Herzlich empfangen wurden Helmut Gabeli und seine Frau Brigitte bei ihrem USA-Besuch von ihren jüdischen Gastgebern und deren Freunden. Foto: Schwarzwälder-Bote

Helmut Gabeli trifft mit seiner Frau Brigitte ehemalige Haigerlocher Juden / Vortrag in der dortigen Synagoge

Von Nadine Reiband

Haigerloch-Trillfingen. Zwei Wochen lang war Helmut Gabeli mit seiner Frau Brigitte in den USA unterwegs. Während dieser Zeit hat der Historiker viele der noch heute in den USA lebenden Haigerlocher Juden und ihren Nachkommen getroffen.

Im Rückblick zeigt sich diese Reise als eine Reihung wunderbarer Ereignisse.Alles begann mit der Reise nach Berlin, die Helmut Gabeli im Januar 2010 unternahm, um dort den jüdisch-deutschen Geschichtspreis für seine Forschungen rund um das jüdische Leben im Haigerlocher Haag entgegen zu nehmen. Seit Jahren schon forscht er darum und hat in dieser Zeit zahlreiche Kontakte zu den noch lebenden Haigerlocher Juden in Israel und in den USA aufgebaut. Auch deren Nachkommen kennt Helmut Gabeli mittlerweile und pflegt den Kontakt durch Briefe oder Emails. So kam es nicht von ungefähr, dass Carol Super, deren Mutter aus Haigerloch stammte, und ihr Mann David Gold zur Preisverleihung nach Berlin reisten. Sie sprachen eine Einladung nach Amerika aus.

Im Mai dieses Jahres starteten Helmut und Brigitte Gabeli dann in die USA. In dem aus den 1969er bekannten Woodstock wohnten sie bei Carol Super und ihrem Mann. Einzige "Gegenleistung" für den Besuch war ein Vortrag in der dortigen Synagoge. Helmut Gabeli referierte in Englisch in der Synagoge nahe New York. Rund 200 Zuhörer hatten sich eingefunden, die gespannt lauschten: Als studierter Jurist und Historiker faszinierte ihn schon in früher Jugend das Dritte Reich und die Kirchengeschichte.

Das Leben führte seine Frau als Lehrerin nach Trillfingen. Früh fand er heraus, dass der damalige Spar-Laden in der ehemaligen Synagoge untergebracht war und ging fortan nicht mehr zum Einkaufen dort hin. 1988 gründete sich anlässlich der 50jährigen Gedenkfeier der Reichspogromnacht in Haigerloch eine Bürgerinitiative, die viele Überlegungen anstellte, wie man die ehemalige Synagoge wieder zurückhaben könne. Daraus resultierte der Gesprächskreis Ehemalige Synagoge.

Daneben begann Gabeli in den 90er Jahren den Kontakt zu den noch lebenden ehemaligen Haigerlocher Juden zu knüpfen. Denn "wichtiger als die Gebäude sind die Menschen". Es interessiert ihn einfach, welches persönliche Schicksal die Haigerlocher Juden erlebten, sagt Gabeli. Die Nachkommen in den USA blickten mit Staunen auf die Bilder, die Helmut Gabeli zum Vortrag mitgebracht hatten. Häuser ihrer Eltern und Großeltern waren zu sehen, Bilder aus dem ehemaligen Judenviertel in Haigerloch. Eigene biographische Lücken konnten geschlossen werden. Im Anschluss an den Vortrag musste der Fachmann dann Rede und Antwort stehen zu speziellen Fragen und auch das ein oder andere Zeitdokument erläutern. Die Gäste hatten Originaldokumente mitgebracht, die Helmut Gabeli mit Freude begutachtete. Er las das in Sütterlin Geschriebene vor.

Die Zeit in den USA nutzen Helmut und Brigitte Gabeli auch, um einen kleinen Teil des großen Landes zu sehen und um Kontakte zu pflegen. Bei unterschiedlichsten Gelegenheiten trafen sie die noch lebenden ehemaligen Haigerlocher Juden sowie deren Nachkommen. Auch ganz neue Freundschaften wurden geknüpft. New York City wurde angeschaut, Sightseeing gemacht. Einen grandiosen Höhepunkt gab es dann noch in der Sightseeing-Tour: Die Gastgeber Carol Super und David Gold sowie Herbert und Nancy Kaufmann, Tom und Kim Wolf, Felice und Garry Povill und der aus Haigerloch stammende Henry Schwab hatten eine Privatführung in der größten Synagoge der Welt, Emanu-El, organisiert. Die jüdische Gemeinde Emanu-El war 1845 überwiegend von deutschen Einwanderern gegründet worden. Der heutige Tempel öffnete 1929 seine Pforten.

Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde rund um die Gastgeber gaben Helmut Gabeli diverse Spenden mit auf den Weg zurück nach Deutschland. Zudem wurde ihm ein ganz besonderes Geschenk zuteil: die Gastgebergruppe ließ fünf Bäume in Israel pflanzen, die seinen Namen tragen. Außerdem überreichte sie ihm eine Mesusa mit Originaltext aus der Tora. Diese hängt nun an der Eingangstür der Wohnung der Katholiken Helmut und Brigitte Gabeli: "In dieser Wohnung sind Juden immer willkommen!"