Wie hält es die Stadt mit der Inklusion? Bei der Gemeinderatssitzung im Haigerlocher Bürgerhaus entwickelte sich darüber in einer Sitzungsunterbrechung eine aufgeheizte Diskussion. Foto: Beiter

Eltern der Kindertageseinrichtung melden sich zu Wort. Mangelnde Kooperationsbereitschaft ist Problem.

Haigerloch - Die Fronten scheinen verhärtet: Der Elternbeirat der Kita "Löwenzahn" in Stetten beklagte in der Gemeinderatssitzung die mangelnde Kooperationsbereitschaft des benachbarten städtischen Kindergartens mit der KBF-Einrichtung.

Die bei der Bürgerfragestunde aufgeflammte Diskussion wurde am Ende mit einem Machtwort von Bürgermeister Heinrich Götz beendet. "Wir werden das Problem hier nicht ausdiskutieren können", schnitt er den Rednerinnen der integrativen Kita Löwenzahn das Wort ab. Zuvor hatte die Vorsitzende des Elternbeirats Friederike Eibach in scharfen Worten die derzeitige Situation zwischen der integrativen Einrichtung und dem städtischen Kindergarten beklagt.

Im Vorfeld Brief an den Bürgermeister verschickt

Bereits im Vorfeld hatten sich die Eltern im April in einem Brief an den Bürgermeister gewendet und – nachdem sie von ihm lange keine Antwort erhalten hatten – auch die Gemeinderäte angeschrieben. Aus Sicht der Eltern würden die "Möglichkeiten, die sich durch die nachbarschaftlichen Begebenheiten" böten, nicht annähernd ausgeschöpft, heißt es dort. Zwar wird von ihnen die in einem Gespräch vereinbarte "zeitgleiche Nutzung der Gartenanlage" ausdrücklich begrüßt, doch wünschten sich die Kita-Eltern eine weitere Annäherung zwischen den beiden Einrichtungen, um "alltägliche Begegnungen zwischen Erzieherinnen, Eltern und Kindern unvoreingenommen und zwanglos" zu ermöglichen. Bedauerlich und "fragwürdig" finden sie, dass die Löwenzahn-Kinder von der Leitung des städtischen Kindergartens vom Laternenfest ausgeladen wurden. Auch dass der Löwenzahn-Elternbeirat trotz mehrfacher Bitten nicht am Haigerlocher Gesamtelternbeirat teilnehmen dürfe, ist für die Eltern unverständlich – zumal über die Hälfte der Kinder aus dem Stadtgebiet stammten. "Warum ist es so schwer, Inklusion zu leben", fragte Friederike Eibach. "Warum setzen sich nicht alle an einen ›runden Tisch‹ und bauen die Barrieren ab?"

Bürgermeister Götz reagierte sichtlich genervt und unterbrach die Sitzung für mehrere Minuten, in der sich in den Zuschauerrängen angeregte Diskussionen zwischen Eltern und Gemeinderäten entwickelten. Von Seiten des städtischen Kindergartens gäbe es in der Sache eine klare Antwort, teilte der Bürgermeister nach der Unterbrechung mit.

Elternbeirat sieht keinen Änderungsbedarf

Der Elternbeirat sowie die Kindergartenleitung sehen laut einer gemeinsamen Erklärung keine Notwendigkeit für einen "Runden Tisch", da die "derzeitige Beziehung und das gelebte Miteinander als zufriedenstellend einzustufen" seien und kein Änderungsbedarf bestünde. Die Eltern seien mit dem "gelebten Tagesablauf" mit Begegnungsmöglichkeiten am Nachmittag voll umfänglich zufrieden" und wollten die vereinbarte Flexibilität beibehalten. Eine von außen "übergestülpte" engere Zusammenarbeit lehnen die Eltern ab, heißt es in der Stellungnahme.

"Man sollte die Dinge einfach eine Weile laufen lassen, wie sie von den Leitungen abgesprochen wurden", versuchte Götz zu beruhigen. In seinem Antwortschreiben hatte Götz deutlich gemacht, dass "der städtische Kindergarten Stetten seinen Auftrag zur Inklusion sehr ernst nimmt."

Allerdings dürfte mit dem Abbruch der Diskussion die Angelegenheit noch nicht ganz ausgestanden zu sein. Man werde die Sache per Antrag auf die Tagesordnung einer kommenden Gemeinderatssitzung setzen, war schließlich den Müttern von verschiedenen Gemeinderäten versprochen worden.