Trotz ­ oder vielleicht gerade wegen der großen Altersunterschiede der Teilnehmer ging es in der Gruppe harmonisch zu. Foto: Schwarzwälder Bote

Zwischen Hoffen und Bangen: Hochgebirgstour des Wandervereins Owingen in den Dolomiten des Montafons

Die diesjährige Bergtour des Wandervereins Owingen hat in der herrlichen Bergwelt des Montafons stattgefunden. Ein Reisebericht gibt Einblick in die Stationen der Tour.

Haigerloch-Owingen. Der Plan war, am ersten Tag auf dem Golmer Höhenweg zur Lindauer Hütte zu wandern, am zweiten Tag auf die Drei Türme, am dritten Tag auf die Sulzfluh und zur Tilisuna Hütte und dann am vierten Tag über die Tschaggunser Mittagspitze hinab ins Tal. Schlechtes Wetter – so viel sei bereits vorweggenommen – brachte den Plan der Owinger ziemlich durcheinander.

Am ersten Tag ging’s bei zunächst gutem Wetter mit der Seilbahn ganz entspannt vom Stausee in Tschagguns hinauf zur Bergstation Grüneck. Der Golmer Höhenweg führt in einem abwechslungsreichen Auf und Ab über insgesamt fünf Gipfel. Der höchste Berg ist die Geißspitze mit 2334 Metern.

Von hier geht der Geißspitzsteig steil hinunter zur Lindauer Hütte. Allerdings hatte es inzwischen angefangen zu regnen, sodass der erdige Steig rutschig wurde. Es verlangte viel Trittsicherheit und Geschick, um auf den Beinen zu bleiben. Das gelang nicht immer – aber immer gab es eine weiche Landung im Morast.

Die komfortable Unterbringung in der Lindauer Hütte, das gute Essen und der lustige Hüttenabend ließen den beschwerlichen Abstieg schnell vergessen. Der Hüttenwirt empfahl am nächsten Tag einen frühen Aufbruch, um dem angekündigten Regen am späten Nachmittag zu entgehen.

Früh morgens ging’s los. Das Ziel war bereits zu sehen: die Drei Türme, das Wahrzeichen des Montafons. Elegant und dolomitenmäßig ragen die weißlichen Türme in die Höhe und stehen im Kontrast zu den grünen Almwiesen des Tals.

Zunächst führte der Weg mäßig bergauf bis zum Fuße des Sporaturms. Ab hier wurde es immer steiler und alpiner. Der leichte Nieselregen machte die Sache nicht einfacher. Über Felsbänder und über ein Steilstück mit Drahtseilsicherung ging es schließlich in den Sattel zwischen dem Kleinen Turm und den beiden anderen Türmen.

Alle hofften auf eine wundersame Wetterbesserung – doch das Wunder blieb aus

Nach einem steilen Schlussanstieg durch Geröll war der Gipfel des Mittleren Turms (2782 Meter) erreicht. Der Regen hatte aufgehört, und die Aussicht war einigermaßen gut.

Der Blick hinüber zum Kleinen Turm machte sofort klar, weshalb dies ein reiner Kletterberg ist. Nach einer Mittagsrast folgte ein kurzer Abstieg und der gegenüberliegende Aufstieg zum Großen Turm – mit 2830 Metern der höchste Gipfel der Drei Türme. Bis hier waren es zirka 1200 Höhenmeter.

Der Rückweg erfolgte entlang des Aufstiegswegs. Alle waren froh, dass es trocken war, denn sonst wäre der Abstieg heikel geworden. Ein Abstecher zur Sporaalpe zum "Kuhstallfest" – das konnte man wörtlich nehmen – rundete die Tagesetappe ab.

Nachdem sich alle an das "Geschmäckle" gewöhnt hatten, war das Fest unterhaltsam. Zurück auf der Lindauer Hütte, begann es stark zu regnen. Da war bereits zu ahnen, dass das weitere Highlight der Tour – der Gauablickklettersteig mit Höhlendurchquerung und Besteigung der Sulzfluh – in Gefahr war.

Alle hofften auf eine wundersame Wetterbesserung bis zum nächsten Morgen. Doch das Wunder blieb aus. Ein wolkenverhangener Himmel, Regen und eine auf 2100 Meter sinkende Schneefallgrenze verhießen nichts Gutes. Nach dem Frühstück wurde beschlossen, die Tour abzubrechen. Auch im Nachhinein war das die richtige Entscheidung. Durch das Gauertal ging es hinunter ins Tal. Alle waren froh, im Auto trockene Wechselwäsche zu haben.

Der Wanderverein Owingen hat Probleme mit dem Nachwuchs – so wie viele andere Vereine auch. Umso erfreulicher war es dann, dass von den zehn Teilnehmern vier Teilnehmer im Alter von etwa 30 Jahren waren. Trotz oder vielleicht gerade wegen der großen Altersunterschiede war es harmonisch in der Gruppe.

Die Tour hat sich auf jeden Fall gelohnt, darüber waren sich die Owinger einig. Und die Corona-Pandemie war in der Bergluft des Montafons nur ein Randthema.