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Neue Anlage soll Lagerkapazitäten und die Produktion vonSaatgut vor Ort deutlich verbessern – Der Gemeinderat ist damit einverstanden

Produktion vor Ort statt lange Rohstoff-Transporte in die neuen Bundesländer: auf diese Karte will künftig die Südwestdeutsche Saatzucht GmbH auf dem Seehof setzen. Sie plant deshalb die Erweiterung ihrer bestehenden Getreideverarbeitungsanlage.

Haigerloch. Ein Bauvorhaben, das deswegen den Haigerlocher Gemeinderat am Dienstag in seiner ersten Sitzung nach den Ferien beschäftige, weil er dafür den Weg ebnen musste. Um es zu ermöglichen war nämlich sowohl die Aufstellung eines Bebauungsplanes für ein "Sondergebiet Seehof I" auf einer knapp 7640 Quadratmeter große Fläche erforderlich als auch die Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt.

Was aber haben die Seehofbetreiber vor? Planer Gebhard Gfrörer musste ein bisschen ausholen, um das den Gemeinderäten und -rätinnen zu erklären. Auch die Sitzungsunterlagen zu dem Bauvorhaben waren entsprechend umfangreich.

In Ermangelung von Kapazitäten im Land wird das komplette Bio-Getreide vom Betrieb in Hirrlingen und ein Teil des konventionell angebauten Getreides vom Seehof per Lkw nach Sachsen-Anhalt transportiert und in einem Partnerbetrieb zu Saatgut aufbereitet.

Da aber laut Gfrörer die Nachfrage nach Bio-Saatgut in Baden-Württemberg und Bayern besonders groß ist, wird ein Teil der fertigen Ware wird zurücktransportiert. Das ist auf Dauer weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll.

Weil auch neue TÜV-Auflagen ab 2021 die Verarbeitung von Getreide auf der 40 Jahre alten Anlage im Seehof erschweren, ist deshalb an der bestehende Produktions- und Lagerhalle (das letzte große Gebäude in Richtung Hart) ein Anbau geplant, der den aktuellsten und technischen und wirtschaftlichen Anforderungen gerecht wird.

Bisher ist es möglich, auf dem Seehof maximal 1000 bis 1500 Tonnen Saatgut zu produzieren. Mit der neuen Anlage wäre eine Aufbereitung von bis zu 4000 Tonnen Saatgut jährlich möglich. Auch die Lagerkapazität könnten dank neuer Silos von bisher 800 Tonnen, auf 1800 Tonnen gesteigert werden.

Ganz ohne ist das Bauvorhaben indes nicht, denn es liegt in einem regionalen Grünzug und es war deshalb Überzeugungsarbeit beim Regierungspräsidium Tübingen zu leisten, wie Planer Gfrörer einräumte. Dieses stellte nämlich die Frage, warum man die Getreideaufarbeitung nicht in ein Haigerlocher Gewerbegebiet verlagert. Doch man konnte der Behörde klar machen, dass die Saatgutaufbereitung für den Betrieb unmittelbar neben den Feldern wirtschaftlich erforderlich ist und ein Standort in einem Gewerbegebiet mit zusätzlich Transportwegen (also auch C02-Emissionen) verbunden wäre.

Was gibt’s zu dem Vorhaben noch zu sagen? Die Zufahrt erfolgt über die bisherige Hofzufahrt, das Gebäude darf maximal 14,60 hoch werden (bestimmte technische Aufbauten noch zwei Meter höher), die Dachform ist frei. Hinsichtlich des Artenschutzes sind laut Gfrörer schon Teiluntersuchgen erfolgt, aber im Frühjahr noch weitere Begehungen erforderlich.

Zwar gab es im Gemeinderat ein paar Nachfragen wegen der Abwasserentsorgung (Thomas Bieger; SÖL), der zu erwartenden Verkehrsbelastung (Ralf Heim; CDU) und der Staubentwicklung (Michael Ashcroft; CDU) aber sowohl Gebhard Gfrörer als auch Hauptamtsleiter Hans-Martin Schluck und Seehof-Betriebsleiter Christoph Stober versuchten etwaige Bedenken zu entkräften.

Die Staubbelastung werde für alle und insbesondere für die Arbeiter auf dem Seehof durch die neuen Anlagen sogar geringer, meinte Stober und lud den Gemeinderat zu einer Besichtigung ein.

Wenn man einen Lebensmittelbetrieb und dessen Arbeitsplätze vor Ort halten könne, müsse man dem Vorhaben zustimmen, meinte Alexander Siedler (CDU). Am Ende folgte der Gemeinderat diesem Argument und stimmte der Aufstellung eines Bebauungsplanes "Seehof 1" und der Änderung des Flächennutzungsplanes zu.