Ein Plätzchen, das Pfarrerin Dorothee Kommer besonders schätzt. Der Balkon im evangelischen Pfarrhaus ist eine Oase der Ruhe und öffnet einen wunderschönen Blick auf das historische Wohnviertel Haag und das Eyachtal drumherum. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Die evangelische Pfarrerin Dorothee Kommer wird am Sonntag verabschiedet

Am morgigen Sonntag stehen in der Evangelischen Kirchengemeinde Haigerloch die Zeichen auf Abschied. Pfarrerin Dorothee Kommer verlässt nach fünf Jahren ihre Gemeinde in der Felsenstadt. Schon seit dem 1. März ist sie nicht mehr offiziell im Amt.

Haigerloch. Seither hat sie in erster Linie Religionsunterricht gehalten. Zwei Stunden wöchentlich an der Witthauschule, vier Stunden am Gymnasium in Haigerloch. Dazu kamen Dienstaufträge für Religionsunterricht am Hechinger Gymnasium oder auch an der Realschule in Trossingen.

Als die vor kurzem 50 gewordene Pfarrerin im Februar 2014 von Hechingen nach Haigerloch kam, waren die Glocken der Abendmahlskirche stumm, am Sonntag aber werden sie läuten.

Das hängt jetzt aber Weiß Gott nicht damit zusammen, dass Kommer Haigerloch auf eigenen Wunsch verlässt und die Chemie zwischen ihr und Kirchengemeinderat am Ende nicht mehr so ganz stimmte – wie sie übrigens selbst im Osterbrief der evangelischen Kirchengemeinde in persönlichen Worten an ihre Gemeinde erklärt hatte.

Nein, dass die Kirchenglocken wieder sonntags mit hellem Klang zu Gottesdiensten einladen, hat vielmehr damit zu tun, dass die Evangelische Gemeinde Haigerloch während Kommers Dienstzeit als Pfarrerin in der Felsenstadt eines der größten Bauprojekte der jüngeren Vergangenheit umsetzte: Die Sanierung des Kirchturms.

Schon im Herbst 2013 mussten die Kirchturmglocken stillgelegt werden, weil deren Schwingungen die Statik des Turmes gefährdeten. Die aufwändige Sanierung des Turms – Kosten fast 300 000 Euro – konnte dann Herbst 2017 abgeschlossen werden. Und für Pfarrerin Dorothee Kommer war es ein "toller Anlass", dass die Glocken rechtzeitig zum Jubiläum 500 Jahre Reformation am 31. Oktober 2017 erstmals wieder läuteten.

Auch dem Ausbau der Jugendarbeit galt ihr Augenmerk. "Wir haben hier viel auf den Weg gebracht", erklärt sie rückblickend. Zunächst in Gestalt der Jugendreferentin Sarah Stoll, welche die Jugendarbeit in den evangelischen Gemeinden Haigerloch, Hechingen und Rangendingen betreute. Der von Sarah Stoll aufgebaute Jugendkreis konnte sogar fortgesetzt werden, also sie die Gemeinde nach einem Jahr wieder verließ. Und zwar mit Unterstützung des Bezirksjugendwerkes und der Bezirksjugendreferentin Karin Dengler.

Für Pfarrerin Kommer ist das nicht selbstverständlich, da laut ihr selbst größere Kirchengemeinden als Haigerloch Mühen hätten, solche Formen der Jugendarbeit aufrecht zu erhalten. Kommer: "Das hat zwar viel Energie gekostet, aber für eine Gemeinde ist es wichtig, dass man etwas für die Jugend tut."

Der Kreis ist für Zwölf- bis 16-Jährige gedacht und trifft sich heute noch regelmäßig im Gemeindehaus. Erst vor kurzem hat dieser Jugendkreis erfolgreich ein Theaterprojekt umgesetzt.

Auch die Zusammenarbeit mit ihren beiden katholischen Kollegen, Pfarrer Michael Storost und Pfarrer Dieter Mayer, sowie mit Diakon Peter Hipp empfand sie als positiv. Mit Hipp hat sie zusammen die vierteljährlichen Mitmachgottesdienste gestaltet.

Zudem hat sich für die evangelischen Themengottesdienste inzwischen ein Team gebildet, dass laut ihr "auf eigenen Füßen steht". Kommer freut sich, dass diese Arbeit auch nach ihrem Weggang Bestand haben wird. In der Kirchengemeinde habe sie viele engagierte Menschen kennen gelernt, sagt sie und besonders freute sie sich, dass ihr der Posaunenchor zum runden Geburtstag ein Ständchen spielte.

Was ihre Zukunft betrifft, so ist diese inzwischen auch etwas klarer. Dorothee Kommer wird in den Kirchenbezirk Tuttlingen wechseln und dort als Pfarrerin tätig sein. Manche hatten sie wegen ihrer akademischen Vorbildung schon in der kirchlichen Forschung und Lehre gesehen. Aber das Abhalten von Vorträgen oder Verfassen theologischer Aufsätze soll weiter eine "Nebensache" bleiben, betont die Pfarrerin.

Wie es in der hiesigen evangelischen Gemeinde weitergeht, ist noch offen. Vorerst ist die administrative Gemeindearbeit geregelt und die Gottesdienste über Vertretungen gesichert. Die vakante Pfarrstelle soll in nächster Zeit ausgeschrieben werden.