Foto: Schwarzwälder-Bote

Welch ein Dienstag. So was erlebt man auch mit längerer journalistischer

Welch ein Dienstag. So was erlebt man auch mit längerer journalistischer Berufsroutine nicht alle Tage. Dieses Erlebnis muss man erst mal sacken lassen, eine Nacht drüber schlafen und dann mit wieder beruhigtem Puls analysieren.

Was geschehen ist, dürfte mittlerweile Stadtgespräch sein. Da beruft Bürgermeister Heinrich Götz relativ kurzfristig eine Sitzung ein, damit man des Problems Herr werden kann, das man mit dem weiteren Ausbau der Ortsdurchfahrt in Bittelbronn anerkannter Maßen nun mal hat, und dann so etwas.

"Da geht man hin und bleibt einfach weg", hat einmal ein längst verstorbenes Trillfinger Original trocken über Veranstaltungen festgestellt, die ihm nicht in den Kram passten. Allerdings auf schwäbisch (und viel schöner): "Do goht ma na und bleibt oifach fott".

Ob die Christdemokraten und Sozialökologen diesen Spruch kannten und beherzigten, bleibt Spekulation. Allerdings, und das ist wirklich ein so noch nicht gekannter Vorgang in der Haigerlocher Kommunalpolitik: sie schafften es, mit diesem "Herdentrieb zum Wegbleiben" ein politisches Gremium lahmzulegen.

Es ist nicht ganz von der Hand zu weisen, dass dieser Aktion der Geruch von politischem Ungehorsam anhaftet. Frei nach dem Kalkül: Wir lassen uns nicht nach Gusto herbeizitieren, um geschwind mal Entscheidungen zu treffen. Etwas, was CDU und SÖL nebenbei bemerkt auch in der Vergangenheit immer wieder moniert hatten. Nämlich wenn sie an Sitzungsabenden mit Tischvorlagen zu Themen konfrontiert wurden, auf die sie sich nicht vorbereiten konnten.

Auch wenn man am Dienstag geneigt war, alle von CDU und SÖL in Generalverdacht zu nehmen; zumindest die eine oder andere Absage hatte plausible Hintergründe – so fair muss man bleiben. Es gab tatsächlich Gemeinderäte beider Fraktionen, die im Urlaub (Konrad Wiget in China) oder geschäftlich verhindert waren. Wie viele? Hmm...

Allerdings, diesen Schuh muss sich die Verwaltung anziehen, ist es auch etwas fahrlässig, einen Sitzungstermin kurzfristig in den Pfingstferien anzuberaumen. Da muss man damit rechnen, dass Lücken in den Gemeinderatsreihen entstehen. Aber gleich so große?

Wie auch immer: Das Bemühen, die prekäre Situation in Bittelbronn schnell aufzulösen, endete somit als, nun ja, Rohrkrepierer und brachte die Sache nicht wirklich weiter.

Denn – das sollte man nüchtern sehen – das Problem mit der Ortsdurchfahrt entstand nicht in dieser Woche, sondern schon am 22. Mai. Wäre es also für das eh schon ins Schlingern geratene Projekt der Todesstoß gewesen, wenn eine Sondersitzung erst in sieben oder 14 Tagen stattgefunden hätte? Mit mehr Vorbereitungszeit? Der Lohn dafür wäre möglicherweise ein mit breiter Zustimmung getragener Konsens gewesen: zu Gunsten der Bittelbronner Bürger.

Diese fühlten sich am Dienstag als bloßer Spielball politischer Kräfte. So etwas sollte aber nicht passieren, denn entsteht erst der Eindruck "die kochen eh alle nur ihr eigenes Süppchen", wäre das ein großer Vertrauensverlust gegenüber einer Politik, die doch nahe am Bürger sein soll.

Eines ist auch noch zu bemerken: Brutto, Netto, 1,7, 2,1 2,2, 2,5, 2,7 Millionen Euro. Zu viele Summen stehen im Raum, als dass man sich auf eine davon noch verlassen möchte, Da mag die am Dienstag präsentierte Kostenaufstellung noch so plausibel klingen, auch ihr haften die Attribute "voraussichtlich" und "ungeprüft" an. Und CDU und SÖL werden unter Umständen am 19. Juni weitere Zahlen in den Raum werfen,