Widerstand gegen Windkraft formiert sich in der Region Hohenzollern. Foto: Burgi

Bürgerinitiative Gegenwind Hohenzollern sieht sich als erfolgreich tätige Patchwork-Familie.

Haigerloch - Im März 2017 ist sie bei Null gestartet, inzwischen kennt sie auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Aber beileibe nicht nur unter diesem Aspekt beurteilt die Bürgerinitiative Gegenwind Hohenzollern ihre Arbeit als Erfolgsstory.

Bei der Hauptversammlung des Vereins am Freitag im Stettener Sportheim blickte man jedenfalls in weitgehend zufriedene Gesichter und die Vorstandsriege wähnt sich auf einem guten Weg im Kampf gegen den Bau von Windrädern im Waldgebiet "Hohwacht" zwischen Haigerloch, Rangendingen und Grosselfingen, von denen man annimmt, dass sie über 200 Meter hoch werden.

"Viele Aktionen haben unser erstes Jahr zu einem großen Erfolg werden lassen. Unsere Initiative hat in kurzer Zeit einen großen Bekanntheitsgrad erlangt", bilanzierte die stellvertretende Vorsitzende Katharina Kaiser das Gründungsjahr von Gegenwind. Man sei eine tolle, bunte Truppe, mit Bürgerinnen und Bürgern aus Haigerloch, Rangendingen und Grosselfingen, eben eine richtige "Patchwork-Familie", so Kaiser weiter.

Was diese "Patchwork-Familie" seit ihrer Gründung alles unternommen hat, verdeutlichte der Bericht von Pressereferent Alexander Siedler. Seit Gründung der Initiative am 14. März 2017 im Sportheim des SV "Grün Weiß" Stetten sind nach Siedlers Angaben aus 30 inzwischen 120 Mitglieder und Interessenten geworden. Geleitet wird die Initiative von einer "Lenkungsgruppe" (siehe Info-Rubrik) und sie ist inzwischen auch eingetragener Verein – was die Steuerbegünstigung von Spenden ermöglicht – sowie Mitglied im Landesverband "Bürgerinitiativen gegen Windkraftanlagen".

Und natürlich betreibt die Initiative im Zeitalter digitaler Kommunikation auch eine eigene Homepage und ist auf Facebook unterwegs. Über diese Kanäle informierte sie über aktuelle Entwicklungen und legt ihre Position zu Windkraftnutzung – speziell auf der Hohwacht – dar.

Über 10.000 Einwände müssen geprüft werden

Was die andere Arbeit betrifft, so dürfte sich die Initiative sicherlich als größten Erfolg das konzertierte Organisieren von Stellungnahmen im Rahmen des Bürgerbeteiligungsverfahrens zum Teilregionalplan Windkraft auf die Fahne schreiben, denn das war das wichtigste Etappenziel von Gegenwind Hohenzollern. In der Summe 10.700 Einwände hat man dem in Mössingen beheimateten Regionalverband Neckar Alb (RVNA) auf den Tisch gelegt, die er nun prüfen muss.

Im Kampf gegen Windkraftnutzung im Waldgebiet Hohwacht drehte die Initiative aber auch an vielen anderen Stellschrauben: man organisierte zum Beispiel Informationsveranstaltungen in Haigerloch, Rangendingen und Grosselfingen – wo das Echo auf die Aktivitäten von Gegenwind allerdings nicht so ausgeprägt ist, wie in den anderen beiden Orten. "In Grosselfingen ist noch kein Druck auf dem Pedal", umschrieb Alexander Siedler diese Situation.

Dazu kam die Präsenz der Initiative beim Umwelttag in Balingen, wo man mit Umweltminister Franz Untersteller ins Gespräch kam. Bei einem Bundestagswahl-Auftritt von Winfried Kretschmann in Hechingen hatte man einen kurzen Kontakt mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten. Im September zog man bei einer Kundgebung des Bündnisses "Rettet die Alb" zudem vor die Haustür Kretschmanns in Sigmaringen-Laiz. Selbst organisierte die Bürgerinitiative ein Waldfest, bei dem man mit Interessenten zu möglichen Standorten der Windkrafträder auf die Hohwacht spazierte.

"Unser Credo ist es, sachlich, und fachlich zu begleiten und aufzuklären", so Alexander Siedler. Er hofft, dass die Leute bei der Stange bleiben, denn das Thema Windkraft auf der Hohwacht sei trotz aller Aussagen in jüngster Vergangenheit über Schwarzstorch- und Rotmilan-Vorkommen nicht erledigt.

BI-Leitungsteam hat gleiche Stärke wie WM-Kader

Michael Thorwart, Professor an der Universität Hamburg, geht davon aus, dass dem Aspekt Infraschall-Einflüsse durch Windräder noch mehr Bedeutung zukommen wird. Seit einem Jahr gebe es ernsthafte Forschungen über dessen Wirkungsweise. Thorwart: "Die erste Studie dazu macht gerade ziemlich Furore."

23 Profi-Kicker nimmt Bundestrainer Jogi Löw zur Fußball-WM nach Russland mit, um den WM-Titel zu verteidigen. Exakt gleich viele Köpfe umfasst das Leitungsteam der Bürgerinitiative Gegenwind Hohenzollern.

Bei der Hauptversammlung kam es zu einer kräftigen Rotation in der Vorstandschaft. Das Amt der bisherigen Vorsitzenden Claudia Horn (Haigerloch) übernimmt Alexander Edele (Haigerloch). Für die bisherige stellvertretende Vorsitzende Katharina Kaiser (Rangendingen) springt Leander Epple (Haigerloch) in die Bresche. Neu geschaffen wurde das Amt des dritten Vorsitzenden. Diesen Job macht jetzt Wolfgang Vötsch (Rangendingen). Katharina Kaiser wird Schriftführerin (bisher Roland Trojan; Haigerloch), Kassierer ist künftig Maik Haslinger an Stelle von Alexander Edele (beide Haigerloch). Internetbeauftragter bleibt Egidius Fechter, Mitgliederbeauftragter Michael Thorwart und Pressereferent Alexander Siedler (alle Haigerloch). Kassenprüfer sind künftig Walter Stocker und Hans Wiest. Dazu gesellt sich ein 13-köpfiger Ausschuss. Er besteht aus Antje Schlegel, Harald Fischer, Karin Fuchs, Jörg Hugendubel, Harald Kaiser, Roland Trojan, Claudia Horn, Erich Horn, Adolf Fechter, Daniel Philipp, Willi Mesam, Maria Nordwig, Karlheinz Schneider und Hans Bogenschütz.

Vor den Wahlen hatte Kassierer Alexander Edele von einem minimalen Gewinn dank des Waldfestes und einer Spende berichtet und Walter Stocker ihm korrekte Buchführung bestätigt. Stocker führte auch die Entlastung des Vorstandes herbei. "Wenn die Initiative nicht so aktiv gewesen wäre", meinte er, "wären die Windräder schon längst beschlossene Sache". Da die Bürgerinitiative inzwischen ein eingetragener Verein ist, stand auch die Erhebung eines Jahresbeitrages von zehn Euro zur Abstimmung. Dem Beitrag stimmte die Versammlung einstimmig zu.