Architekt Hermann Sauter vor der Silhouette der Schlosskirche und des Schlosses. Der Erhalt des charakteristischen Stadtbildes war ihm stets ein Herzensanliegen. Archivfoto: Kost Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Der Architekt, langjährige Kommunalpolitiker und Vereinsfunktionär Hermann Sauter ist tot

Haigerloch. Er war ein Mann mit Ecken und Kanten und scheute sich nicht, seine Meinung offen und geradlinig zu vertreten. Zudem lag ihm das Städtchen Haigerloch am Herzen, denn er spürte stets eine Verpflichtung zum Erhalt des historisch gewachsenen Stadtbilds. Hermann Sauter, Architekt, Vereinsmensch und langjähriger Kommunalpolitiker, ist am vergangenen Donnerstagabend verstorben.

Am Ende einer schweren Krankheit verließen auch den sonst so zupackend wirkenden 85-Jährigen die Kräfte, er entschlief in einer Tübinger Klinik. Am 25. Mai 1934 war Hermann Sauter in Tübingen geboren worden, in Bieringen war er gemeinsam mit zwei Schwestern aufgewachsen und in Rottenburg hatte er von 1944 bis 1950 die Oberschule besucht. Dass Hermann Sauter später Bauingenieur und Architekt werden sollte, lag auch an einem prägenden Ereignis in seiner Jugend: Zusammen mit seinem Vater fuhr er als Neunjähriger ins vom Krieg zerbombte Stuttgart. Damals reifte in ihm der Entschluss, Architekt zu werden.

Am 1. Mai 1950 trat er als Baupraktikant beim damaligen Architekt Erwin Reck in Empfingen eine Ausbildungsstelle an. Mit dieser dreijährigen Ausbildungszeit verbunden waren Praktika im Kreisbauamt in Horb sowie in einem Zimmerei- und Maurergeschäft. Sauter lernte das Geschäft also von der Pike auf und setzte seine Ausbildung an der Staatsbauschule in Stuttgart fort, die er noch vor dem 24. Lebensjahr als staatlich geprüfter Bauingenieur verließ. Zum Sammeln von Berufserfahrung arbeitete er danach vier Jahre beim auf Industriebauten spezialisierten Büro Beck in Rottenburg.

Als er 28 Jahre alt war, wurde Hermann Sauter in die Architektenliste der Architektenkammer aufgenommen, und das bedeutete für ihn den Einstieg in die Selbstständigkeit. 1962 eröffnete er ein Architekturbüro in Haigerloch. Dorthin war er in jungen Jahren öfters gekommen, weil seine ältere Schwester dort verheiratet war. Und in Haigerloch lernte Hermann Sauter Maria Schwenk kennen, die er 1959 ehelichte. Aus der Verbindung gingen die Tochter Birgit und die Söhne Paul und Stefan hervor. 2010 verstarb Hermann Sauters Ehefrau, ein Jahr später ging er mit Uschi Ostermann eine zweite Ehe ein.

Bis zur Übergabe seines Architekturbüros aus Altersgründen im Jahr 1996 war Hermann Sauter ein vielseitig beschäftigter Architekt und Bauingenieur. Er plante und baute Eigenheime, Industriebauten und sogar Aussiedlerhöfe. Auch Unternehmer Paul-Eberhard Schwenk ( †), der in den 70er Jahren das Haigerlocher Schloss gekauft hatte, versicherte sich bei der Sanierung der Schlossgebäude seiner Dienste.

Nach und nach übernahm Sauter auch Aufträge der Kirchen und der öffentlichen Hand und der Bau oder die Sanierung vieler stadtbildprägender Gebäude tragen seine Handschrift. Beispielsweise das Bürgerhaus der Stadt, das alte katholisches Pfarrhaus, die Ölmühle oder der Neubau der Volksbank

Darüber hinaus fand Hermann Sauter noch Zeit, sich im Vereinsleben zu engagieren. Jahrzehnte übernahm er bei den Haigerlocher Fischern den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden, von 2007 bis 2013 leitete er den Verein, in dem er sich stets für einen ökologisch achtsamen Umgang mit der Eyach stark gemacht hatte. Seine lebensfrohe Ader kam besonders im Sängerbund zum Tragen, diesem war Hermann Sauter 1963 beigetreten, hier war er viele Jahre Vorsitzender. Beide Vereine haben ihn vor Jahren zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Dazu gesellen sich Mitgliedschaften im Sportverein Rot-Weiß, in der Stadtkapelle und in der Narrenzunft. Über 40 Jahre lang und bis vor wenigen Wochen ließ er im katholischen Kirchenchor Haigerloch seine Bass-Stimme erklingen und selbstredend war Hermann Sauter auch Mitglied in den beiden Fördervereinen zum Erhalt der drei katholischen Kirchen in Haigerloch und der evangelischen Abendmahlskirche sowie im Verein zum Erhalt der Haigerlocher Schlosskonzerte.

Zum gesellschaftlichen Engagement gesellte sich auch eines auf stadtpolitischer Ebene. Von 1965 bis 1994 gehörte Sauter zunächst dem Haigerlocher Stadtrat und später dem Gemeinderat der Gesamtstadt an. Er war Fraktionssprecher der Freien Wähler und Bürgermeisterstellvertreter. Sieben Kommunalwahlen hat er mitgemacht.

Das Seelenamt ist am Mittwoch, 6. November, ab 9 Uhr in der St.-Anna-Kirche in Haigerloch, anschließend ist Aussegnungsfeier auf dem Friedhof. Auf eigenen Wunsch wird seine Asche danach zur See bestattet.