In welcher Form kann man in Zukunft im kleinen Stadtteil Hart eine Kindergartenversorgung anbieten? Eine schwierige Frage, über die sich am Montag der Ortschaftsrat den Kopf zerbrach. Es gibt vier denkbare Alternativen. Foto: Archiv/Fechter Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortschaftsrat Hart macht sich die Entscheidung für eines von vier Kindergartenkonzepten nicht leicht

Haigerloch-Hart (bf). Die Wiedereinrichtung eines Kindergartens ins Hart scheint eine schwierige Geburt zu sein. Der Ortschaftsrat möchte noch einmal die Meinung der betroffenen Eltern einholen, bevor er sich für ein Konzept ausspricht.

Vier solche Konzepte zur Wiedereröffnung des Harter Kindergartens stellte die stellvertretende Hauptamtsleiterin Nina Wannenmacher am Montag im Ortschaftsrat vor (siehe Rubrik). Zur Erinnerung: der Harter Kindergarten war 2012 geschlossen worden, weil ihn nur noch wenige Kinder besuchten. Diese Kinder gehen inzwischen in Kindergärten in Haigerloch, Stetten oder auch in Höfendorf.

Sowohl Nina Wannenmacher als auch der in der Sitzung anwesende Bürgermeister Heinrich Götz argumentierten für die Einrichtung eines Waldkindergartens. Er wäre nach ihrer Überzeugung ein Alleinstellungsmerkmal. Nicht nur in Haigerloch, sondern auch in der Umgebung. Wannenmacher: "Es gibt durchaus Interesse von Eltern außerhalb der Stadt, und diese Kinder brauchen wir dazu."

Einem altersgemischen Relgelkindergarten als Alternative gaben beide dagegen wenig Chancen. Zwar gäbe es in den nächsten Jahren genügend Kinder dafür, aber es zeichne sich ab, dass diese Variante längerfristig nicht attraktiv sei, da es große Unterschiede im Spielverhalten und in den Sicherheitsanforderungen für zwei- und für sechsjährige Kinder gebe. Und es sei fraglich, ob die Kinder aus Hart, die inzwischen in andere Kindergärten gingen, nach Hart zurückkehren.

Diese Meinung wurde von einigen Ortschaftsräten geteilt. Dennoch wollten sie sich nicht für den Waldkindergarten entscheiden, ohne zuerst die Meinung der Eltern einzuholen. Denn: "Was nützt das beste Konzept, wenn die Eltern nicht dahinter stehen?", so der Einwand sowohl von Ortsvorsteher Thomas Bieger als auch von anderen Räten.

Bürgermeister Götz forderte die Ortschaftsräte dazu auf dem Waldkindergarten eine Chance zu geben. Einige in der Sitzung anwesenden Mütter sprachen sich ebenfalls für ihn aus. Dennoch stimmte die Mehrheit der Räte dafür, noch einmal die Eltern zu informieren und deren Meinung einzuholen. Vor der Gemeinderatssitzung am nächsten Dienstag, 11. November, soll aber ein Beschluss des Ortschaftsrats vorliegen. Deshalb wird es einen Tag vorher, am Montag, 10. November, eine außerplanmäßige Sitzung geben, in der man unter Berücksichtigung der Elternumfrage eine Entscheidung trifft.

Denn die Zeit drängt. Für alle Varianten muss eine Betriebserlaubnis beantragt und geeignetes Personal gesucht werden, erklärte Nina Wannenmacher. Außerdem stehen Renovierungsarbeiten an. Ein Beschluss in der November-Sitzung des Gemeinderats sei daher wünschenswert.

Zur Wiedereröffnung des Harter Kindergartens gibt es vier Konzepte.

u Variante I ist ein Regelkindergarten mit altersgemischter Gruppe. Hier könnten fünf Kinder unter drei Jahren und 15 über drei Jahren vor- und nachmittags betreut werden. Möglich wäre eine Betreuungszeit von bis zu 32,5 Stunden pro Woche. Dies könnte bedeuten, dass die Öffnungszeiten vormittags auf bis zu sechs Stunden verlängert werden und dafür nur an zwei Nachmittagen die Woche geöffnet ist. Benötigt würden dafür 2,3 Fachkräfte, was Personalkosten von 98 000 Euro verursacht. Die Einrichtungskosten wären relativ gering, es müsste aber ein Wickeltisch für Kinder unter drei Jahren angeschafft werden. Starten könnte dieser Kindergarten im Mai oder Juni 2015.

u  Variante II ist ein Regelkindergarten mit Waldorientierung und ebenfalls einer Wochenöffnungszeit von maximal 32,5 Stunden. Die Kinder würden maximal zwei Tage pro Woche in den Wald gehen, an diesen Tagen wäre der Kindergarten aber nur vormittags geöffnet. Es könnten keine Kinder unter drei Jahren aufgenommen werden, aber bis zu 28 Kinder von drei bis sechs Jahren. Angeschafft werden müsste ein Bauwagen oder eine Schutzhütte mit entsprechender Ausstattung. was zwischen 25 000 und 30 000 Euro kosten würde.

u Variante III wäre eine altersgemischte Gruppe mit verlängerter Öffnungszeit, das bedeutet, der Kindergarten wäre vormittags durchgehend sechs bis sieben Stunden offen, es gäbe jedoch keine Betreuung am Nachmittag. Betreut werden könnten zwölf Kinder zwischen drei und sechs Jahren und fünf Kinder unter drei Jahren. Die Personal- und Ausstattungskosten entsprechen Variante eins.

u Variante IV ist der von der Stadtverwaltung favorisierte Waldkindergarten. Maximal 20 Kinder könnten aufgenommen werden, Öffnungszeiten wären durchgängig von 7 bis 13.30 Uhr. Die Kinder würden außer an Wintertagen oder bei extrem schlechtem Wetter vollständig im Wald betreut. Als Rückzugsgebiet wären aberdie Kindergartenräume in Hart da. Für einen großen Bauwagen mit Bio-Toilette und Heizung würden Kosten von 38 000 Euro anfallen, dazu Personalkosten für 2,2 Fachkräfte in Höhe von 94 000 Euro. Nachteil ist, dass keine Kinder unter drei Jahren betreut werden können.