Alte Musik frisch gespielt: Gerald Stempfel (links) und Theorbenspieler Thorsten Bleich ließen in der Annakirche alte französische Musik aus dem Hochbarock erklingen. Foto: Beyer Foto: Schwarzwälder-Bote

Schlosskonzerte: Alte Instrumente erklingen in der Annakirche

Von Willy Beyer

Haigerloch. Als Kulisse hätte die Anna-Kirche nicht besser passen können. Der "Abend beim Sonnenkönig" mit Musik aus der Zeit Ludwig XIV. von Frankreich war ein Konzerterlebnis erster Güte.

Wann gibt es schon mal die Gelegenheit, ein so altehrwürdiges Saiteninstrument wie die Theorbe live zu erleben? Und überhaupt, es zusammen mit der ebenfalls fein leise klingenden Gambe in schönster Harmonie zu hören? Beim Konzert in der voll besetzten Annakirche am Samstag war das der seltene Fall. Wobei der 1755 fertig gestellte Sakralbau gewissermaßen das visuelle Äquivalent zur Musik aus der Barockzeit bildete.

Die Ausführungen von Gerald Stempfel (Viola da Gamba) und Thorsten Bleich (Theorbe) waren durchaus geeignet, die höfische Prachtentfaltung des absolutistischen französischen Königs Ludwig XIV. vor dem geistigen Auge Revue passieren zu lassen.Weil Madame de Montespan in der Nacht verstimmt war wünschte "Son Altesse" (Seine Hoheit) Zerstreuung, So verlangte Sire nach dem Gambenspieler Marin Marais (1656 bis 1728).

Dem königlichen Sologambisten war denn auch der Abend in der Annakirche gewidmet und nicht dem Sonnenkönig, dessen Todestag sich 2015 zum 300. Male jährt. Im Mittelpunkt standen dabei Marais’ Suiten in a-moll. Sie beinhalten lauter Barocktänze wie das vornehme Menuett, den Hüftsprungtanz Sarabande oder die am Ende oft sehr schnell werdende Sautillante, ebenfalls ein im Schloss von Versailles angesagter Tanz.

Gespielt wurde in historischer Aufführungspraxis. Und zwar auf einer siebensaitigen Viola da Gamba. Einem Streichinstrument mit derart großem Tonspektrum, dass Gerhard Stempfel nach Noten spielen musste, die nicht wie bei Streichern üblich in einem, sondern in drei verschiedenen Schlüsseln stehen. Die 14-saitige Theorbe ist ein eigentlich als Bass konzipiertes Zupfinstrument mit ungewöhnlich langem Hals. Es wurde in Italien, Frankreich und auch in England gespielt.

Mit Stempfel und Bleich waren ausgewiesene Könner am Werk, die schon seit 20 Jahren gemeinsam auf internationalen Alte-Musik-Festivals auftreten. Das Konzert wurde letztlich auch deshalb zum Erlebnis, weil der größte Teil der aufgeführten Musik frei improvisiert war. Also ad hoc mal eben erfunden, "damit diese (alte) Musik wieder frisch in Ihre Ohren gelangt", wie es Thorsten Bleich in einer kurzen Ansprache erklärte.

So war dieses letztlich ungemein emotional berührende Konzert eine Bereicherung. Was im Besonderen auch für die Reihe der Haigerlocher Schlosskonzerte gilt, für die mit diesem Abend die diesjährige Saison endet.