Patrozinium: Bürger erhalten gesegnete "Loable" / Pfarrer Broch mahnt: "Kirche ist nicht Selbstzweck"

Zu Ehren ihres Kirchenpatrons Johannes des Täufers feierte die Gemeinde Hart am Sonntag das Patrozinium und den aus dem 17. Jahrhundert stammenden Brauch des "Loablesfeitig" mit der Übergabe der Bürgerloable.

Haigerloch-Hart. Der Gottesdienst in der Pfarrkirche wurde vom Musikverein Hart mitgestaltet. Neben weiteren Kirchenliedern spielten die Musiker die Rhapsodie "Morning Spiritual", "Hymnus", arrangiert von Dirigent Julian Waibel selbst und "Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose erblüht".

Neben Pfarrer Dieter Mayer und Diakon Franz Haueisen wirkte auch Pfarrer Michael Broch beim Gottesdienst mit. Er war ehemals beim Hörfunk tätig und Sprecher bei der Fernseh-Sendung "Das Wort zum Sonntag". Inhalt seiner Predigt waren die Unterschiede der Botschaften von Johannes dem Täufer, der Wegbereiter Jesus war, und denen von Jesus selbst.

Die Kirche orientiere sich auch heute immer noch häufiger an den einschüchternden Botschaften als an den frohen Botschaften, sagte Broch in seiner Predigt. Als gutes Beispiel könne Johannes der Täufer dienen für ein sich Zurücknehmen respektive für eine Beendigung der Machtstrukturen der Kirche. Die Blickrichtung sollte stets von sich weg und auf die Menschen gerichtet sein. Die Kirche sei eine Dienerin Gottes und nicht Selbstzweck. Ihre Aufgabe sei es, die frohe und freie Botschaft Jesus zu verkünden, so der Pfarrer, der in Bad Imnau lebt.

Nach dem Gottesdienst wurde vor der Kirche traditionell der alte Brauch des "Loablesfeitigs" gefeiert. Das tägliche Brot sei etwas sehr Wichtiges und stehe leider nicht allen Menschen der Erde so selbstverständlich zur Verfügung, wie hier in Deutschland, gab der Harter Ortsvorsteher Thomas Bieger zu bedenken. Es ist das Ergebnis von viel Mühe und Arbeit. Und wenn es, wie dieses Jahr, zu wenig regne, könne all die Mühe vergebens sein, so der Ortsvorsteher.

Nach dem gemeinsamen Vaterunser segnete Pfarrer Dieter Mayer die Loable. Diese wurden dann an die Bürger überreicht: Zuerst an eingetragene Bürger, dann deren Witwen, nachgerückten Männer bis zur Zahl 108, dieses Jahr einschließlich dem Jahrgang 1962. Es folgten die Gemeindebediensteten und schließlich alle Kinder der Gemeinde sowie die anwesenden auswärtigen Kinder der Ortschaftsräte Benny Beuter und Michael Schill.

Eigentlich hätten nach den Statuten der alten Stiftung der Bürgerloable und des Kreuzlesbieres zunächst alle Bauern, die ein komplettes Stiergespann ihr Eigen hätten nennen können, ein so genanntes Stierloable bekommen. Da es das heute aber in Hart nicht mehr gibt, so Ortsvorsteher Bieger lachend, könne ja vielleicht künftig das Stiergespann Ersatz durch den Traktor finden.

Im Gasthaus Waldhorn gab es im Anschluss für alle Schülerbuben bis zum Alter von 17 Jahren noch das so genannte Kreuzlesbier.