Von links: Conny Reese, Christel Tandoh-Wien, Hans-Paul Möller, Klaus Möller und Karl Gölz begeisterten als Projektchor ihr Publikum in der Abendmahlskirche. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: "Die Liebe ist stark wie der Tod" ist ein gelungenes Wechselspiel zwischen Sprache und Gesang

Haigerloch. "Die Liebe ist stark wie der Tod – Konzert mit Liedern und Texten", so hieß die bestens besuchte Veranstaltung am Sonntag in der Haigerlocher Abendmahlskirche. Dabei machte ein fünfköpfiger Projektchor mit Texten und Vertonungen von Hölderlin, Shakespeare und anderen sowie aus biblischen Schriften auf sich aufmerksam. Die Veranstaltung passte auch zum Volkstrauertag.

Haigerloch gehörte einst zum Fürstentum Hohenzollern-Hechingen, das aufgrund der Abtretung der Herrschaft durch Fürst Friedrich Wilhelm Constantin infolge der Revolution von 1848/49 an die preußische Krone ging und rund 100 Jahre preußisch war, was auch Auswirkungen auf die Liturgie in den Gottesdiensten hatte. Sie wurde in einer Variation der alt-preußischen Liturgie von den sich hier ansiedelnden evangelisch Gläubigen – besonders aus dem Rheinland – gefeiert.

Dem Ablauf dieser Liturgie folgte das Konzert – etwa mit Votum, Psalm oder Schriftlesung. Letztendlich herrschte in der Kirche eine einerseits von Demut dem Schöpfer gegenüber geprägte Stimmung, andererseits aber war sie auch von Faszination ob der Art und Weise der künstlerischen Umsetzung durch den Projektchor gekennzeichnet.

Dieser zog die Konzertgänger von Beginn an auf fast schon magische Weise in eine Art Bann, der bis zum Schluss anhielt. Zum Auftakt erklang das Shakespeare-Sonett "Primavera" und dann "Go Crystal Tears" von dessen Zeitgenossen John Dowland, das von einer besonderen Sprache mit Wörtern aus dem alten Hochmittelenglischen geprägt war – auch Shakespeare-Englisch genannt. Verblüffend war hier die trefflich gute und klare Aussprache, man fühlte sich zurückversetzt in längst vergangene Zeiten. Einfach schön oder aber zu Herzen gehend, waren auch die Interpretation mit Solisten oder die Intros sowie komplette Begleitungen einzelner Vokalbeiträge durch das E-Piano. Sogar Hebräisch war zu vernehmen. Nämlich das so genannte "Schmah’ Israel" im Beitrag zum Votum mit der Passage aus dem fünften Buch Mose (6,4-7), wo es auch heißt "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen ...".

Komplettiert wurde das gelungene Wechselspiel zwischen Sprache und Gesang durch die Intonationen von Werken wie etwa Leonhard Cohens berühmtes "Hallelujah", Mahalia Jacksons "Our Father" oder denen von deutschen Ton- und Textschöpfern wie Rio Reiser, Gerhard Gundermann, Hermann Hesse oder Christian Morgenstern. Mitwirkende und Organisatoren des Konzertabends waren: Conny Reese am E-Piano sowie im Einzel- und mehrstimmigen Sprechen und Singen Christel Tandoh-Wien, Gerlinde Hirsch, Karl Gölz sowie Klaus und Hans-Paul Möller.