Der Trillfinger Dorfplatz aus der Vogelperspektive: 1848 Schauplatz einer großen Versammlung mit demokratischen Führern und Revolutionären aus dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. Archivfoto: AUT Foto: Schwarzwälder Bote

Lokalgeschichte: 2023 jährt sich die nicht unbedeutende Trillfinger Volksversammlung von 1848 zum 175. Mal

Im Jahr 2025 feiert Trillfingen ein bedeutendes Datum: nämlich sein 750-jähriges Bestehen seit der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes im Jahr 1275. Aber schon zwei Jahre vorher jährt sich zum 175. Mal ein weiteres bedeutendes Ereignis, das bisher eher nur Historiker im Blick hatten.

Haigerloch-Trillfingen. Die Rede ist von der Trillfinger Volksversammlung am 24. September 1848. Sie ist eine der großen Wegmarken in der demokratischen Revolution, deren Wind zwischen März und September 1848 kräftig durch das Fürstentum Sigmaringen-Hohenzollern blies. Namhafte Revolutionsführer aus der Zollerstadt und führende Köpfe aus dem demokratischen Spektrum hatten seinerzeit ausgerechnet ein unscheinbares Dorf zum Ort ihrer Zusammenkunft auserkoren, das – je nach Quelle – grob zwischen 800 bis 1000 Einwohner gezählt haben dürfte.

Das damals noch in voller Blüte stehende Gasthaus "Rössle" und die Valentinskirche bildeten die imposante Kulisse für eine Versammlung, bei der die Angaben über die Zahl ihrer Teilnehmer auseinandergeht. Mehrfach ist von 4000 bis 5000 Teilnehmern die Rede, doch "letztlich bleibt ungeklärt, wieviele Zuhörer die Trillfinger Reden" hörten, wie der Hechinger Historiker Rolf Vogt feststellt. Aber auch wenn die tatsächliche Teilnehmerzahl im Dunkeln bleibt, die politische Bedeutung der Versammlung im Kontext der damaligen Zeit ist aus seiner Sicht unbestritten.

Der gebürtige Ostwestfale, frühere Lokalredakteur des "Schwarzwälder Boten" und heutige Leiter der Hohenzollerischen Heimatbücherei hat die "Trillfinger Volksversammlung" schon vor über 25 Jahren aus ihrem Dasein als unscheinbares Mauerblümchen hervorgeholt. Weil sich ihr Datum 1998 zum 150. Mal jährte, hat er ihr seine Aufmerksamkeit geschenkt.

In einem über 50-seitigen Aufsatz unter dem Titel "Fünf Tage, die das Fürstentum erschütterten" (veröffentlicht 1999 im Band 35 der "Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte") warf Vogt einen Blick auf die Versammlung, wie sie zu Stande kam und welche Folgen sie hatte.

Damit ist ihm weit mehr gelungen, als manchem Lokalhistoriker zuvor. Diese hatten sich entweder gar nicht (Franz-Xaver Hodler) oder nur sehr oberflächlich (Wilhelm Kiefer im 1975 zur 700-Jahr-Feier erschienenen Trillfinger Heimatbuch) mit der Volksversammlung vor der Valentinskirche befasst.

Wie aber geht man mit einem für die ersten demokratischen Bestrebungen in Hohenzollern nicht unbedeutenden Ereignis um? Diese Frage stellte sich erst vor kurzem der Trillfinger Ortschaftsrat, nachdem Ortschaftsratsmitglied Willi Bürkle darauf hinwies, dass in Folge der Revolutionsbewegung in Hohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen beide Fürstentümer preußisch wurden und mit den Preußen ein wirtschaftlicher Aufschwung in den Hohenzollerischen Landen einsetzte.

Zwar sind viele der derzeitigen Trillfinger Ortschaftsräte jüngeren Datums und mit der Volksversammlung kaum vertraut, dennoch traten sie dem Thema aufgeschlossen gegenüber. Aus dem anstehenden Jubiläum, das zeigte die kurze aber angeregte Diskussion im Gremium ließe sich viel machen.

Denkbar wäre ein Vortrag von Rolf Vogt, vielleicht sogar verknüpft mit einem Auftritt des Trillfinger Gesangvereins – Gesangvereine sind schließlich Kinder der Revolutionszeit im 19. Jahrhundert wie kaum ein anderer Verein.

Auch Ortsvorsteher Horst Henle nahm die Anregung gerne auf. Aus seiner Sicht könne man das Jubiläum der Volksversammlung mit dem Dorf-Jubiläum im Jahr 2025 verbinden.

Und, noch eine Idee: Weil der Ortschaftsrat schon seit dem Corona-Sommer 2020 auf die Ausweisung eines Wanderweges in Trillfingen hinarbeitet und dieser über den Dorfplatz führen soll, könnte man dieses historische Ereignis als besonderen Wegepunkt aufnehmen.

Erste originelle Ideen gibt es also schon in – im Kleinen wie im Großen. Jetzt muss man sehen, was davon umsetzbar wäre.