Gymnasium: Abwechslungsreiche literarisch-musikalische Spurensuche fasziniert die Zuhörer in der Aula
Lieder, Texte, Gedichte, Bilder und Gedankensplitter zum Thema "Heimat" bot der Literatur- und Theaterkurs der Kursstufe 2 des Haigerlocher Gymnasiums am Donnerstag in der Aula.
Haigerloch. Mitgewirkt haben auch die Schulband und das Cajon-Ensemble der Schlagzeugschule Jörg Bach aus Balingen.
Dabei ging es nicht darum, die eine ultimative Antwort auf die Frage "Was ist Heimat" zu finden, sondern man wollte die Anwesenden in der gut gefüllten Aula zum Nachdenken inspirieren. Und natürlich führte das Projekt dazu, dass auch die Akteure auf eine Suche gingen. Als roter Faden dienten Fragen von Max Frisch, der zu diesem Thema Fragebögen angefertigt hat. Die Akteure beleuchteten mal, besinnlich, mal philosophisch, wie viele verschiedene Blickwinkel und Definitionen beziehungsweise Antworten auf die Frage "Was ist Heimat" es tatsächlich gibt. So wurde bei "Anrufbeantworter" eine Nachricht wurde auf verschiedene Sprachen auf Band gesprochen, da Heimat auch immer ein Stück weit mit der Sprache verbunden ist.
Zu den Fragen von Max Frisch gehörten unter anderem "Gesetzt den Fall, Sie wären in der Heimat verhasst: Könnten Sie deswegen bestreiten, dass es ihre Heimat ist?". Auch die Antworten auf die Fragen "Kann Ideologie zu einer Heimat werden" und "Ist Heimat ein Menschenrecht?" hätten die Akteure auf der Bühne gerne gleich am Donnerstag bekommen. Mit einem Zitat von Heinrich Böll, "Sprache ist das leichteste Gepäck, und eine schwere Last, wenn man in die Fremde kommt" und dem Gedicht "Nachtgedanken" von Heinrich Heine regten die Kursteilnehmer zum Nachdenken an.
Den Brecht-Text "Über die Bezeichnung Emigranten" trug Mustafa Khogah vor, der vor fünf Jahren Syrien verlassen hatte und vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen war. Kursteilnehmerin stellte die Frage, ob die ursprüngliche Heimat oder das neue Land wichtiger seien und gab mit einem Zitat eine mögliche Antwort: "Heimat ist, wo sich unsere Füße verabschieden, aber die Herzen bleiben". Außerdem wurde ein kleiner Film gezeigt, in dem Passanten in Balingen befragt wurden. Hier fielen Begriffe wie Freunde, Umfeld, vernünftiges Leben, Ruhe und Sicherheit und ein Satz wie "Heimat ist Erinnerung". Die Projektgruppe ergänzte "Heimat kann nie verloren gehen".
Zwischendurch spielte die Schulband Stücke wie "Home" von Passenger und "Heimat" von Herbert Grönemeyer. Lukas Huber am Flügel setzte bei "Nocturne" von Frederic Chopin Akzente, auch Chopin aus seinem Heimatland Polen nach Frankreich fliehen musste.
Auch der interessante Lied-Mix "Nehmt Abschied Brüder/Kein schöner Land" erklang in der Aula, hier sangen zwei Parteien der Projektgruppe erst abwechselnd, ehe man am Ende die beiden Lieder ineinander fließen ließ.
Mit Eichendorffs Gedicht "Mondnacht", endete die begeisternde Veranstaltung. Am Eingang der Aula befand sich eine Tafel mit Bildern, die die Fünftklässler zum Thema "Heimat" angefertigt hatten, sowie schwarze Boxen, mittels derer man "Heimat fühlen" durfte.
Außerdem gab es eine Info-Tafel der amnesty international-Gruppe aus Hechingen, die den Anstoß für die Veranstaltung in der Aula gegeben hatte. In der Pause wurde ein Film über Syrien gezeigt.