Aus dem linken der drei oberen Fenster an der hinteren Giebelseite des Gruoler Rathauses ist an Silvester ein junger Mann gestürzt. Foto: Kost

Nach tragischem Unglück in Silvesternacht in Gruol laufen Ermittlungen. Eltern fordern Aufklärung.

Haigerloch-Gruol - Der Sturz eines jungen Mannes aus dem Obergeschoss des Gruoler Rathauses in der Silvesternacht zieht Kreise. Die Staatsanwaltschaft Hechingen hat Ermittlungen aufgenommen.

Es war ein tragisches Ereignis in einer Nacht, die eigentlich ein fröhlicher Start ins neue Jahr hätte sein sollen. Ein junger Mann um die 20 stürzte bei einer Silvesterparty im Jugendraum aus dem Fenster.

Da sich der Raum im zweiten Obergeschoss der Ortschaftsverwaltung befindet, ist der Mann aus etwa sechs bis sieben Metern Höhe in die Tiefe gefallen und auf den gepflasterten Vorplatz vor der Garage der Gruoler Feuerwehr aufgeschlagen. Der Betroffene hatte wohl mehrere Schutzengel an seiner Seite und überlebte den Sturz. Allerdings zog er sich dabei Brüche zu und musste noch in der Nacht mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen werden.

Eine tragische Geschichte, die aber noch nicht ausgestanden ist, sondern vielleicht weitere Konsequenzen haben könnte. Inzwischen hat nämlich die Staatsanwaltschaft Hechingen die Ermittlungen aufgenommen und versucht die Umstände zu klären, die zu dem Fenstersturz führten. Diese bestätigte Markus Engel, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Hechingen, dem Schwarzwälder Boten auf eine entsprechende Nachfrage. Allerdings, so betonte er, gehe es nicht um vorsätzliche Körperverletzung, – solche Gerüchte sind offenbar im Umlauf – sondern um den Vorwurf der Fahrlässigkeit.

Es wird also geprüft, inwieweit eine Verantwortlichkeit besteht und wenn ja, wer sie hatte. Unter diesem Aspekt richten sich die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen derzeit aber ausschließlich gegen einen Beschuldigten, wie der Staatsanwalt bestätigt. Nach Informationen aus anderer Quelle handelt es sich dabei offenbar um einen nicht ganz volljährigen Jugendlichen aus Gruol, in dem man wohl so etwas wie den Verantwortlichen für den Jugendtreff sieht.

Eltern von Teenagern in Gruol beunruhigt

Allerdings – und das ist der Unterschied zu Jugendtreffs in anderen Haigerlocher Teilorten – hat der Jugendtreff in Gruol keine vereinsmäßig verfasste Struktur, insofern gibt es keinen satzungsgemäß gewählten Vorstand.

In Gruol schlägt der Fall längst Wellen und beunruhigt vor allem Eltern mit Teenagern, die im Rathaus-Jugendtreff verkehren zutiefst. Eine Reihe von ihnen wurde deshalb am Donnerstag im Ortschaftsrat vorstellig und forderte Aufklärung über den Stand der Dinge. Sie kritisierten, dass sie bis jetzt zu der Sache keinerlei Information von der Stadtverwaltung bekommen hätten und fragten sich entsetzt, ob tatsächlich jemand zur Verantwortung gezogen werden könne, der persönlich absolut nichts für den Fall könne.

Mit Aussagen, so bat Ortsvorsteher Otto Schneider die Eltern um Verständnis, müsse man im Moment zurückhaltend sein, da es sich um ein laufendes Verfahren handle und Staatsanwaltschaft und Polizei in alle Richtungen ermitteln.

Da scheint was dran zu sein: Der Jugendraum ist seit dem Unglück abgesperrt und darf nicht mehr benutzt werden. Anscheinend wurden auch schon mehrere Personen zu dem Sachverhalt befragt. Allerdings, dies bestätigt Staatsanwalt Engel, ist momentan noch völlig offen was sich aus den Ermittlungen ergibt. Von der Erhebung einer Anklage ist noch nicht die Rede.

Der Gruoler Ortschaftsrat, das wurde in der Sitzung deutlich, will sich aber auf jeden Fall hinter den Jugendlichen stellen, gegen den ermittelt wird und dem Jugendhauses den Rücken stärken, zumal es sich schon öfters nutzbringend für den Ort eingesetzt hat. Zum Beispiel beim Herrichten von Grillplätzen.

Außer der strafrechtlichen Bedeutung hat der Fall in Gruol allem Anschein nach auch eine zivilrechtliche Ebene. Äußerungen in der Ortschaftsratsitzung deuten darauf hin, dass die Familie des Verunglückten einen Anwalt eingeschaltet hat. Hier geht es vermutlich um Schadensersatzansprüche.