Der Bau eines Brunnens im Dorf Kapiri ist ein Projekt, das der Verein "Malawi – Zukunft für Kinder" noch dieses Jahr umsetzen will. Bisher müssen Frauen und Kinder ins vier Kilometer entfernte Nachbardorf laufen, um an sauberes Wasser zu kommen. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Haigerlocher Malawi-Verein sorgt sich um derzeitige Situation in dem afrikanischen Binnenland

Dass die Corona-Krise die Bezeichnung Pandemie trägt, was für eine kontinentübergreifende Seuche steht, bekommt auch der Verein "Malawi – Zukunft für Kinder" zu spüren. Unterstützung ist derzeit nur aus der Ferne möglich, die im April geplante Reise einer Delegation nach Malawi fiel aus.

Haigerloch-Gruol/-Stetten. Das 17,5 Millionen Einwohner zählende Binnenland entlang des Malawi-Sees kommt nicht zur Ruhe – und dementsprechend geht die Arbeit des in Haigerloch ansässigen Unterstützervereins, der vom 2017 verstorbenen Afrikamissionar Pater Andreas Edele aus Stetten gegründet worden ist, auch nicht aus.

In den ersten drei Monaten des Jahres 2019 litten weite Teile Malawis unter verheerenden Überschwemmungen. Das Wasser vernichtete Ernten, zerstörte, Straßen, Brücken und Häuser und verunreinigte Trinkwasser. Der hiesige Verein konnte die Not der Flutopfer lindern, indem er rund 12 000 Euro an Hilfsgeldern sammelte und damit unter anderem Lebensmittel kaufte und an Bedürftige verteilte.

Was die Ernte betrifft, so war sie dieses Jahr laut dem Vereinsvorsitzenden Gustav Thöni eigentlich super. Doch dann kam die Corona-Krise und mit ihr viele Einschränkungen, die man auch in Deutschland kennengelernt hat. Das öffentliche Leben fuhr herunter, die Flughäfen und Schulen schlossen, es gab Kontakt- und Reiseverbote. Die schlimmste Konsequenz dieser Anordnungen für die Landbevölkerung: Die Märkte schlossen und somit waren die Kleinbauern nicht mehr in der Lage, ihre Feldfrüchte oder auch selbst genähte Kleider zu verkaufen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Es gibt sogar Bilder von Demonstrationen, auf denen Menschen Schilder in die Höhe halten, auf denen steht "Lieber Corona als Hunger".

Was die Gesundheitssituation in Malawi betrifft, ist sich Gustav Thöni nicht so sicher, in welche Richtung sich die Situation entwickeln wird, zumal es in den ländlichen Regionen fast kein Gesundheitssystem gibt. Bis jetzt scheint das Land jedoch gut davongekommen zu sein.

Tatsächlich vermeldete das Gesundheitsministerium des Landes vor wenigen Tagen eine Zahl von lediglich 24 Toten bei insgesamt 1877 Fällen (davon 345 wieder genesen). Allerdings ist die Zahl der durchgeführten Test mit knapp 17 700 Personen relativ niedrig und es mehren sich die Indizien, dass die Zahl der Corona-Infizierten ansteigt.

Pater Christian aus Mua, mit dem Gustav Thöni in engem Kontakt steht, schreibt jedenfalls, dass die Zahl der Infizierten drastisch nach oben gehe, weil das kühle Wetter zwischen Mai und Juli die Ausbreitung des Virus begünstige. Außerdem, so Thöni, würden malawische Hilfsarbeiter aus den stärker betroffenen Ländern Südafrika und Mosambik wieder nach Hause geschickt. Mit ihnen könnte das Virus über die Landesgrenze gelangen.

Spenden sind aus der Sicht des Vereins im Moment deshalb dringender denn je geboten, vor allem, um eine erneute Hungersnot zu mildern.

Doch das ist nicht die einzige Aufgabe, der sich "Malawi – Zukunft für Kinder" stellt. Seit vergangenem Dezember unterstützt man in Mua eine Schule für Gehörlose, die von 480 Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 22 Jahren besucht wird. Auch dort vermittelt man Patenschaften; schon für 60 Cent pro Tag kann man den Kindern zu einem Essen verhelfen.

Ein weiteres wichtiges Projekt ist der Bau eines Brunnens im Dorf Kapiri. Bislang müssen Frauen und Kinder nämlich einen vier Kilometer langen Weg ins Nachbardorf machen, um von dort in Eimern und Kanistern Wasser zu holen. Das Projekt mit Kosten von 4000 Euro ist bereits finanziert, sollte aber noch vor dem Beginn der Regenzeit im November umgesetzt werden.

Es gibt also viel zu tun in Malawi und Gustav und Sylvia Thöni sowie der stellvertretende Vereinsvorsitzende Waldemar Leo Bürkle wollten im April zusammen mit zwei anderen Vereinsmitgliedern eigentlich für drei Wochen dorthin fliegen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Das war aber nicht möglich und so hoffen die drei auf das nächste Jahr. "Wir werden dann sehen, wo’s noch zwickt und wir helfen können", so Gustav Thöni.

Auch die Hoffnung, dass man im November den immer gut besuchten Malawi-Gottesdienst in der Stettener Michaelskirche (Motto: Feiern und Helfen) veranstalten kann, haben die Vorstandsmitglieder noch nicht aufgegeben.

Weitere Informationen: www.malawi-ev.de