Durch die Pracht des derzeit allerorten im Städtle blühenden Flieders hindurch blinzelt die Haigerlocher Schlosskirche. Sie feiert am Sonntag Patrozinium und das wird mit einem Gottesdienst gefeiert, in dem auch sechs Gesangssolisten des Haigerlocher Kirchenchors auftreten. Foto: Bäurle Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur und Religion: Beim Patrozinium der Schlosskirche lassen auch sechs Solisten ihre Stimmen erklingen

Haigerloch. Am morgigen Sonntag, 30. Mai, ist Dreifaltigkeitssonntag. Dies ist ein katholisches Hochfest, das immer am Sonntag nach Pfingsten gefeiert wird und die zweite Hälfte des Kirchenjahres einläutet. Der Dreifaltigkeitssonntag ist, im Gegensatz zu Weihnachten und Ostern, nicht einem Ereignis aus dem Leben Jesu gewidmet, sondern einem Glaubenssatz: Dem von der Dreifaltigkeit Gottes in Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Die Dreifaltigkeitskirche St. Trinitatis in Haigerloch ist landläufig als Schlosskirche bekannt, ihr richtiger Name wird seltener verwendet. Der Dreifaltigkeitssonntag in diesem Jahr soll aber dazu genutzt werden, diese Kirche, im Rahmen des derzeit Möglichen, mal wieder ins Bewusstsein zu rücken und als Gotteshaus zu nutzen. Deshalb wird dort am Sonntag um 10 Uhr der Patroziniumsgottesdienst gefeiert.

Umrahmt wird er von sechs Solisten des Haigerlocher Kirchenchores St. Anna unter der Leitung von Mike Krell.

In den früheren Jahren stand das Patrozinium der Schlosskirche im Schatten von Pfingsten, zu dem der Haigerlocher Kirchenchor mit Orchester eine große Festmesse in der Schlosskirche aufführte. Das war im vergangenen Jahr und in diesem Jahr coronabedingt nicht möglich. Umso mehr freuen sich Mike Krell und das Ensemble darauf, die schöne und aufwändig restaurierte Kirche doch wieder einmal zu ihrem Recht kommen zu lassen und dort eine Messe a cappella aufzuführen.

Ausgewählt hat Krell die "Missa brevis in F" des italienischen Komponisten Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525 bis 1594). Diese steht im "Missarum liber tertius", dem dritten Messenbuch, das 1570 in Rom zum ersten Mal gedruckt wurde. Dieses Messenbuch – wie auch das zweite – hat Palestrina König Philipp II. von Spanien gewidmet. Die "Missa in F" ist eine vollständige Messe mit den Sätzen Kyrie, Gloria, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei für Sopran, Alt, Tenor und Bass. Sie gilt als die beliebteste Messe Palestrinas und zeichnet sich durch einen schönen melodischen Schwung aus. Zusätzlich zu der Renaissancemesse führen die Sänger zwei Motetten (barock und klassisch auf).

Palestrina gilt übrigens als Retter der Kirchenmusik. Auf dem Konzil von Trient (1545 bis 1563) stand auch die Kirchenmusik auf dem Prüfstand. Reformer forderten eine Vereinfachung der musikalischen Strukturen, damit die Gläubigen das gesungene Gotteswort besser verstehen könne.

Palestrina habe dies zu verhindern gewusst, weil er in seiner "Missa Pape Marcelli" den Beweis antrat, dass Polyphonie und Textverständlichkeit nicht unbedingt Gegensätze sein müssen. Historisch stichhaltige Beweise für diese These gibt es allerdings nicht. Aber die Kirchenmusik kann ganz bestimmt auch in diesen Zeiten jede Fürsprache gebrauchen.

Nachdem Corona jetzt schon zwei Mal die traditionelle große Messe zu Pfingsten in der Schlosskirche aus geknipst hat, hoffen der Haigerlocher Kirchenchor und Dirigent Mike Krell darauf, im kommenden Jahr zu Pfingsten an diesem geschichtsträchtigen Ort wieder eine Orchestermesse aufführen zu können.