Altstadt-Belebung: Diskussionsabend deckt Problemfelder auf

Haigerloch. Landschaftsarchitektin Isabel David hat am vergangenen Donnerstag im Haigerlocher Ortschaftsrat ihre Ideen zur einer Wiederbelebung des Städtle geäußert. Was aber wünschen sich die Haigerlocher selber? Eine Ahnung davon bekam man in der Diskussion nach dem Vortrag.

In relativ vielen Wortmeldungen kam der optische Eindruck zur Sprache, den das Städtle macht. In der Wahrnehmung dieser Haigerlocher macht die Altstadt an vielen Stellen einen "ungepflegten Eindruck". Geschäftsmann Max Stauss bezeichnete den Zustand der Ortseingänge recht drastisch. "Hundsmiserabel", meinte er.

Differenzierter waren die Meinungen zur Einbahnregelung in der Oberstadtstraße. Sie habe die Ober- von der Unterstadt regelrecht abgeschnitten, meinte Folke Weber. Er habe in der Anfangszeit geschäftliche Einbußen im fünfstelligen Bereich erlitten. Zudem beklagte er die langsamen Internet-Verbindungen in der Unterstadt.

Einen Städtlesbewohnerin, die in der neben der Oberstadtstraße verlaufenden Pfleghofstraße lebt, beklagte, dass durch die Einbahnregelung der Verkehr in ihrer Straße zugenommen habe. "Die Lebensqualität dort ist schlechter als vorher", stellte sie fest. Forderungen wurden laut, diese Regelung wieder rückgängig zu machen und den "unsäglichen Strich" (er grenzt den Fußgängerbereich in der Oberstadtstraße ab), wieder zu entfernen.

Max Elser teilte diese Sichtweise nicht unbedingt. Die Oberstadtstraße habe sich inzwischen von der Geschäfts- zur Wohnstraße gewandelt und das Ziel, den Durchgangsverkehr aus diesem Bereich herauszunehmen, sei erreicht worden, stellte er nüchtern fest. Elser: "Wir müssen uns fragen, ob wir wirklich zum alten Zustand zurückkehren wollen."

Eine Städtle-Aktivierung braucht privates und kommunales Engagement

Auch das Thema Gastronomie nahm in der Debatte im Bürgerhaus breiten Raum ein. Die Idee des städtischen Kultur- und Tourismusbüros mit einem Dinnele-Wagen und Café-Mobil auf dem Marktplatz sei zwar prima gewesen, lobte Ortsvorsteher Michael A.C. Ashcroft, langfristig müsse man aber in der Unterstadt wieder für ein permanentes gastronomisches Angebot sorgen. Sybille Weber, die einen Web-Laden direkt gegenüber dem Marktplatzbrunnen betreibt, konnte das nur bestätigen. "Wie oft habe ich in diesem Sommer von Touristen die Frage gehört, wo man denn hier einen Kaffee trinken gehen könnte?"

An Gastronomie fehlt es aus Sicht des Krone-Betreibers und stellvertretenden Ortsvorstehers Siegbert Erat jedoch nicht unbedingt, nur müsste sie aus seiner Sicht auch als solche genutzt werden. Erat äußerte die Idee, das Alraune-Textilmuseum ins Amtsgericht zu verlegen und den Schwanen am Marktplatz als Einkehrmöglichkeit zu reaktivieren. Immerhin wurde positiv vermerkt, dass das Café Charlott in der Oberstadtstraße renoviert worden und wieder geöffnet ist.

In diesem Zusammenhang informierte Ortschaftsrat Martin Sprissler darüber, dass der Investor, der derzeit an der Sanierung des historischen Gasthauses Schlössle arbeitet (dort entsteht Wohnraum), dazu bereit sei, die alte Wirtschaft im Erdgeschoss herzurichten und als Bürgercafé zur Verfügung zu stellen.

Fehlt es nun in Haigerloch an mehr Touristen oder lassen eher die Einheimischen die Stadt links liegen? Braucht es mehr Engagement der Stadtverwaltung und des Gemeinderates oder müssen auch die Bürger mehr Initiative ergreifen, um ihre Stadt nach vorne zu bringen?

Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Winfried Werner plädierte jedenfalls dafür, dass die Stadt leere Gebäude aufkaufen müsse, dann könne man agieren. Nadine Reiband warb für den Erlass einer Altstadtsatzung. Egidius Fechter riet dazu, die genannten Probleme zu sortieren und zu strukturieren.

Für Ortsvorsteher Ashcroft ist eines klar: "Wir brauchen eine starke Kernstadt, damit wir auch gesamtstädtisch weiterkommen."