Windräder und Rotmilane: Zwei nicht miteinander kompatible Dinge, deshalb ist der Bau von Windrädern auf der Hohwacht bei Stetten praktisch unmöglich. Foto: Strobel Foto: Schwarzwälder Bote

Windkraft: Windradkonzentration auf der Hohwacht nicht möglich – es gibt aber auch noch andere Szenarien

Das Artenschutzgutachten, welches das Büro Gfrörer aus Empfingen am Dienstag im Gemeinderat vorlegte, spricht eine klare Sprache. Aufgrund der Befunde erscheint der Bau von drei Windenergieanlagen (WEA) im bewaldeten Höhenzug "Hohwacht" bei Stetten unmöglich.

Haigerloch. Der Gemeinderat lässt deshalb das Verfahren zur Ausweisung von Windrad-Standorten im Flächennutzungsplan ruhen. Damit folgte er dem Vorschlag von Planer Gebhard Gfrörer.

Er und vor allem sein Mitarbeiter Rainer Schurr hatten zuvor fast eine Stunde lang ausführlich den "Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag über die lokale Vogelwelt" vorgestellt, mit dem der Haigerlocher Gemeinderat das Empfinger Büro für Umwelt, Verkehr und Stadtplanung im Mai 2017 beauftragt hatte.

Aufmerksam verfolgt wurde der Vortrag am Dienstagabend im Bürgerhaus natürlich von der Bürgerinitiative "Gegenwind Hohenzollern". Sie hatte von Anfang an die Konzentration von Windrädern im Waldgebiet zwischen Haigerloch, Rangendingen und Grosselfingen kritisch hinterfragt.

Gefundene Horste von Rot- und Schwarzmilanen in einem nahen Umkreis zu Windradstandorten auf der Hohwacht, das Vorkommen eines Schwarzstorchpaares, Flugaktivitäten von Wespenbussarden und noch vieles mehr lassen die Expertise des Büros Gfrörer zu einem klaren Ergebnis kommen: Der untersuchte Bereich auf der Hohwacht (Größenordnung 36,7 Hektar) erscheint höchst konfliktträchtig und die Situation lässt es nicht zu, dass in diesem Gebiet eine Konzentrationszone für Windenergieanlagen geschaffen wird, wie Schurr und Gfrörer feststellten. Für solche Sätze gab es Applaus aus den Zuhörerreihen.

Ist das Thema Windenergienutzung im Raum Haigerloch damit vollends zu den Akten gelegt? Nicht völlig, wie Gfrörers weitere Ausführungen zu dieser Frage nahe legten. Theoretisch kämen für die Ausweisung eines Vorranggebietes für Windenergieanlagen auch noch Waldflächen beim Kirchberg sowie der Stockwald zwischen Gruol und Geislingen in Betracht.

Doch der Bau von Windrädern in diesen beiden Gebieten erscheint Gfrörer als nahezu unwahrscheinlich. Der Stockwald fällt laut ihm wegen eines Schwarzstorch-Horstes raus und der Kirchberg erscheint aus seiner Sicht als WEA-Standort "grenzwertig". Dort existiert ein Wald mit Altholzbestand, wegen des Klosters ist der Denkmalschutz tangiert und auch hier dürfte nach Gfrörers Einschätzung der Artenschutz eine gewichtige Rolle spielen.

Möglich wäre natürlich immer noch der Bau einzelner Windräder. Gfrörer: "Es ist nicht komplett auszuschließen, dass die Anfrage für eine einzelne Anlage kommt." Das lasse das Baugesetzbuch zu. Hier kämen als Standorte die Grainthalde südwestlich von Bad Imnau, das Gewann Bolz östlich von Haigerloch, der "Bühl" östlich von Owingen und der Warrenberg südöstlich von Owingen in Betracht. Allerdings sind auch hier die Hürden hoch. Im Rahmen eines BImSch-Verfahrens (Bundesimmissionsschutzgesetz) müssen genauso Kriterien wie Windhöffigkeit, Abstände zu Wohnbebauung oder artenschutzrechtliche Belange geprüft werden.

"Lassen wir den Flächennutzungsplan ruhen und hoffen, dass das Thema damit vom Tisch" ist, empfahl der CDU-Fraktionssprecher Karl-Heinz Schneider und der Gemeinderat folgte ihm. Hermann Heim (Freie Wähler) wollte noch wissen, wie lange das Gfrörer-Gutachten Bestand hat (fünf Jahre) und empfahl, keine weiteren Gutachten auf Kosten der Stadt in Auftrag zu geben.