So sehen die von Harry Müller entworfenen und gebauten Niströhren für Steinkäuze aus. Foto: Hermann Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: NABU baut in Hart Niströhren, um den auf der Roten Liste stehenden Steinkauz wieder anzusiedeln

Der Steinkauz ist eine stark gefährdete Vogelart. In Hart haben jetzt Naturschützer mit Hilfe von Eigentürmern von Streuobstwiesen Refugien geschaffen, damit sich die Eulenart hier wieder ansiedeln kann.

Haigerloch-Hart. Schon vor einigen Jahren verweilte laut NABU Haigerloch nachweislich ein Steinkauz in Hart, und er konnte tagsüber in der Giebel-Öffnung einer Scheune in der Bahnhofstraße beobachtet werden. Danach wurden über die Jahre hinweg vereinzelt Steinkauz-Rufe von verschiedenen Harter Dorfbewohnern gehört.

Auch im vergangenen Jahr hörte Siegfried Fechter im Ort das für Steinkäuze charakteristische "Guhhk" und beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Bei einer Begehung der nahen Obstwiesen entdeckte er an einer Feldscheune einige Gewölle und Gewölle-Reste vom Steinkauz. Beim nächsten Mitarbeitertreff des NABU wurde dann spontan beschlossen, dem auf der Roten Liste stehenden kleinen Kauz bei der erfolgreichen Rückkehr in seine angestammten Lebensräume in den letzten verbliebenen Streuobstwiesen um Hart ein wenig auf die Sprünge zu helfen.

Ein großes Problem für den Steinkauz ist der Mensch: und zwar in dem Sinne, dass er mit dem Erschließen von Baugebieten für den Verlust geeigneter Lebens- und Brutgebieten sorgt. Aber es gibt auch immer weniger Höhlen in alten Obstbäumen oder Verstecke in offenen, alten Schuppen und Scheunen an Ortsrändern. Große Feinde während der Brutzeit sind für Steinkäuze aber auch Hauskatzen und Marder.

Ernst Lohmüller, Harry Müller, Hans Hermann machten sich schließlich Anfang April des vergangenen Jahres auf "Stimmenfang", und nach ersten erfolglosen Versuchen bekamen sie schließlich in der "Winterhalde" den eindeutigen Nachweis von Revier- und Balzrufen der kleinen Eule und damit den ersten Hinweis auf die mögliche Brut eines Steinkauzes seit Jahrzehnten im Zollernalbkreis.

Daraufhin bemühte sich der Vorsitzende des NABU Haigerloch, Herbert Fuchs, beim Landratsamt um Geld zur Unterstützung eines Schutz-Projekts und bekam diese auch schnell zugesagt. Damit konnte man die ersten zwei "Holländer-Nisthilfen" erwerben. Derweil tüftelte Harry Müller am Prototyp eigener Steinkauz-Röhren, die man in den Bäumen aufhängen konnte und in denen sie vor Katzen und Mardern sicher waren.

Allerdings mussten auch noch geeignete Plätze zum Aufhängen dieser Röhren gefunden und vor allem die Genehmigung zum Anbringen derselben von den entsprechenden Besitzern der Obstwiesen eingeholt werden. Nach Absprache mit dem Harter Ortsvorsteher Thomas Bieger war es möglich, auf Obstwiesen in Gemeindeeigentum bis jetzt vier Röhren anzubringen, auch auf einer seiner privaten Wiesen gab er sein Okay.

Doch das war nur der Anfang. Siegfried Fechter fragte mehr als ein halbes Dutzend Grundstückseigentümer in Hart an und bekam durchweg positives Echo. Am Ende, so berichtet er, hatte man mehr als 17 Plätze für die Röhren zur Verfügung. Fechter: "Das motiviert natürlich sehr, und ich möchte mich an dieser Stelle bei der Gemeinde und allen Grundstückseigentümern für die Offenheit unserem Anliegen gegenüber bedanken."

Nach und nach hat Harry Müller dann in relativ kurzer Zeit mehr als 15 Steinkauz-Röhren gebaut, und bis heute sind nun 18 mardersichere Steinkauz-Brutröhren installiert und warten auf Mieter.

Bis jetzt wurden zwar noch keine Kauz-Spuren in den Röhren entdeckt, aber Geduld ist hier gefragt. Bei einem ähnlichen Projekt des NABU Mötzingen-Gäufelden dauerte es zwei Jahre, bis in solchen Röhren die erste Steinkauz-Brut festgestellt wurde. Der NABU Haigerloch will auf jeden Fall dran bleiben, Augen und Ohren offen halten und regelmäßige Kontrollen durchführen.

Dieses Jahr will man das Projekt fortsetzen und weitere Nisthilfen um Hart anbieten. Auch in Trillfingen soll nach geeigneten Plätzen gesucht werden.