Haus der Geschichte plädiert für bessere Vermarktung der Synagoge
Haigerloch (tk). "Sie haben hier ein Kleinod, das weit über Baden-Württemberg hinaus einzigartig ist". Dieser Satz von Thomas Schnabel, Direktor des in Stuttgart beheimateten Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, war nur ein Teil eines geradezu flammenden Plädoyers, das er am Dienstag gegenüber den neuen Haigerlocher Gemeinderat hielt. Er und sein Kollege Rainer Schimpf appellierten an die Stadträte bei deren Besuch der ehemaligen Synagoge, sich für den Erhalt, die Fortentwicklung und eine bessere touristische Vermarktung dieser Einrichtung einzusetzen.
Es war das Ziel des Gesprächskreises Ehemalige Synagoge Haigerloch um dessen Vorsitzenden Klaus Schubert, den noch neuen Stadtrat einmal in die Synagoge und die dortige Dauerausstellung "Spurensicherung, jüdisches Leben in Hohenzollern" einzuladen, um ihnen dort plastisch vor Augen zu führen, welche Arbeit ein kleiner Kreis von 15 Leuten im Alter von 18 bis 70 Jahren mit Unterstützung des Hauses der Geschichte hier leistet. Die Zahl an Besuchern der Dauerausstellung war in der jüngern Vergangenheit rückläufig, das ist bekannt. Das liegt aber keinesfalls an einer mangelnde Qualität der Ausstellung oder ist gar dem Umstand geschuldet, dass die jüdische Vergangenheit Haigerlochs womöglich auserzählt sein könnte. Nein, Thomas Schnabel, sah den Hebel, den man seiner Auffassung nach ansetzen müsste ganz woanders. Aus seiner Sicht sei im Bewusstsein der Bevölkerung noch nicht so sehr durchgedrungen, "was man hier hat".
Dabei, so schwärmte Schnabel, seien Synagoge mit Badehaus Mikwe, den vielen noch erhaltenen jüdischen Gebäuden und dem nahen jüdischen Friedhof "ein fantastisches Ensemble" und etwas Besonderes, dass es so in Deutschland nicht mehr gebe.
Man habe hier ein "Alleinstellungsmerkmal" für Haigerloch, dass man seiner Ansicht nach in der Außenwirkung noch deutlich besserer darstellten müsse. Kulturtourismus, so meinte er, sei etwas, dass immer stärker im Kommen ist und von dem auch Haigerloch mit seiner jüdischen Geschichte profitieren könne. Dass sei nicht mal so sehr eine Frage des Geldes – es sei ja alles gemacht – sondern eine Frage des Kopfes und des Willens.
Welche Raritäten seit der Eröffnung der Dauerausstellung "Spurensicherung" 2004 bereits gezeigt wurden, skizzierte Rainer Schimpf den Gemeinderäten. Als Beispiel führte er die jüngst zur Verfügung gestellten Bima-Decke (Decke, die das Pult mit der Thora verhüllt) an. Schimpf: "Das ist etwas, was es in diesem Land nicht mehr gibt."
Der Titel Spurensicherung, erklärte er weiter, beschreibe die Suche nach den letzten Stücken jüdischer Geschichte, die noch übrig seien, und diese Suche, so Schimpf, sei noch lange nicht zu Ende.