburg bis hin zum Fachanwalt. Zwei Tage lang wurden sie geschult.

Hinterlässt eine Schubkarre wirklich eine lange Kratzspur? Kann ein kleiner Stein wirklich eine Scheibe zertrümmern? Welche Spuren verursacht ein über den Autolack gezogener Schraubenzieher? Und welchen Schaden richtet ein gegen das Auto gerammter Einkaufswagen an? Oder ein Ziegel, der aufs Autodach fällt?

Das alles durften die Teilnehmer auch selbst ausprobieren: An acht Stationen konnten sie Fahrzeuge mit allen möglichen Mitteln und Werkzeugen traktieren. Das vermittelte in erster Linie Wissen, machte im gewissen Sinne aber auch Spaß.

Denn das ist die Absicht der Crashtage: Versicherungsleute, die oft nur am Schreibtisch mit einem Unfallschaden und dessen Regulierung konfrontiert sind, sollen Praxiseindrücke von typischen Schadensbildern an Autos vermittelt werden, wie Steffen Guttenbacher, Leiter der Abteilung Schaden-Komposit von der Württembergischen Versicherungs AG betonte.

Der Perspektivenwechsel ermögliche bei abzuwickelnden Versicherungsfällen ein wesentlich besseres Verständnis für die Arbeit des anderen und einen Erfahrungsaustausch. Guttenbacher hob dabei besonders den Einsatz Depperts hervor. Er organisiere die Crashtage mit sehr viel Herzblut und entwickle sie kontinuierlich weiter. Sein Dank galt allen, die in die "Haigerlocher Crashtage" eingebunden waren; auch der örtlichen Feuerwehr, mit Vize-Kommandant Matthias Klingel und dem DRK-Ortsverein Haigerloch. Das DRK war mit Christiane Teller und Dominik Müller vor Ort und hatte ein Auge darauf, falls den Teilnehmer an der actiongeladenen Fortbildung was passiert wäre. Guttenbacher dankte zudem der Stadt, die das Gelände für die Aktion zur Verfügung gestellt hatte.

Bürgermeister Heinrich Götz eröffnete die Crashtage. Diese würden helfen Schadensfälle den Versicherungssachbearbeiter sicht- und greifbarer zu machen, damit sie diese letztendlich korrekt bewerten können. Stettens Ortsvorsteher Konrad Wiget schilderte in seiner Begrüßung eine kleine Anekdote zu einer Unfallflucht, die durch den Einsatz eines Sachverständigen aufgeklärt werden konnte.

Die Vorbereitung der Crashtage dauerte etwa ein halbes Jahr. Deppert hatte mit einem ihm zur Verfügung gestellten Budget nicht nur Fahrzeuge besorgt, sondern auch zum Teil umgebaut. Elektrotechnik und Flüssigkeiten wurden entfernt, die Airbags stillgelegt und Leitplanken organisiert. Zur Simulation eines Wildunfalls wurden alte Kartoffeln in Jutesäcken verwendet. Mit einem selbstständig fahrenden Opel Astra wurde eindrucksvoll ein Auffahrunfall gegen die Leitplanke simuliert. Ein feuerroter Alfa Romeo wurde außerdem in Brand gesetzt. Das lichterloh brennende Auto stellte ein perfektes Übungsobjekt für die örtliche Feuerwehr dar, die mit Löschschaum und Wasser dem flammenden Inferno den Garaus machte.

Die Unterbringung und Verpflegung der Versicherungsexperten, wovon auch die Haigerlocher Gastronomie profitierte, organisierte Katharina Klenk.

Das Fazit einer Sachbearbeiterin für Kfz-Schäden: "Man bekommt einen ganz anderen Blick auf die Dinge. Die Veranstaltung war sehr hilfreich, interessant und dabei auch noch spannend."

Und ganz nebenbei bestand die Möglichkeit, eine Runde im Renntaxi zu drehen, nämlich in einem Porsche GT4 der Firma Wendland Motorsport Rangendingen. Ihre Rennwagen werden normalerweise im Super Sports Cup eingesetzt.