Erzengel Gabriel überbringt Maria die Botschaft von Empfang des göttlichen Kindes. Foto: Städtische Museen Freiburg Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Claudia Sailer erklärt das Bild "Mariä Verkündigung"

Haigerloch. Weihnachten steht vor der Tür und damit die Geburt Christi. Für Claudia Sailer aus Haigerloch eine Gelegenheit, in die Welt der biblischen Zahlen und Symbole einzutauchen. Das tut sie passenderweise mit einem Motiv, auf dem Maria die göttliche Nachricht von der bevorstehenden Geburt verkündet wird.

Auf dem Motiv des Staufener Altars (im Besitz der Städtischen Museen Freiburg) befragt der Engel Gabriel Maria, ob sie das Kind Gottes – Jesus – austragen möchte. Maria, die gerade in der Bibel liest, bejaht dies.

Der Name Jesus meint "Gott rettet und hilft". Der Name "Gabriel" kann übersetzt werden mit "seine Kraft kommt von Gott". Hier wird die spirituelle Zeugung durch diese Kraft "ins Bild gesetzt": Gott wird in Maria, in allem Irdischen, Mensch. Maria wird eins mit Gott, zwei werden eine Einheit.

Der Heiligenschein über Maria – als goldener Kreis – ist Symbol für die Einheit mit Gott. Der Kreis fängt nirgends an und hört nie auf. Die Pfauenfedern der Engelsflügel symbolisieren die ewige Güte Gottes mit der göttlichen Schönheit und Eleganz des Himmels, in der Maria sich befindet. Der grüne Umhang Gabriels steht für die "gute Hoffnung", das blaue Gewand der Maria für die Treue zum Himmel. "Gott Vater" – am oberen Rand des Bildes sichtbar – sendet seinen Geist in der goldenen Lichtspur in der Taube zu Maria. Eine Darstellung der Dreiheit Gottes, die doch eine ist: Aller guten Dinge sind drei.

Im Hintergrund Mariens erkennt man fünf längliche Fenster. Die Fünf ist wie das Kreuz, der Kompass oder das Fünfeck die Zahl der Begegnung Gottes (1) mit dem Irdischen (4). Das Irdische wird hell dank dem Mitwirken Gottes. Das bestickte Deckchen des Lesepultes ist mit fünfblättrigen Pflanzen versehen.

Auf gotischen Bildern ist fast immer der Goldene Schnitt erkennbar (1,6). Er markiert liebevolles, heiliges, ja paradiesisches Irdisches.

Die ersten zwei Ziffern des Goldenen Schnitts sind die Ziffern Eins und Sechs. Die Sechs kennen man von der biblischen Erzählung der Erschaffung der paradiesischen Erde in sechs Tagen.

Mit dem Goldenen Schnitt auf diesem Bild "gekennzeichnet" ist die kreisförmige Brosche des Engel Gabriels, letztendlich zeigt diese die Kreuzung und Verbindung Gottes mit dem Irdischen an. Der gebundene Knoten der Kordel, welcher das weiße Gewand des Engels zusammenhält, ist ebenfalls Zeichen dafür.

Wird das Bild längs auf den Goldenen Schnitt überprüft stoßen Minor und Major wieder auf der Brosche aufeinander, bei Maria auf die rechte Hand, die sie über ihrer Brust hält. Sie hat ihr Herz wirklich auf dem rechten Fleck.

Maria steht für alle Menschen – gleich ob Mann oder Frau – die guten und sehnenden Herzens in diesen Tagen sind, die nach Gott oder dem Liebenden fragen und sei es unbewusst. In jedem Menschen steckt dieser göttliche Kern, welcher auch in schweren Zeiten Trost und Verheißung sein kann.