Foto: Cparks Foto: Schwarzwälder Bote

Bis in Hart das neue Baugebiet "Hinter Gärten II" kommen kann, sind noch ein paar Artenschutzfragenzu lösen

Lange Gesichter im Ortschaftsrat Hart. Eigentlich hätte der Gemeinderat nächsten Dienstag, 30. Juni, mit einem Beschluss das neue Baugebiet "Hinter Gärten II" auf den Weg bringen sollen. Doch der Termin ist nicht zu halten. Der Artenschutz macht mehr Kopfzerbrechen als gedacht.

Haigerloch-Hart. Es hat sich bisher alles so schön angehört: In Hart sollen im beschleunigten Verfahren nach Paragraf 13b 32 in zwei Abschnitten 32 neue Bauplätze erschlossen werden. Das scheint auch im Interesse der örtlichen Bevölkerung zu liegen; immer wieder ist die Rede davon, dass es 16 Bauwillige gibt, die lieber in Hart als anderswo im Stadtgebiet ihr Eigenheim errichten möchten.

Diesen Wünschen wolle man nach wie vor auch gerecht werden, betonte Ortsvorsteher Thomas Bieger in der Sitzung mehrfach. Nur lege der Artenschutz einer schnellen Erschließung des Baugebietes halt gewisse Steine in den Weg. Nächste Woche steht laut Bieger auf jeden Fall noch kein Aufstellungsbeschluss auf der Tagesordnung des Haigerlocher Gemeinderates und ob es damit bis zu dessen letzter Sitzung vor den Sommerferien am 28. Juli klappt, ist auch noch nicht hundertprozentig sicher. Dieser Termin sei laut Ortsvorsteher zwar das erklärte Ziel aller, aber selbst Haupt- und Bauamtsleiter Hans-Martin Schluck wolle nach den jetzt gemachten Erfahrungen dafür keine Garantie mehr abgeben. Bieger: "Viel wichtiger ist es im Moment, das Artenschutzgutachten wasserdicht hinzukriegen."

Zauneidechsen, Fledermäuse und Staren

Denn die im vergangenen Jahr gemachte Untersuchung war einfach zu wenig, wie sich im Nachhinein zeigt. Darum musste das mit der Baugebietserschließung beauftragte Planungsbüro Gfrörer aus Empfingen nacharbeiten. Zwischen März und Juli wurden mindestens fünf Begehungen des Gebietes gefordert, um absolute Sicherheit zu bekommen, was das Vorkommen geschützter Arten betrifft.

Diese Untersuchungen hat die Biologin Anna Kohle inzwischen gemacht und sie kommt zu einem vielschichtigen Ergebnis, welches Ortsvorsteher Thomas Bieger am Montag im Detail vortrug. Dass die "Dicke Trespe", ein auf der roten Liste stehendes Ackerwildgras, in dem künftigen Baugebiet wächst, hat sich zwar nicht bestätigt, wohl aber das Vorkommen geschützter Tierarten. So gibt es Hinweise auf zwei Staren-Brutpaare und den Verdacht auf eine Turmfalken-Brut. Gesichert ist das Vorkommen von drei Zauneidechsen (zwei weibliche und ein männliches Tier) und die Zahl von 18 Fledermausquartieren. Die Fledermäuse, so sieht es aus, leben in den Streuobstbäumen.

Wie aber kann man einerseits dem Bauwunsch junger Harter und andererseits dem Schutz bedrohter Tierarten gerecht werden? Indem man den Vögeln und Reptilien Ersatzhabitate in unmittelbarer Nähe zu ihrem jetzigen Lebensraum anbietet.

Auch dazu gab es Vorschläge von der Biologin. Für die Eidechsen könnte man zum Beispiel Steinhaufen, Totholzhaufen oder Sandlinsen anliegen anlegen. Für die Fledermäuse könnte man die Großbäume in den öffentlichen Raum verpflanzen, anstatt alle zu fällen und als Ersatz Jungbäume zu pflanzen.

Das ist im wahrsten Sinne des Wortes viel Holz und sowohl die Ortschaftsräte und auch junge Bauwillige unter den Zuhörern mussten diese Nachricht erst einmal verdauen. "Das ist eine Hiobsbotschaft. Es geht zwar nicht darum, dass Baugebiet zu verhindern, aber es wird vermutlich zu Verzögerungen kommen", fasste Bieger die Situation zusammen.

Ein kleiner Trost bleibt: Auch wenn für ein paar tausend Euro große Bäume verpflanzt werden sollten und anderweitig in den Artenschutz investiert wird, so können die Kosten für derlei Ausgleichsmaßnahmen nicht auf die späteren Grundstückseigentümer umgelegt werden.